Dienstag, 23. September 2014

Das Rheingold

Eines meiner Lieblingsbücher seit fast zwanzig Jahren ist der Nibelungen-Roman "Rheingold" von Stephan Grundy, übersetzt von Manfred Ohl und Hans Sartorius.
Ich habe 1995 die Taschenbuchausgabe vom S.Fischer-Verlag gekauft und seitdem x-mal gelesen, ich kenne den Roman praktisch auswendig. Kürzlich fiel mir in einem Antiquariat die gebundene deutsche Erstausgabe von 1992 in die Hände, ich habe sie hocherfreut gekauft und sofort begonnen, sie zu lesen.
Bei der Lektüre war ich erst erstaunt, dann verwundert über mein anscheinend fehlerhaftes Gedächtnis. Es dauerte lange (fast das halbe Buch), bis ich auf die Idee kam, daß die zwei Ausgaben voneinander abwichen.
Sogar erheblich abweichen, beispielsweise hat meine Taschenbuchausgabe neben Kleinigkeiten wie veränderten Namen, Kapiteln und Episoden sogar ein anderes Ende als die Ausgabe von 1992.
Also, das hat mich ehrlich und ernstlich verwundert, fast schockiert.

Wo ist eine Erklärung dafür zu finden?
Die Kundenrezensionen bei Amazon waren ein wenig hilfreich, schrieben dort glücklicherweise auch einige, die den Roman im amerikanischen Original gelesen hatten. Der Roman muß wohl erheblich gekürzt, geändert und umgeschrieben worden sein, um den Lesegewohnheiten des deutschen Publikums (hah!!!!) zu entsprechen. Ich möchte gern weinen... aber das ist noch nicht alles. Da ich in der glücklichen Position bin, zwei Ausgaben zu besitzen und vergleichen zu können, bin ich die Bücher Seite für Seite durchgegangen. Sie sind seitenweise identisch, obwohl zwei verschiedene Setzereien daran gearbeitet haben, und dann wieder seitenweise umgearbeitet und ganz anders geschrieben.
Kurz hatte ich mir sogar überlegt, mir eine aktuelle Ausgabe zu kaufen, um auch sie zu vergleichen - aber was hätte das gebracht? Außer mich noch mehr zu ärgern - nothing. :-)

Dieser Artikel im Spiegel (Printausgabe von 1992) liefert eine mögliche Antwort:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682739.html (kein Hyperlink, kursiver Text von da)
... Das wurmt; und jetzt will er wenigstens das "Rheingold" heben, und er kriegt es. S. Fischer erwirbt das Manuskript von der New Yorker Agentur Elaine Markson, die die Weltrechte an Grundys Debüt besitzt. Dem Verlag wird zugestanden, den Stoff als Originalausgabe herauszubringen und damit für die weitere Vermarktung gleichsam den Prototypen zu schaffen.
In der Bücherbranche ist das keine alltägliche Offerte. Die Amerikaner setzen da ganz bewußt auf einschlägiges Know-how - "nach der ,Avalon''-Produktion trauten die uns ein bestimmtes Händchen auch für den germanischen Urgrund zu", erläutert Fischers Pressesprecherin Martina Gollhardt. Und wichtiger noch: Der deutsche Vertragspartner darf über den Autor und dessen Text uneingeschränkt verfügen.   ...
Na, wer sagt´s denn! Ursache gefunden - über den Autor und dessen Text darf uneingeschränkt verfügt werden.  ^.^

Allerdings erklärt es nicht, warum sich meine zwei Ausgaben so unterscheiden. Ich ging bisher - blauäugig und naiv - davon aus, daß bei Literaturwerken die gebundenen Ausgaben mit den Taschenbuchausgaben vom Text her identisch wären. Es sei denn, es ist extra vermerkt, es handle sich um eine Neubearbeitung, Neuübersetzung oder Spezial-Ausgabe.

Das ist die eine Seite des Ärgers. Die andere ist viel massiver und berührt mein Urvertrauen in die Übersetzung: in den Buchrezensionen beispielsweise wurde die Qualität der Übersetzung von Kennern der amerikanischen Ausgabe heftig kritisiert, und bemängelt, daß die deutsche Ausgabe verstümmelt sei. (- und ich frage mich eben, von welcher Ausgabe genau die Rede ist?) Einer bezweifelte, daß derart massive Eingriffe in den Originaltext gestattet seien und verstieg sich sogar zu dem Wunsch, jemand solle dem Übersetzungs-Duo mit ihrem eigenen Wälzer dafür auf die Finger hauen... ich schließe mich diesem Wunsch übrigens an. Was erlauben Strunz!!! :-)
Wie kann ich jemals wieder bei einem übersetzten Buch darauf vertrauen, daß die Übersetzung wortgetreu und korrekt ist...?

Auf meinem Wunschzettel steht seitdem "Rhinegold" im Original. Auf daß es helfen möge. ;-)

Habt es fein - Sathiya

Sonntag, 21. September 2014

Das Recht auf Vergessen

Bei meiner heutigen Google-Suche nach einem bestimmten Namen kamen drei nutzlose Treffer, dafür ein Hinweis:

Einige Ergebnisse wurden möglicherweise aufgrund der Bestimmungen des europäischen Datenschutzrechts entfernt. Weitere Informationen
Wie setzt Google die jüngste Entscheidung des Gerichtshofs der Europäischen Union zum "Recht auf Vergessen" um?
Das jüngst verkündete Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union hat weitreichende Folgen für Suchmaschinen in Europa. Das Gericht stellte das Recht bestimmter Personen fest, von Suchmaschinen wie Google die Entfernung von Ergebnissen für Suchanfragen mit ihrem Namen zu verlangen. Nach dem Urteil müssen die angezeigten Ergebnisse entfernt werden, wenn sie den Zwecken der Verarbeitung nicht entsprechen, dafür nicht oder nicht mehr erheblich sind oder darüber hinausgehen. 
(kursive Texte von google, aktive Links entfernt)

Und ich wundere mich schon seit einiger Zeit über die verkrüppelten Suchergebnisse, vor allem was die Online-Suchen nach Namen angeht.

Das entsprechende Urteil http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=152065&amppageIndex=0&doclang=de&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=276332   (kein Hyperlink)
ist (für einen juristischen Laien) recht mühsam zu lesen.
Ich habe mich durchgekämpft und extrahiere folgendes: jemandem hat es nicht gepaßt, daß online bei der Eingabe seines Namens Hinweise auf eine erfolgte Zwangsversteigerung seines Eigentums auftauchten. Er wollte es gelöscht haben oder die Suchergebnissse so verändert, daß sein Name nicht mehr in ursächlichem Zusammenhang damit auftaucht. Soweit, so gut. Das Urteil trägt dem Rechnung. Die Suchmaschinen berücksichtigen Treffer mit dessen Namen nicht mehr, soweit sie im Zusammenhang mit der Pfändung stehen.
Darüberhinaus ist die Urteilsbegründung damit vollgestopft, die europaweite Verarbeitung von personenbezogenen Daten durch Suchmaschinen an sich als halbseiden darzustellen und damit einen Präzedenzfall zu schaffen, der die Verarbeitung von personenbezogenen Daten ohne die ausdrückliche Einwilligung des Betreffenden unter Strafe zu stellen, und die Suchmaschinen damit zu zwingen, die Suchergebnisse zu verbergen. Die bei dem Urteil mitinvolvierten Regierungen unterstützten dies.
Darüberhinaus wurde versucht festzulegen, in welchen Einzelfällen genau und unter welchen Voraussetzungen eine Privatperson von den Suchmaschinen verlangen dürfe, Suchergebnisse ihre Person betreffend zu verbergen bzw. zu löschen bzw. gar nicht erst anzuzeigen, daß da jemals welche gewesen waren.
In aller Kürze und vermutlicht brutal vereinfacht dargestellt, aber ich bin kein Jurist, Gottseidank. ;-)
Aber das ist nur die Spitze des Eisberges.

Wann wird der erste kommen, dem es nicht paßt, daß in der Tagespresse vor zwanzig Jahren sein Name in einem ihm heute peinlichen Zusammenhang genannt wurde, und er ein Urteil erwirkt, das die Medienarchive dazu zwingt, die entsprechenden Ausgaben zu revidieren, zu schwärzen oder zu vernichten?
Das Recht auf Vergessen kann schon seltsame Blüten treiben.

Ich kann mir nicht helfen, aber das ist lächerlich. Heutzutage, wo jedermann völlig arglos und blauäugig auch noch die intimsten Details seines Lebens freiwillig, ungezwungen, ungebeten in allen möglichen Kanälen des Internet postet, veröffentlicht, teilt - und da kommt plötzlich einer an und will, daß die unangenehmen, peinlichen Dinge verschleiert werden. Noch sind es nur die persönlichen Daten, die online ein "Recht auf Vergessen" haben, doch demnächst werden es unternehmerische Daten sein, Jahresbilanzen, Konkurse, Begebenheiten, die plötzlich zu unangenehm und zu peinlich sind, um noch von der "interessierten Öffentlichkeit" abgerufen werden zu dürfen.
Was das über den einzelnen aussagt, der z.B. bei Google Anträge auf "Vergessen" stellt, ist wieder etwas ganz anderes. Daß nur das Angenehme, dem Augen Wohlgefällige online abrufbar sein darf, und das Unangenehme, nicht ganz so Gute soll verborgen bleiben? Hat neuerdings etwa die halbe Welt was zu verbergen? :-)

Das Recht auf Vergessen oder besser Pflicht auf Vergessen? Wann wird es wohl eine höchst-EU-richterlich angeordnete Pflicht auf Vergessen geben? Wie es schon in einigen Ländern praktiziert wird - unter dem Deckmantel der Staatsräson, des Datenschutzes und oder Urheberrechts. Die Zensur des Internet - nun auch in der EU. Noch wird nur ein wenig radiert und geschönt, an Stellen, wo es noch nicht so sehr auffällt - aber ich bin mir sicher, das ist erst der Anfang.
Welcome to our brave new world.

:-) Peace, Sathiya

Sonntag, 14. September 2014

Computerfrage

gefunden: UɐɹɟʇɐʞıuU²
Wie, zum Kuckuck, geht das???

Babybauchabdruck

Achtung 1: kein Männer-Content!
Achtung 2: kein Babybauch! ;-)
Achtung 3: bitte nicht persönlich nehmen!

Ab und zu stolpere ich über etwas, was ich nicht verstehe. (Fragt lieber nicht, wieso ich ausgerechnet darüber stolperte. Die Wege des Internet sind unergründlich...)
Ich habe zwei Kinder - und keinen einzigen Babybauch-Abdruck. Auch kein Babybauch-Bild.
Wann ist das nur Mode geworden?
"Ein ganz besonderes Andenken für die Ewigkeit, mit einem Gipsabdruck des Babybauches kann man sich später an die vielen schönen Momente der Schwangerschaft mit seinem Baby im Bauch erinnern." 
hier gefunden: http://www.babybellydesign.com/  (kein Hyperlink, kursiver Text von da)
Ist es das? Hab ich was verpaßt?

Heute bestaunte ich irritiert und leicht entsetzt eine Parade runder, praller, verzierter, polierter, bemalter Gips-Babybäuche mit Busen in allen mütterlichen Formen und las die dazugehörigen Schwärmereien der Frauen und muß fragen: meint ihr das wirklich ernst, Mädels? Braucht ihr allen Ernstes eine materielle Erinnerung in Gipsform an eure Schwangerschaft, an eine Zeit, in der ihr euch mies gefühlt habt, aufgebläht wie ein Wal, von Schmerzen, Atemnot, Schlaflosigkeit und dicken Knöcheln geplagt? Eine andere Erinnerung an die Schwangerschaft als euer Kind, das neben euch munter aufwächst?

Oder ist es der Ausdruck des Dazugehörens, daß frau eben außer zu Schwangerschaftsgymnastik und Geburtsvorbereitungskurs, Schwangerschaftsyoga usw. auch zum Babybauchabformen geht? Um sich mit anderen Müttern im Format einer Venus von Milo zu vergleichen?

Oder ist es der Versuch, ein Gegengewicht zu schaffen zur allgegenwärtigen Sexiness, zur stromlinienförmigen Frau, die in allererster Linie rassige Sexgöttin ist und nur in zweiter Linie eventuell Mutter? Jede Frau eine fruchtbare Venus von Milo... direkt an der Schlafzimmerwand.
Was halten denn eure Männer davon, wenn sie vorm intimen Zusammensein den Blick schweifen lassen, und in Lebensgröße und in Gips das potentielle Ergebnis ihrer Bemühungen präsentiert bekommen? Da helfen auch keine barocken Goldkringel und Schleifchen unterm Gipsbusen mehr. ;-) Obwohl, wer weiß?

Da hört man immer wieder, daß eine Frau sich nicht auf ihr Äußeres reduzieren lassen wolle - und nun das. Also, wenn das nichts Äußeres ist, weiß ich ja auch nicht.
Celebrate pregnancy...
Meinetwegen hängt euch eure Bäuche an die Wand. Bunt bemalt und mit Beleuchtung. ;-)  :-)

Aber das hier finde ich - bei aller Liebe - abartig:
Nicht nur ein Gipsabdruck vom Babybauch, sondern auch ein Gipsabdruck vom Kinderbauch, ist eine wunderschöne Idee. Zum Beispiel mit Hintergrundbeleuchtung, optimal als Nachtlicht für das Kinderzimmer. Ihre persönliche Designerlampe mit hohem Erinnerungswert, einfach traumhaft schön!!  (Text gemopst vom obigen Link)
Nachttischlampe aus Kinderbauch. Ach herrje. Du kriegst die Tür nicht zu...!!!
Tststs. Grüßle, Sathiya

Sonntag, 7. September 2014

Putzdienst

Das 'C' auf meiner Tastatur klemmt.
Habe den Putz-Notdienst gerufen.
Was mir geschickt wurde, war das da:





















Das 'C' klemmt immer noch. Nun klemmt außerdem auch noch das 'X'.
Ich möchte mich beschweren! Ich hatte einen Notdiensttechniker fürs 'C' bestellt! Nicht fürs 'A'!

*- - - * :-) Sathiya

Freitag, 5. September 2014

Smartphone-Zombies

Überall sind sie schon zu sehen, und ihre Zahl nimmt besorgniserregend zu: die Smartphone-Zombies. ;-)
Größer, besser, stylisher, dünner, längere Akku-Zeit, mehr i-net, mehr Musik, mehr Apps, mehr Spiele,mehr elektronische Smiley- und Winkewinke-Kommunikation - das moderne smartphone tut alles, um seinem Nutzer die Kenntnisnahme der schnöden normalen wirklichen Welt zu ersparen.

Fast tut es einem ja leid, sie ab und zu aus ihrer cleanen virtuellen Realität reißen zu müssen - etwa weil sie einem glatt vors Auto oder Rad laufen, oder weil der Sprößling auf halb acht aus dem Buggy hängt und sich fast an seiner Schnullerkette erwürgt. Aber was sein muß...
Auch beim Restaurantbesuch sitzt das smartphone als Gast mit am Tisch. Sie und Er, traut vereint im Zocken oder App-store-Surfen oder Chatten - kommunikativ ohne Ende, nur nicht miteinander.

Mütter, deren Augen wie paralysiert an ihren smartphones kleben, kein Ohr oder Auge oder Gedanke an die Brut. Wildes Geschnatter und Gechatte über zutiefst belanglose Nichtigkeiten, aufgeregtes Vergleichen von Apps, stundenlanges Gesuche nach der billigsten Jogginghose, online-Terminplanung des gesamten nächsten Quartals. Die armen Kinder werden als nerviger Kostenfaktor gleich mit eingeplant und laut bestöhnt wegen des zusätzlichen Streßes. Obwohl die Kommunikation online erfolgt, verfängt sich der eine oder andere Gesprächssplitter in der realen Welt und wird dort auch hörbar. Meist bekommen sie es nicht mit. ;-) Mütter-Zombies.

Junge Männer mit Riesen-Studio-Kopfhörern auf dem Schädel, fest verkabelt mit ihren elektronischen Begleiter, die Augen ins Nirgendwo fokussiert oder auf den Bildschirm geheftet.

Junge Frauen mit grellpinken smartphones, fest umklammert von langen lackierten Nägeln, die übergroße Handtasche fest in der Armbeuge hängend. Augen fest auf dem Bildschirm, wo sonst.

Sogar Kinder, kleine Kinder, haben smartphones. Wenn ich deren Eltern erwische...!!
Ich habe letztens einigemale beobachtet, daß kleinere Kinder schon so auf Wisch- und Touch-Handys konditioniert sind, daß sie sogar bei Bilderbüchern versuchen, mit über das Buch wischen das nächste Bild zu erzeugen. !!

Die allgegenwärtigen Selbstgespräche (Telefonate über Handy) in aller Öffentlichkeit lasse ich mal außen vor. Ich habe mich schon daran gewöhnt, führe ja selbst gelegentlich Telefonate in der Öffentlichkeit.
Wenn man sich aber mal überlegt, daß Stimmenhören (und darauf auch noch zu antworten) und öffentliche Selbstgespräche zu führen einem noch vor 50 - ach was - 30 (!) Jahren einen Notfalltermin beim nächsten Psychiater eingebracht haben...

Und wer weiß, was (oder wer) in den nächsten 50 Jahren alles als normal gelten wird?
Und wer (oder was) als unnormal? ;-)

Immer schön locker bleiben, Peace! Sathiya

Montag, 1. September 2014

My evening is your morning 5

Sathiyas Sorgentelefon - in den Kommentaren. ;-)