Dienstag, 18. Dezember 2012

Online-Shop - Rabattaktion

von hier:  http://de.dawanda.com/topic/21/10269146 (kein Hyperlink)

Kurz vor Weihnachten startete D. wieder einmal eine Rabattaktion.
Über den Sinn oder Unsinn kann man sich streiten (wobei ich kein seriöses Geschäft kenne, das in den Wochen VOR Weihnachten Rabatt gibt - und mit Ramsch- und 1€-Läden kenne ich mich nicht gut genug aus), aber das ist halt eine Marketingmaßnahme. Wem auch immer sie nutzt.
Wie immer wurde darüber heiß diskutiert, für und wider... letzendlich ist es doch die Entscheidung des einzelnen Shop-Besitzers, daran teilzunehmen oder nicht.

Aber diesmal - war es etwas anders.
Die Rabattaktion wurde mit einem Banner - quer über die Startseite beworben. Bei vorangegangenen Rabattaktionen stand sichtbar auf dem Banner der Hinweis "xx% Rabatt - in den teilnehmenden Shops" (keine Garantie für die Korrektheit meiner Erinnerung), und das war ausreichend und auch rechtlich in Ordnung.
Aber diesmal fehlte dieser direkt sichtbare Hinweis. Es gab beim Darübergleiten mit der Mouse ein Feld, auf das man eher zufällig klickte, worauf sich ein Fensterchen in grün öffnete, in welchem dieser Hinweis dem Kunden mitgeteilt wurde. Der Auffassung vieler Shop-Besitzer und auch der IT-Recht-Kanzlei nach ist das nicht ausreichend sondern eher irreführend.
Viele Kunden sahen den Hinweis entweder nicht oder bezogen ihn nicht auf sich - und forderten den versprochenen Rabatt regelrecht ein - zum Mißvergnügen der betroffenen Verkäufer, die sich durch das Banner zum Zwangsteilnehmer der Rabattaktion gemacht sahen.
Wieso haben sie den Rabatt denn gewährt, wenn sie doch nicht teilnahmen? Eben. Die Kunden GLAUBTEN aber ein Recht darauf zu haben - drohten mit Stornierung der Bestellung. Da auch wegen massiver technischer Pannen Umstellungen ;-) die ganze Plattform wochenlang nicht stabil lief, sahen viele ihr Weihnachtsgeschäft davon schwimmen und gingen widerwillig darauf ein.
D. sah das anders und beruhigte, beschwichtigte und fehlinformierte die besorgten Shop-Besitzer - die auch nicht erst seit gestern dort ihre Waren anbieten, also durchaus wissen, was korrekt ist und was nicht.
Was vielen auch überhaupt nicht gefiel: das Banner war allgegenwärtig, nicht nur auf der Startseite, sondern es erschien auf jeder Seite, die man aufrief. (Das hat mich auch schon genervt ;-).) Also auch auf den Shop- und Produktseiten von Verkäufern, die an der Rabattaktion NICHT teilnahmen.
Was das soll, verstehe ich auch nicht. Die betroffenen Verkäufer ebenso wenig. Einige sahen nur eine Möglichkeit - ihren Shop zu pausieren, bis die Rabattaktion beendet wurde.

Die Beurteilung der IT-Recht-Kanzlei  hier:
http://www.it-recht-kanzlei.de/dawanda-weihnachtsrabatt-wider-willen.html  
(kein Hyperlink. Text von da)

Das ist der Hammer. Am meisten verwundert mich dieses: (na, so sehr verwundert es mich nun auch wieder nicht - hat sich doch D. in den neuen AGB von aller Verantwortung freistellen lassen)
Durch den Umstand, dass das gegenständliche Banner auch auf den Shop- bzw. Angebotsseiten der jeweiligen DaWanda-Verkäufer eingeblendet wird, ist diese Art der Preiswerbung auch den jeweiligen Verkäufern zuzurechnen. Zwar wurde das Banner automatisch, und nicht auf Veranlassung des jeweiligen Verkäufers eingeblendet. Dennoch trägt letztlich der Verkäufer die (wettbewerbsrechtliche) Verantwortung für diese Werbemaßnahme. Ermöglicht die Verkaufsplattform, über die er vertreibt kein lauteres Handeln, muss er den Vertrieb hierüber eben einstellen.
Ohne Worte. Das ist keine Note 1 bis 3 für Dawanda, sondern eine viel schlechtere Note.
China-Massenware, offener Betrug, Rechtsverletzungen, Dilettantentum schlimmster Art, Verstoß gegen die eigenen hehren Bedingungen und Regeln - handmade with love sieht für mich anders aus.

Als (potentielle) Kundin finde ich das unmöglich. Schade für die vielen engagierten künstlerisch tätigen Menschen, die wegen ihres nichtausreichendem kaufmännischen Wissens und Könnens dem Treiben der Plattformbetreiber ausgeliefert sind, da sie es nicht gut genug überblicken und der Plattform (nahezu blind) vertrauen wollen und müssen. D. sollte dies eigentlich wissen.

Sathiya

6 Kommentare:

  1. Gibt es denn (immer noch?) keine Alternative zu Dawanda? Wenn das Geschäftsgebaren derart in den Keller geht, dass viele Anbieter sich damit nicht mehr identifizieren können, sollte man das doch erwarten. Was ist mit Etsy? In USA gibt es auch noch bigcartel.com, das scheint aber eher lose organisiert zu sein. Gibt es überhaupt was Vergleichbares bei uns? Oder braucht es eine neue Plattform?

    Spinnerter Vorschlag: was Dawanda macht, müsste man doch auch auf genossenschaftlicher Basis hinkriegen. Da steckt die Nachhaltigkeit ein Stück weit mit im System - und es heißt ja nicht, dass Anbieter, Betreiber, Dienstleister und Marketing-Leute kein Geld verdienen könnten (oder sollten!), im Gegenteil.

    Magst Du sowas auf den Weg bringen? Das wär's doch, ein kleines Stück gelebte Gesellschaftsveränderung!

    Viele Grüße
    Ursula

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    1. Hallo Ursula.
      Danke für Deine Worte und Deinen Vorschlag.
      Es gäbe da Etsy in Deutschland, aber das ist ziemlich amerikanah (nicht schlecht, aber eben nicht für den deutschen Markt gemacht)
      Es gäbe noch vondir.de (falls es überhaupt noch online ist, hab nicht geguckt), mehr kenne ich nicht, oder sie sind zu regional
      (google nennt mir eben noch diese: Shopwindoz, Hokohoko.com und KunstVonUns.de )

      Dein Vorschlag ist nicht so spinnert. Wenn ich das Know-how hätte - programmiertechnisch, rechtlich, kaufmännisch, marketingtechnisch gesehen - hätte (und den einen oder anderen Tausender ;-) ), würde ich das SOFORT selbst programmieren. Ob ich die Nerven dazu hätte, wäre abzuwarten... :-)

      Ich denke darüber schon länger nach, dachte und glaubte und hoffte aber immer noch, daß es mit D. nicht so schlimm sei/wäre/würde... aber es hat sich ja angekündigt. (lese eben noch einmal den Post "Neue Investoren bei D." - man hat es ja gewußt, irgendwie)

      Schöne Weihnachten, liebe Grüße, Sathiya
      (email folgt noch)

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    2. Die genossenschaftliche Basis dient an sich dazu, dass eine Zahl bereits bekannter (!) Mitspieler sich zusammenschließt.

      Sie hat am Anfang aber unter anderem den Nachteil, dass die Gründer anstatt zu verdienen (was ihr eigentliches Ziel ist), erst einmal die nicht unbeträchtliche Infrastruktur und Logistik vorfinanzieren müssen, zusätzlich zur Bereitstellung der Ware.

      Das ist zwar unternehmerisches 101, das können kleinere Produzenten (und die scheinen ja eine/die Zielgruppe an Anbietern zu sein) aber schlicht nicht leisten. Und das wollen sie meist auch gar nicht. Sondern einen Service nutzen der es ihnen erlaubt, ihre Produkte am Markt zu platzieren.

      Da ist es deutlich einfacher wenn ein Gründer mit einem schlüssig klingendem Konzept den Banken ein paar Millionen gegen eine Beteiligung inkl. Exit-Strategie aus dem Kreuz leiert und alle hoffen dass das Baby bald ans Fliegen kommt. Und die Anbieter dessen Service gegen Bezahlung nutzen.

      Damit will ich nicht andeuten dass ich das Verhalten des Portals gut heisse. Die Genossenschaft bietet aber absolut keinen guten Hebel soetwas zu verhindern. Ich denke solche Auswüchse entstehen bevorzugt dort, wo keine schlagkräftige Konkurrenz herrscht. Aber die entsteht nur, wenn es kaufmännisch sinnvoll ist - nicht aber aus Unzufriedenheit mit dem einen Anbieter.

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    3. Ist auch zu bedenken, danke.
      Unzufriedenheit mit dem Anbieter - bedeutet momentan für viele das Aus, wenn sie sich nicht mit den Gegebenheiten arrangieren können.
      Ich warte ja noch auf den Tag, da D. von seinen Kunden eine Loyalitätserklärung abfordert, ohne sich im Gegenzug zu was zu verpflichten. Da vergeht mir momentan das Lachen, aber wirklich.

      castagir, Dein Rat (vierter Absatz) ist vermutlich das praktikabelste - sollte sich jemand entschließen, eine Plattform aufzuziehen. Dazu bräuchte man nur einen Mann mit Charisma. Naa?? *g* (na also, ich lache schon wieder)

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    4. Powerpoints für kaufmännische Randgruppen (Banker) zu machen ist nicht das eigentliche Problem - das ist auch 5 Tage vor Weihnachten noch weitgehend Fliessbandarbeit ;-)

      Charisma wie auch die Bereitschaft und den unbedingten Willen entwickelt man aber erst dann wirklich, wenn man innerlich dahinter steht. Und die Rum-Steh-O-Mat-Branche - wie soll ich es sagen - naja, sie ist nicht wirklich mein Steckenpferd, dafür nehme ich sie viel zu gerne auf die Schippe - da müsstest Du vorher noch einiges an Überzeugungsarbeit bei mir leisten *g

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    5. Im Boot (außer Bootseigner): Bestand 1 Mann, evtl. auch 1 Frau (Ursula). Cool! Fehlen noch ungefähr 100...
      Das nötige Charisma hättest Du, wenn ich mir so Dein Profilbild ansehe... ;-)

      Spaß beiseite: darüber denke ich zwar schon länger nach, hatte aber noch nicht wirklich den Mut, es konsequent zuende zu denken. Da ich mich allein auf weiter Flur sah, und ich meine Kräfte sehr gut einschätzen kann - und sie dafür nicht reichen, nicht allein. Danke für das Angebot, Dich möglicherweise überzeugen zu dürfen :-). Und für Deine freundlich stichelnde Art zu frotzeln. Gefällt mir.
      Erst mal Weltuntergang, dann Weihnachten... dann sehen wir weiter. ;-)

      Liebe Grüße, Sathiya
      *noch schnell heimlich einen Schokoladen-Weihnachtsmann-Kopf mampft*

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