Freitag, 30. November 2012

Brust oder Flasche

Inspiriert von hier: http://talentfreischoen.blogspot.de/2012/11/wie-du-stillst-nicht.html

Das Stillen oder Nichtstillen - that is the question - ist heutzutage zu einer Ideologiefrage geworden. Es ist noch viel schlimmer als mit Christen und Heiden... da die Lager sich unversöhnlich gegenüberstehen. Alle argumentieren übrigens mit denselben "Fakten" - die sie ihren Ansichten entsprechend anders wichten und entsprechend einsetzen. O du schöne neue Welt...
Wo sind wir da nur hingeraten?
Daß sich Frauen übers Stillen bis aufs Blut zerfleischen...
Der Artikel selbst ist gut geschrieben, teils lustig, teils kritisch, und interessanterweise von eine Nichtstill-Mutter. Dabei durchaus alle Aspekte beleuchtend, auch den unglaublichen gesellschaftlichen Zwang und Druck, eine der beiden Ernährungsarten für Säuglinge zu wählen und zu begründen, warum frau das eine tut und das andere nicht.

Wieso ich auf diesen Zug aufspringe: mich stört vor allem und im besonderen die fadenscheinige Begründung der "Wahlfreiheit", die hinter der gesamten Still-Ideologie steckt. Und nicht nur dort. Meine Freiheit ist immer auch die Unfreiheit eines anderen, aber das ist ein anderes Thema.
Ich bin keine der Mütter, die andere verurteilen, weil sie etwas tun oder nichttun. Diese ganze "Stillen oder Nichtstillen - that ist the question"-Diskussion geht mir auf den Wecker...
Nur kurz dazu: wir Menschen sind Säugetiere. Von Seiten der Biologie her ist es nun mal vorgesehen, daß unsere Neugeborenen an der Mutterbrust trinken. Punkt. Und nun kann jede machen, was sie will... :-)
Lg, Sathiya
(die zweimal jeweils knapp ein Jahr gestillt hat - na und? Ich bin deshalb keine bessere oder schlechtere Mutter als jede von uns)
Eingerückt: mein Kommentar zu dem Blogpost.
Finde ich ganz passend - aber vielleicht mißverständlich.
Deswegen hier die Erläuterung, ohne mich für die eine oder andere Ideologie zu entscheiden.

Wir Menschen sind Säugetiere. Unsere Körper produzieren das Notwendige, daß ein Kind gezeugt, ausgetragen, geboren und in den ersten Lebensmonaten ernährt werden kann. Das kann niemand ernsthaft und glaubwürdig in Frage stellen.

Früher (ja, ich rede auch von früher) gab es keine Kunstmilch, angereichert mit und optimiert für und angepaßt an, sondern nur die Alternativen Ammenmilch oder Tiermilch. Was beides schon damals (ja, die Altvorderen waren auch nicht dümmer) als nicht optimal angesehen wurde. Wer es sich leisten konnte - Reiche, Adlige - ließ die Kinder von Ammen stillen. Wer es sich nicht leisten konnte, aber auf eine Ersatzernährung für sein Baby angewiesen war, mußte eben zusehen, wie seine Kinder an der Tiermilch zugrundegingen - oder auch überlebten, je nachdem. Muttermilch IST nun mal das Grundnahrungsmittel eines jeden Neugeborenen, vorzugsweise die Milch der eigenen Mutter.
Heutzutage glaubt jede Frau, eine "Wahlfreiheit" zu haben, und diese koste es was es wolle, auch gegen das Interesse des eigenen Babys durchsetzen zu müssen.
Woher kommt nur diese vermeintliche "Wahlfreiheit"?

Was früher ein Notbehelf war, ist heute aufgrund der verbesserten Kenntnis über Aufbau und Funktion des Körpers und optimierter Produktionsbedingungen gesünder und überlebenstüchtiger geworden. Die Supermärkte sind voll von Anfangsmilch, Adaptierter Milch, X-Milch :-) usw., die Wahl ist groß, beinahe zu groß. Und die Versuchung, danach zugreifen, weil es "so praktisch" sei, noch größer. Weil es ja so gesund sei, sogar besser als Muttermilch. Wie uns in der Werbung von großäugig und vertrauenenerweckend in die Kamera blickenden Fabrikanten und strahlenden sexy Müttern mit rosigen Babies im Arm gern suggeriert wird.
Die Entscheidung gegen das Selbststillen stand früher nur Frauen in einer gewissen gehobenen wirtschaftlichen Lage und gesellschaftlichen Stellung offen. (Wobei auch diese oft genug Opfer der gesellschaftlichen Erwartung wurden, ihre Säuglinge eben nicht selbst zu stillen.) Heutzutage scheint es allein der Laune einer jeden werdenden Mutter überlassen zu werden, was sie tun wird - Brust oder Flasche.
Ich sage absichtlich "Laune", weil ich noch kein überzeugendes Argument gegen die Brusternährung hören durfte (ich meine: von Frauen, die diese Erfahrung selbst noch nie gemacht haben), aber jede Menge von "ich will selbst über meinen Körper bestimmen" gehört habe.

Und was ist mit den Rechten des Kindes? Gehört es nicht zu den Grundrechten eines jeden Neugeborenen, eine gewisse Zeit ausschließlich mit der Milch der eigenen Mutter ernährt zu werden - und nicht mit Ersatz aus der Milch anderer Frauen oder artfremder Tiermilch oder gar pflanzlichen Surrogaten?
Wo sind die Langzeituntersuchungen, die die Umbedenklichkeit der Ernährung mit Tiermilch belegen (und zwar nicht nur in Einzelfällen sondern nationenweit - wenn man davon ausgeht, daß jede zweite Frau nicht selbst stillt)?
Die Grundrechte des Kindes - wo sind sie niedergelegt? Haben sie schon Eingang gefunden in das Grundgesetz der Bundesrepublik? Wie wird es geregelt - das Grundrecht der Selbstbestimmung der Frau über ihren eigenen Körper gegen das Grundrecht des Kindes auf artgerechte Ernährung?

Man merkt unschwer, daß ich eine Gegnerin davon bin, wenn Frauen aus einer Laune heraus ihr Kind nicht selbst ernähren. Ist das Stillen unmöglich, weil Krankheit, persönliche Probleme oder sonstwas dagegenstehen, dann ist eine künstliche Ernährung gut und richtig. Sie kann aber nur die zweite Wahl sein.
Und - menschliche Milch ist für die Ernährung menschlicher Säuglinge gedacht. Tiermilch für die Ernährung von Tierbabies. K(aum)eine Frau würde auf die Idee kommen, ihrem Baby Hundemilch oder Schweinemilch anzubieten, sogar bei Ziegenmilch (die besser verträglich ist als Kuhmilch) ist die Ekelschwelle groß... wieso ist es dann bei Kuhmilch so anders?
Kuhmilch ist von Natur aus für Kälber gedacht. Nicht für Menschenkinder. (siehe auch den Post "Über Milch")

Weitere Argumente sind die Bindung des Kindes an die Mutter und umgekehrt (die angeblich nur bei gestillten Babies besonders gut ausgeprägt sein soll) und die Vorbeugung von Krankheiten und Übertragung mütterlicher Bakterien und entsprechender Antikörper. Ja, toll. Aber alles nicht unangreifbar.
Biologisch gesehen schön und gut, auch im Gesamtblick auf die Art gesehen in Ordnung - aber im einzelnen? Nein, kein wirklich brauchbares Argument.
Über Antikörper und dergleichen werde ich nicht mutmaßen, davon habe ich zuwenig Ahnung. Kann sein, kann auch nicht sein... es sollten aber genügend Studien und Untersuchungen existieren, die das Pro-Stillen belegen.

Die berühmte Bindung das Kindes, die beim Stillen entsteht...
Meine Großmutter war uns bis zu ihrem Tod in größter Liebe, Zuneigung und Liebe verbunden. Sie liebte ihre Tochter und ihre Enkel. Nur - sie war überhaupt nicht meine echte Großmutter, sondern hatte meine Mutter an Kindes statt angenommen, als sie zehn war. Da war nichts mit Stillen... die Bindung kam aus ihrem Herzen heraus.
Es ist meiner Meinung nach nicht richtig zu behaupten, eine stillende Mutter hätte eine größere Bindung zu ihrem Kind. Sie hat eine andere Bindung, aber keine besser oder größere. Liebe kommt nicht zustande durch biologische Vorgänge wie Gebären, Stillen, Windelwechseln... (oder Sex) sondern durch bewußte Entscheidung für einen anderen Menschen, jeden Augenblick aufs neue.

Ich möchte zum Thema Stillen noch etwas anderes ansprechen: das Lustgefühl.
Stillen war für mich immer einem Orgasmus vergleichbar. Für Mutter und Kind. Das Gefühl großer körperlicher Nähe verbunden mit einem nahezu ekstatischen Lustgefühl, ein Geben und Nehmen, das Gefühl, restlos angenommen und akzeptiert zu werden, ohne wenn und aber geliebt zu werden, seelische Erfüllung im Hier und Jetzt zu finden, begehrt zu werden... Das ist ein Tabu, denn sexuelle Gefühle einem Kind gegenüber sind streng verboten... böse Sathiya, nein, wie kann sie bloß?!?!? Und das auch noch aussprechen?! War aber so bei mir... :-)  *die Schultern zuckt*
Möglicherweise könnte das auch mit ein Grund gewesen sein, wieso Männer früherer Zeiten und eines gewissen Ranges ihre Frauen vom Stillen abgehalten haben: man könne es sich ja leisten, eine Amme einzustellen - und dabei wollten sie nur eins: nämlich die Frau für sich selbst haben. Eifersucht auf den anderen in ihrem Bett (auch wenn der Rivale oder die Rivalin erst wenige Tage, Wochen oder Monate alt war). Pronto, abstillen, ich zahl die Amme. (Mick Jagger gar sollte von seiner Frau das Abstillen verlangt haben, weil er beim Sex keine Milch im Mund haben wollte. Männer gibt´s!!!)

So, genug geredet.
Es sollte selbstverständlich sein, daß eine Frau ihrer Natur folgt und ihr Kind stillt - so wie sie es selbst empfangen, ausgetragen und geboren hat.
(Naja. Künstliche Befruchtung und geplante Kaiserschnitte und Leihmütter lassen grüßen - demnächst wird es noch so sein, daß der künftige Vater sich nicht mehr selbst dem Akt des Zeugens unterzieht, sondern seiner Partnerin einfach ein kleines Reagenzglas gibt - Wahlfreiheit ist alles ;-) )
Und erst dann, wenn das Stillen nicht klappt, auf die Alternativen ausweicht. Und nicht von vorn herein beschließt, nicht zu stillen.

Mit freundlichen Grüßen, Sathiya

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Nachtrag:
 
Wie sähe es denn mit der Wahlfreiheit aus und der Selbstbestimmung, wenn dieselbe Frau, die jetzt ihr Recht auf Nichtstillen vertritt, sich in einer Umgebung wiederfindet, die alles andere als zivilisiert und modern ist? Ohne Supermärkte mit fünfzehn Sorten Säuglingsnahrung, sauberes Wasser, Trinkkostwärmer, Sterilisator, sauberen neuen Saugern, Reinigungsmitteln und Aufbewahrungsmöglichkeiten? Würde sie sich gegen das Stillen entscheiden - was den unter Umständen den Hungertod ihres Babys bedeuten würde, wenn keine andere Frau oder Tiermutter da wäre, um das Kind zu ernähren? Würde sie das auf sich nehmen? Oder würde sie keinen Gedanken daran verschwenden, sondern ihrer Natur folgen?
Wir modernen Menschen nehmen viel zu viel als selbstverständlich hin, als immer verfügbar, ja sogar als einforderbares oder einklagbares Recht. Das ist ziemlich arrogant. Genau wie die gesamte Stillen-Nichtstillen-Diskussion. Jammern auf hohem Niveau ist noch zu nett ausgedrückt. Haben wir keine anderen Probleme...!!??

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Erwiderung zu "Früher haben die Frauen alle gestillt-Quatsch"
Liebe Frau M., bis jetzt konnte ich alles unterschreiben. Jeden Kommentar und die Antworten darauf, es sind eben andere Meinungen und Erfahrungen, die alle ihre Existenzberechtigung haben. Aber nun...
Bitte den dritten Satz zurücknehmen. Es ist kein Quatsch sondern eine Tatsache. Was trinkt denn ein Säugling mangels Milchpulver, wenn grad auch keine Ziege oder Kuh zur Hand ist? Muttermilch, ob es der Mutter paßt oder nicht - oder es verhungert.
Bitte, der Beitrag war so schön geschreiben. Jetzt mit der eigenen Anti-Brust-Ideologie daherzukommen, ist unsachlich und konterkariert die schöne Arbeit. Und wird nebenbei auch Ihrer Großmutter nicht gerecht. Unabhängig davon, daß sie sich vielleicht Milchpulver gewünscht hätte... :-)

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2. Erwiderung (man traut sich ja nicht, sowas direkt in die Blogs zu schreiben - wenn man derart diametral entgegengesetzter Meinung zum Originalbeitrag ist)
Meine Großmutter gab mir diesen Rat, als ich mit 20 Jahren schwanger war und ziemlich verunsichert von den gegensätzlichen Informationen und Dogmen zur Säuglingsernährung: 
Mein Mädchen, überlege dir, was du machen würdest, wenn du ganz allein wärst. Kein Milchpulver, kein sauberes Wasser, kein Wärmegerät. Stillen oder verhungern lassen kommt in Frage - oder eine andere Frau finden, die dein Kind stillt. Und frage dich zuallererst, was für dein Kind das beste wäre. Es ist ganz auf dich angewiesen, kann sich nicht selbst helfen und noch nicht selbst entscheiden. Stelle deine Wünsche zurück, das empfehle ich dir. 
Gründe gegen das Stillen gibt es viele, doch sie ließ nur einen gelten: wenn die Muttermilch dem Kind geschadet hat. Befindlichkeiten wie wunde Brustwarzen (kenne ich auch. VIER Wochen lang...!!) oder "ich will endlich wieder durchschlafen" oder ähnliche ließ sie nicht gelten. (Sie kam aus einer Bauernfamilie und kannte sich mit Kindern und Milch aus wie keine zweite)
Ich kann und will solche Befindlichkeiten eigentlich auch nicht gelten lassen. Das sind ganz eindeutig Launen. Moderne Zeiten hin oder her.
Und ich bin leicht schockiert, wieviele begeistert dem Tenor der Autorin zustimmen. Wollt ihr wirklich aus einer Laune heraus eure Babies nicht stillen und mir das auch noch als fortschrittlich verkaufen?!
Ich beziehe mich gerade auf diese Aussage: (Text aus dem Kommentarfeld) 
Das hab ich mich auch schon oft gefragt. In den Foren werden die Mütter, vor allem Schwiegermütter, die einen mit längst überholtem Wissen nerven, regelmäßig gebasht. Das passiert in einer Überheblichkeit des Sichauskennens und der Allwissenheit, die erschreckend ist. Man müsste doch mal auf die Idee kommen, dass jetzt nicht das Ende der Geschichte der Säuglingspflege/ernährung anbricht und das heutige Erkenntnisse, Einstellungen und Praktiken in der Zukunft heillos veraltet sind/scheinen. Strange. 
Das ist strange. In der Tat. WIR wissen ja ALLES besser BESSER. *Ironie*
Naja. Überheblichkeit, was...?! Manchen kann man mit Vernunft nicht beikommen, selbst wenn man vorher den Eindruck hatte, da wäre welche, an welche man appellieren könne.
Herzliche Grüße, :-) Sathiya

Kommentar meiner großen Tochter dazu: ich stille, koste es was es wolle, es sei denn, es schadet dem Baby. Gesunde Einstellung. Love her.

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In Antwort auf einen - - - (die zuerst hier stehnenden Ausdrücke habe ich entfernt, da grob unhöflich) "aber ich hab recht, hab ich doch, und du nicht"-Kommentar von - leider!! - der Ursprungspost-Autorin
(Text von obiger Adresse, aus dem Kommentarfeld)
und noch der Rest:
Ein Problem hab ich mittlerweile mit dieser ganzen Natürlichkeits-Argumentation. ICh denke, "Stillwissen", wie Du schreibst, ist etwas kulturelles und nichts "natürliches". Die Argumentation ist allzu oft platt ahistorisch: "Früher" wurde gestillt. Dem ist nicht so. Schon immer hat Frau das Stillen umgangen. "Naturgegeben" - erinnert mich an "gottgegeben" - ist so vieles: Sterben an der Blinddarmentzündung, zu Fuß gehen, sich dem Mann unterordnen, an Mehrlingsgeburten oder im Kindbett oder an Masern sterben - alles naturgegeben, hat sich keiner ausgedacht. ist eben so.
Entschuldige bitte, ich kann mit dieser Argumentation wirklich nichts mehr anfangen. Das Stillen ist eine Kultur und wie jede kulturuelle Technik verhandel- und veränderbar. Ich wundere mich immer wieder, warum junge Mütter sich diesen einen Aspekt rauspicken und da so eine Natur-Philosophie entwickeln, wo niemand ernsthaft andere kulturelle Techniken und Errungenschaften in Frage stellt. Warum müssen wir mit dem Stillen die Welt retten - wie es das Motto einer Weltstillwoche nahelegt: Breastfeeding in a globalised world for peace and justice.
Meine Antwort (nicht gesendet. Weil und wegen und überhaupt. Gegen Wände redet man da, gegen Wände...) 
Jetzt platzt mir aber der Kragen.
Der Blog-Beitrag selbst war - ist gut, schön geschrieben und angenehm unberührt von Ideologien.

Aber Dein letzter Kommentar in Antwort an Halitha, liebe Melleni, bei allem Respekt, geht gar nicht.
Wie soll oder kann denn frau das Stillen "schon immer umgangen" haben, bitte schön, das hätte ich gern erklärt.
Der ganze letzte Absatz ist reiner Unsinn und von Wunschdenken geprägt, bitte selber nochmal lesen und relativieren. So ein exquisiter - ..., da kann ich mich nur wundern.  Naturphilosophie, also wirklich. Du erklärst das eine für richtig, weil es Dir in den Kram paßt und Du Dich selbst so verhalten hast - und sprichst im Gegenzug anderen das gleiche Recht ab - wenn sie sich denn gegen Deine Ideologie entscheiden.

Stillen sei nicht natürlich, sondern kulturell, das Stillwissen sei kulturell - so einen hanebüchenen Unsinn habe ich noch nie gehört. Wie willst Du denn den Saugreflex erklären, den jedes Neugeborene aufweist? Wenn es doch kulturell wäre, gabe es keine angeborenen Reflexe - nur antrainierte. Und einen solchen könnte ein Neugeborenes dann noch nicht haben.

Es ist wohl in naher Zukunft auf einem der Szene-Blogs zu lesen, die vaginale nicht eingeleitete Geburt sei nicht mehr up to date, nur noch die selbstbestimmte Geburt sei akzeptabel, legitim und das einzig wahre? Oder nur noch Kaiserschnitt wird in gewissen Kreisen akzeptiert... die Kulturrevolution der künstlichen Geburt. Wir haben die Wahl...
Wir sollten aufpassen, wo uns Diskussionen dieser Art hinführen, sehr genau aufpassen. Schon heute sind die jungen Frauen mehr als nur verunsichert, wie sie sich verhalten sollen. Solche Diskussionen schaden mehr, als daß sie nützen.

Ein Glück, habe ich eine vernünftige Tochter, die sagt: ich stille, koste es was es wolle, es sei denn, es schadet dem Kind. Punkt.
Lg, Sathiya

PS: Ich entschuldige mich für meinen Ton, sollte ich mich vergriffen haben  :-) . Aber nicht für meine Meinung.

Laßt die Frauen doch tun, was sie wollen. Unterstützt sie, erklärt ihnen, was gut und richtig ist. Und drückt ihnen nicht eine Ideologie, ganz egal, wie sehr sie einem selbst gefällt, auf. So, das war es.
Ich habe gesprochen, howgh.

Ergänzung: ich habe noch das hier gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch-Tier-Stillen
Ob die lieben guten modernen Frauen sich auch noch gegen das Stillen entscheiden würden, wenn es bedeutete, das Baby direkt von Ziegen, Schafen und Eseln säugen zu lassen? (Ist auch kulturell belegt)
Und: ich revidiere meine Meinung. Das Säugen des Nachwuchses IST kulturell gewachsen. Menschen müssen eben alles beigebracht bekommen... und der Saugreflex des Neugeborenen ist ein Überbleibsel der tierischen Abstammung. Evolution. Mal sehen, wie lange noch und was wir als nächstes verlieren?

Samstag, 24. November 2012

Sterbehilfewünsche

Über Sterbehilfe wird derzeit wieder einmal heiß diskutiert.
Ich bin über den weiter unten angegebenen Artikel darauf aufmerksam geworden.
Soll man, soll man nicht, darf man, darf man nicht, und wenn ja, wann und wie genau. Die Gesetzeslage ist nicht eindeutig, läßt viel Platz für Interpretationen und Spielräume.

Es ist nicht legal, Sterbehilfe zu leisten, die Sterbehilfe selbst bleibt aber, unter gewissen Umständen, straffrei. Das Gesetz soll erweitert, modernisiert und den Gegebenheiten des medizinischen Fortschritts angepaßt werden, sodann soll mehr Augenmerk als bisher auf die Selbstbestimmung des Menschen gelegt werden.
Meine ureigene Auffassung: mein Bauch gehört mir ( :-) ), mein Leben gehört mir, mein Tod gehört mir. Niemand anders entscheidet und bestimmt über mein Leben und Sterben als ich allein.
Pro und contra, in diesem Artikel eher Contra.

Originalartikel von hier:
http://kalliopevorleserin.wordpress.com/2012/11/20/sterbenswunsche/   (kein Hyperlink)
(Zum Verständnis meiner Kommentare sollte zunächst der Artikel gelesen werden, da ich das Problem der Sterbehilfe, die Gesetzeslage und diverse Fernsehdokumentationen zu diesem Thema nicht weiter beschreiben werde.)

Meine erste Antwort
Ein guter Artikel. Ein schwieriges Thema, gerade in Deutschland.
Sterben ist meines Erachtens keine Katastrophe oder Naturereignis, das es so weit wie möglich hinauszuschieben gilt, sondern ein Menschenrecht. Wenn jemand sein Leben beenden möchte – egal aus welchem Grund – muß ihm die Möglichkeit dazu gegeben werden. Das gehört für mich zum Begriff der “Würde” und des Rechtes auf Selbstbestimmung dazu.
Als Krankenschwester habe ich mich öfter in der nicht sonderlich angenehmen Lage befunden, solche Wünsche vorgetragen zu bekommen. Die Gründe der Kranken gehen mich nichts an, es ist auch nicht meine Aufgabe, ihnen ein Gefühl von (Selbst-)Wert zu vermitteln. Die einzig mögliche Antwort ist da: ich werde nicht töten.
Gleichzeitig ist es aber auch unethisch, einen anderen leiden zu lassen, nur damit man selbst nicht gegen das Gesetz verstößt – ein Dilemma moralischer, sittlicher, ethischer Art.
Wenn mich ein naher Angehöriger darum bäte, ihm behilflich zu sein, ich würde es wahrscheinlich tun. Ein Fremder? Nein, definitiv nicht.
Ich achte aber und respektiere die Menschen, die sowas auf sich nehmen. Es ist bestimmt nicht leicht, für den Tod eines Mitmenschen, mittelbar, verantwortlich zu sein.
Ich wünsche mir, wenn ich in eine solche Lage kommen sollte, den Tod dem Leben vorzuziehen, es dann hilfsbereite und mutige Menschen gibt, die meinen Wunsch respektieren und mir helfen.
Viele Grüße, Sathiya

Reaktion der Autorin (die eindeutig gegen Sterbehilfe ist)
Willkommen, Sathiya.
Dank für diesen Kommentar. Ich stimme zwar nicht zu – aber ich habe Respekt vor dieser Ansicht. Eine gesetzliche Regelung wie die geplante würde aber die eigenverantwortliche Handlung zu einer Banalität machen und über kurz oder lang zu einem einforderbaren Recht.
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Meine Antworten, Varianten 1 und 2, die ich nicht abgeschickt habe. 
Var. 1
Es ist nicht soviel anders als das Problem mit dem Schwangerschaftsabbruch. Ein ebenso großes Dilemma, moralisch, sittlich, ethisch... aber es gibt ein Gesetz, das das Problem löst und vor allem die Rechte der Frau an ihrem eigenen Leben und Körper stärkt - gegen das Recht des Ungeborenen an dessen Leben und Körper. Nicht unbedingt vergleichbar, das ist mir bewußt, aber das Problem ist ähnlich gelagert. In den 80er Jahren sind die Frauen in die Niederlande gefahren für eine Interruptio... und heute fahren die Todkranken, Sterbewiligen  in die Schweiz. Eine Ähnlichkeit, die ich bestürzend finde.
Ich würde mir wünschen, daß Sterbehilfe nach wie vor die Ausnahme darstellt und das auch ganz klar im Gesetz verankert wird. Ebenso die Straffreiheit für Sterbehelfer, gleichzeitig muß klipp und klar betont werden, daß man eine Etablierung einer "Sterbeindustrie" nicht dulden wird. Eine psychologische Beratung sollte verpflichtend sein.
Ich glaube nicht, daß durch ein solches Gesetz, welches das Recht auf den eignen Tod festhält, das Sterben zu einer Banalität gemacht wird. Der selbstbestimmte Tod wird nach wie vor die Ausnahme bleiben - die Menschen hängen doch viel zu sehr am Leben!
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Var. 2
Da scheiden sich die Geister... ich halte das Sterben als eigenverantwortliche Handlung nicht für banal. Und ich glaubte gelesen zu haben, daß Sie es auch nicht tun, und im Gesetz ist davon ebenfalls nichts zu lesen. Niemand entscheidet sich einfach so für den Freitod, vor allem kein Todkranker, der in aller Regel schon einen langen Leidensweg hinter sich hat. Aber wenn er es tut - dann sollte man seinen Wunsch respektieren und ihm die legale Möglichkeit dazu verschaffen.
Ich glaube nicht, daß es ein Szenario, wie Sie es in Ihrem vorletzten Absatz beschreiben, tatsächlich zu befürchten wäre. Ich hoffe es nicht. Horror pur...
Wir haben hier in Deutschland zwar ein säkulares Land - aber die Werte und Moralvorstellungen sind immer noch christlich. Eines der Gebote lautet "Du sollst nicht töten", eine der Todsünden ist der Selbstmord. Das sind große, wichtige Hindernisse, wichtige Verhaltensweisen, die tief im Bewußtsein der Menschen verankert sind.
Ich hoffe, daß ein Mensch niemals um wirtschaftlicher Gründe willen gezwungen sein wird, sein Leben zu beenden.  Oder von anderen dazu gezwungen oder überredet wird. Und wenn doch - dann will ich mit diesem Land nichts mehr zu tun haben.
Es gilt aber nach wie vor unser Grundgesetz - "Die Würde des Menschen ist unantastbar".
Ich würde mir wünschen, daß es ein Gesetz gäbe, was die Ausnahmestellung der Tötung auf Verlangen in ausreichendem Maße hervorstreicht und gleichzeitig einem Menschen die Möglichkeit bietet, sein Leben in Würde zu beenden - und nicht schreiend vor Schmerz oder an Lebenserhaltungssystem angeschlossen, bis auch das letzte Organ versagt. Und die Helfer von Strafe freistellt.
Das wäre mein Anliegen. Und ich glaube, das ist auch das Anliegen des Gesetzes. Leider ist es so, daß es immer Mißbrauch geben wird. Es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung.
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Ich  muß noch einige Zeit darüber nachdenken. 
Für mich selbst gilt: Selbstbestimmung auch über den Tod aufgrund reiflicher Überlegung und sorgfältiger Erwägung. Der Tod ist für mich nur das Ende eines Lebens, nach welchem mich ein neues erwartet. Das heißt nicht, daß ich mich leichtfertig dazu entschließen würde, nur um eine neue Runde auf dem Lebenskarussel zu fahren. Ich glaube an ein Karma, das uns gewisse Situationen im Leben immer und immer wieder vor Augen führt, um etwas daraus zu lernen. Und daran, daß es meine Aufgabe ist, meine Seele, mein Selbst zu verfeinern, zu bilden und zu formen, um sie dem Göttlichen anzunähern. Jedes Sterben, jeder Tod läßt etwas auf der Seele zurück, was sich nur durch die richtige Lebensführung wiedergutmachen läßt. Ende esoterische Abschweifung  :-) .

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Laut Wikipedia ist jemand, der seine Selbsttötungsabsicht ankündigt, von einer psychischen Krankheit befallen und darf, seiner Grundrechte beraubt, in eine psychische Anstalt zwecks Zwangsmedizierung eingewiesen werden. MENSCHENSKINDER!!! Das kann doch nicht wahr sein...!!!
Wer Selbsttötung androht oder ankündigt, muss damit rechnen, wegen erheblicher Selbstgefährdung in eine Psychiatrische Klinik zwangseingewiesen und zwangsmediziert zu werden. Rechtsgrundlage sind dabei die Psychisch-Kranken-Gesetze der Bundesländer. Rechtliche Voraussetzung für diesen schwerwiegenden Eingriff in die Grundrechte ist, dass diese Selbstgefährdung auf einem als psychische Krankheit eingestuften Zustand beruht.  (Text: Wikipedia, Links entfernt)
Aber der Suizidversuch ist in Deutschland als Ausdruck des Selbstbestimmungsrechtes straffrei.
http://de.wikipedia.org/wiki/Suizid 

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Eine Antwort nach der anderen , und keine kann ich absenden.
Var. 3
Solange man in Deutschland einen Menschen, der seinen Tod herbeizuführen wünscht, für psychisch krank hält, wird es solche Diskussionen geben.
Es ist ein Dilemma - und die Gesetzgebung versucht dies unter Berücksichtigung aller möglichen Umstände zu berücksichtigen. Man muß sich nur einmal vorstellen, was für Leid und wieviel Schmerz ein Mensch aushalten muß, um seinen Tod zu wollen.
Wer sind wir, daß wir darüber bestimmen wollen, wieviel Schmerzen, Leiden, Demütigungen, psychische Deformierungen infolge von Krankheit, Unfall, Entstellung ein Mitmensch aushalten können muß?

Aber diese hier habe ich endlich so formuliert bekommen, wie ich es verstanden haben möchte. 
Hoffen wir, daß sie auch so verstanden wird, wie sie gemeint ist... und das ist auch alles, was ich jetzt noch darüber sagen werde.

Vielen Dank für Ihre Antwort. Das habe ich mir gedacht :-) - trotzdem Respekt für das Zulassen einer anderen Meinung in Ihrem Blog.
Ich würde gern noch einige andere Aspekt vorbringen. Natürlich ist das emotional, ganz klar, dieses Thema kann man ja eigentlich auch nicht nüchtern und geschäftsmäßig betrachten, nicht wahr?
Bei allem Respekt für die hier gezeigte Ablehnung der Sterbehilfe: so kann nur jemand denken, der noch niemals einen Menschen vor Schmerzen schreien hörte, bei dem auch die stärksten Schmerzmittel nicht mehr wirkten - oder allenfalls in tödlicher Dosierung - und der einen anflehte, endlich sterben zu dürfen. Der am Kunstherzen hing, halb ohnmächtig war vor Schmerzen, ständig kurz vorm Ersticken. Der am offenen Herzen operiert wurde - und dabei erwachte, und dieses Erlebnis nicht verarbeiten konnte. Der sich in suizidaler Absicht vor den Zug geworfen hatte, mit Abschiedsbrief und allem - und nun nahezu halbiert wieder zusammengeflickt wurde - halbblind, taub, mit vier Stumpen anstelle von Armen und Beinen... 
Ich sage damit  n i c h t, daß  i c h  dazu in der Lage wäre, ihrem Flehen nachzukommen. Aber Sterbehilfe muß dringend neu definiert und legalisiert werden.
Das Gesetz muß auch dem Fortschritt in Medizin und Technik Rechnung tragen. Rein theoretisch könnte man heute einen Menschen beinahe unbegrenzt lange am Leben erhalten, limitiert nur durch das Organversagen und den Hirntod. Vor dreißig, vierzig Jahren noch sind die Menschen eben einfach gestorben, wenn die Medizin mit ihrer Weisheit am Ende war, und mußten nicht noch jahrelanges Leiden auf sich nehmen wie jetzt, nur weil die heutigen Methoden und Techniken es möglich machen. 
Und ich glaube nicht, daß es jemals banal werden würde. Dazu ist das Leben zu kostbar - aus sich heraus, ohne daß es erst ein Gesetz dazu erklären muß.
Es ist ein Dilemma - und die Gesetzgebung versucht dies unter Berücksichtigung aller möglichen Umstände zu berücksichtigen. Man muß sich nur einmal vorstellen, was für Leid und wieviel Schmerz ein Mensch aushalten muß, um seinen Tod zu wollen.
Wer sind wir, daß wir darüber bestimmen wollen, wieviel Schmerzen, Leiden, Demütigungen, psychische Deformierungen infolge von Krankheit, Unfall, Entstellung ein Mitmensch aushalten können muß?
Hoffen wir, daß der Gesetzgeber eine ethisch moralisch richtige Entscheidung trifft. Es gibt ein Recht auf Leben - aber es gibt keine Pflicht dazu. Das darf man nicht vergessen - bei aller Abneigung, eventuell umittelbar selbst für den Tod eines anderen verantwortlich sein zu müssen.
Viele Grüße, Sathiya

Ergänzung 25.11.
als Reaktion auf die Antworten zum  Kommentar - nur ein Teil davon erschien mir dort dienlich zu sein. Den Rest kann man hier lesen... da es mir als zu heftig erschien.

Herr Gerd, bei allem Respekt, bitte lesen Sie alles, bevor Sie etwas willkürlich aus dem Zusammenhang reißen und Ihren Ängsten gemäß beantworten. Es gibt nicht immer nur Schwarz oder Weiß, nicht immer nur Leben oder Tod, nicht immer nur Gesundheit oder Krankheit.
Frau Sperling - ich teile Ihre Befürchtung. In einem Land, das "Wirtschaftlichkeit" zum neuen Gott erklärt hat, ist das eine nur zu logische Überlegung. Trotzdem plädiere ich aus tiefster Überzeugung für das Recht des Menschen, sein Leiden auf eigenen Wunsch hin beenden zu dürfen, ohne daraus eine Pflicht ableiten zu wollen. 
Wir dürfen auch auf keinen Fall vergessen, daß es ein "Euthanasie"-Gesetz schon einmal auf deutschem Boden gegeben hat, und ebenfalls in der Öffentlichkeit breiten Zuspruch fand. Es ist ein Drahseilakt auf Messers Schneide. Alles andere als einfach. Ich bin nur froh, daß ich keiner der Richter bin, die das zu entscheiden haben..!!
Ich kann sehr gut verstehen, daß die Menschen Angst vor dem Tod haben und alles tun, damit er ihnen nicht begegnet oder sie nicht dafür verantwortlich gemacht werden können.
Mit meiner Bemerkung, die Sie so zu stört, meinte ich nur: es gibt keine Pflicht, Leiden und Schmerzen über das Maß hinaus erdulden zu müssen. Sollte dies einmal der Fall sein und in einem Gesetz derart verankert werden, werde ich mich vehement dagegen auflehnen und alles tun, damit dieser Passus gestrichen und eine Sterbehilfe, die die Würde des Menschen an oberste Stelle setzt, etabliert werden kann.

Leben ist nicht nur Blutkreislauf, Nahrungsaufnahme, Stoffwechsel, Ausscheidung, Atmung, auf (Schmerz-) Reize reagieren. Leben ist so vieles mehr:
Lachen, Weinen, Träumen, Gehen, Tanzen, Fliegen, Fallen, Schwimmen, Denken, Erfinden, Lesen, Hören, Sehen, Fühlen, Diskutieren, seine Kinder im Arm halten, Schreiben, Wachliegen, Schlafen, einen Wein genießen, im Internet surfen :-), sich selbst das Haar kämmen, schminken, sich schön machen, Highheels tragen, eine Krawatte binden, der Geliebten das Frühstück ans Bett bringen, etwas mit jemandem teilen, ein Theaterstück ansehen, zum Konzert gehen, ein Fußballspiel besuchen, im Meer schwimmen, über die Wellen springen, Ski laufen, sich selbst ein Brot belegen, mit eigenen Händen essen, eine Dusche nehmen...

Und nun stellen Sie sich vor, wie es wäre, das alles nicht mehr zu können. Vor lauter Schmerzen nicht mehr Herr im eigenen Körper zu sein. Ihre Arme und Beine nicht mehr fühlen zu können. Sich nicht mehr selbst den Hintern abwischen zu können. Bei jeder noch so geringen Handreichung auf Hilfe angewiesen zu sein. Und das jahrelang.
Sehr viele Menschen haben die Seelenstärke, dann trotzdem weiterleben zu wollen, und sie tun es, erkennen auch in ihrem reduzierten Zustand den hohen Wert des eigenen Lebens und das Lebenswerte daran. Aber nicht alle Menschen können das, nicht alle haben die Kraft dazu, oder die Kraft hat sich aufgebraucht durch jahrelanges Leiden.

Es ist keine bloße Laune, die einen Menschen dazu bringt, sein Leben zu beenden, das steht an erster Stelle meiner Argumentation. Für Selbstmörder, die andere bestrafen wollen oder mit ihrem Suizid sogenannte Hilferufe aussenden, habe ich weniger Verständnis, aber das gehört auch in eine ganz andere Diskussion.
Ich verwahre mich nicht gegen Ihre Bemerkung "Dann verstehe ich nicht wie sie Krankenschwester werden konnten." Denn das verstehen Sie tatsächlich nicht, bei allem Respekt.
Meine Überlegungen sind jahrelang gewachsen und von tiefster Achtung für den einzelnen Menschen geprägt. 
Viele Grüße, Sathiya
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Ergänzung 9.12. in Erwiderung auf einen weiteren Beitrag von selben Blog, zum selben Thema. Es regt mich so auf, die Diskussion dreht sich im Kreis. Borniert.... unfähig, unwillig, sich in die Lage eines Menschen hineinzuversetzen, der sich den Tod wünscht. Dafür christliches Geschwafel und pseudopolitisches Geschwätz. *kocht* 
(K)ein Recht auf Assistenz zur Selbsttötung. Wer, außer einem Politiker, hat sich sowas nur ausdenken können?! Und natürlich, Protest auf breitester Linie. Das Grundproblem ist allerdings immer noch nicht gelöst.

Es wird immer Menschen geben, die die Maschinen abstellen. Ich habe es selbst schon getan. (In Befolgung einer Patientenverfügung, die weitergehende Lebenserhaltung strikt ablehnte) Bin ich deshalb ein Selbstmordassistent? Muß ich mich, Ihrer Auffassung zufolge (mit allem Respekt) deswegen bis ans Ende meines Lebens mit Schuldgefühlen quälen?
Es wird immer Menschen geben, die überleben, und die damit fertig werden müssen, mittelbar oder unmittelbar den Tod eines anderen verursacht zu haben. Ich bin mir sicher, wenn Sie sich in einer Lage befänden, in der Sie den Tod herbeisehnten, weil einfach das Ende Ihrer physischen und psychischen Kraft und Leidensfähigkeit erreicht ist, wären Sie aus tiefstem Herzen dankbar für eine helfende Hand, die Ihre Leiden linderte, auch wenn es Ihr Sterben beschleunigte. "Heim in des Vaters Schoß". Was wäre daran verkehrt? - ich verstehe es immer noch nicht.
Wie überhaupt wollten Sie feststellen oder erkennen, daß es NICHT Gott ist, der Ihnen dann hülfe?! Die Hilfe eines anderen Menschen abzulehnen - heißt auf gewisse Weise Gott ablehnen. Ich frage das, weil Sie unübersehbar christlich sind.
Darüber zu mutmaßen, was Gott wohl täte, und was er lieber hätte, und ob er vor Schmerzen schreiende Menschen oder lieber singende Kinder anhörte, ist arrogant und egozentrisch. Wir sollten nicht unsere eigene Beschränktheit auf Gott projizieren,
Wenn ich Ihrer Argumentation folge, dürfte dann auch kein Arzt einen Menschen für unrettbar verloren erklären und die Maschinen abstellen. Keine Pflegekraft durfte das Beatmungsgerät ausschalten, der Herzschrittmacher müßte ewig weiterlaufen und ein totes Herz zum Schlagen bringen (glauben Sie mir, das GEHT), die Herzlungenmaschine, sofern angeschlossen, dürfte nicht abgeschaltet werden. Solange nicht, bis eindeutige Todeszeichen auftreten wie Verwesung. Und jeder Mensch mit einer unheilbaren Krankheit, der nach den Maßstäben auch der modernen  Medizin nicht geheilt werden kann, darf bis zu seiner Verwesung schreien. Schöne neue Welt. Man kann den Schutz des Lebens auch übertreiben, also wirklich.
Lg, Sathiya

Freitag, 23. November 2012

Hohe Luft

Da war ich platt: unter all den Frauen-, Mode-, Stars und Sternchen-, Fitness-, Freundin-, Mädchen-, Film-, Essen und Trinken-, Ausgehen-, Dekorieren-, Wohnen-, Bauen-, Selbermachen-, Mindstyle-Zeitschriften ist mir heute eine Zeitschrift eher unangenehm als gefällig aufgefallen.
Laut schrie es von der unspektakulär gestalteten Titelseite "Schluß mit dem Bullshit" - und ich war in einer solchen Stimmung, daß es mich tatsächlich angesprochen hat. Zum Kaufen  hat es dann zwar nicht gelangt - aber zum Googlen.
Was, zum Teufel, WAR das?!

Eine Philosophie-Zeitschrift!
siehe hier: http://www.hoheluft-magazin.de/  (kein Hyperlink)

Ganz modern, ganz undekoriert, puristisch (nein, doch nicht ganz, beim Durchblättern war es schon nett bunt anstelle von Newspaper-Schwarz-Weiß, und Werbung gab´s auch alle paar Seiten - das sei dem Zeitgeist verziehen), erinnerte es mich auf den ersten Blick rein äußerlich an den Lesezirkelstapel, der in allen möglichen Wartezimmern ausliegt.
Ich habe sie nicht gekauft. ich wollte erst mal nachsehen, was das ist - und außerdem begrüßte mich im Innenteil gleich ein Philosoph, den ich nicht leiden kann. Und der Preis von 8 € ist alles andere als locker. Kein Bullshit - ob das Versprechen gehalten wird?

Ich staune immer noch.
Was wohl als nächstes kommt?

Wer die Zeitschrift ebenfalls gesehen hat und/oder sie schon aus früheren Ausgaben (wieviele es wohl schon gab?) kennt bzw. zufälligerweise auch gekauft und gelesen und dann noch Lust hat, mich darüber zu belehren - ich wäre zu Dank verpflichtet. Ich stifte eine 500-Gramm-Packung selbstgebackene Plätzchen.  :-))

Don´t worry be happy, Sathiya


Ergänzung 24.11.:
Ein Kommentar, ein Gegenkommentar - und jetzt ich bin mir sicher, daß ich diese Zeitschrift niemals kaufen werde. DAS Benehmen, einen solche Antwort auf einen harmlosen Kommentar, geht auf keinen Fall. Im Privaten würde ich es durchgehen lassen - aber bei einem Unternehmen, das überall im Land seine Zeitschriften verkaufen will? Ein No-Go wie es im Buche steht. Arrogant, eingebildet, unsympathisch.
http://www.hoheluft-magazin.de/2012/11/wer-liest-sie-eigentlich/#comments



Mittwoch, 21. November 2012

Argumenty i fakty

Argumenty i fakty. Argumente und Fakten
Gegen/für/mit/trotz Homöopathie/Schulmedizin Physiker/Dres.med./Psychologen/Gesundemenschenverstandler/Gläubige/Globuliabhängige/
Solche Diskussionen liebe ich. Ich könnte stundenlang lesen...
Die besten Kommentare aus Hunderten. Subjektive Auswahl. Für die gesamte Diskussion bitte die zuunterst stehende Adresse aufrufen.

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F. F. 17. November 2012
@S.: Nochmal zur Klarstellung: Sie sind also der Meinung, ausschließlich studierte Mediziner sind in der Lage zu beurteilen, ob man bis zur Unkenntlichkeit verdünntes Zeug das nach einer 200 Jahre alten Methode geschüttelt wird als Medikament benutzen kann? Nur Mediziner sind in der Lage, das Ergebnis einer doppelblinden randomisierten Studie zu verstehen? Nur Mediziner können herausfinden, ob verdünntes Mondlicht Unsinn ist oder nicht? Muss man eigentlich Mediziner sein? Oder reicht auch schon ein Psychologiestudium?
Aber zumindest sind wir uns so weit einig, dass alle Geschichten der Form “Ich hatte Schnupfen/eine Allergie/sonst irgendwas und als ich ein Globuli genommen hab gings mir danach super!” als Argument vollkommen wertlos sind. Denn so gut wie alle Patienten die zu einem Homöopathen gehen sind keine Mediziner und daher vollkommen unfähig, ihre Wirksamkeit zu beurteilen…
Oder ist es vielleicht doch nur wieder die alte Taktik:  
Wenn du etwas sagst, dass mir nicht gefällt, dann liegt das daran, dass du zu wenig Ahnung hast! Und ob du ausreichend Ahnung hast, erkenne ich daran, dass du sagst, was mir gefällt.

das Totschlagargument, universell anwendbar, funktioniert immer. Eine Abwandlung des 2-Paragraphen-Gesetzes §1 ICH HABE IMMER RECHT und §2 SOLLTE DAS EINMAL NICHT DER FALL SEIN, TRITT §1 IN KRAFT.
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Institut für Kompetentologie und angewandte Kompetenzwissenschaften   
das ist richtig gut! *LOL*
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R. 18. November 2012
Hallo zusammen!
Ich bin ein bisschen spät dran mit diesem Kommentar, aber ich hoffe die Diskussion ist noch nicht geschlossen. Ich habe den Artikel mit große Interesse gelesen und auch die knappen 100 Kommentare die sich ziemlich schnell angehäuft haben großteils überflogen. Mit großem Erstaunen habe ich festgestellt, dass es zu keinen großen idealistischen (Streit)Diskussionen gekommen ist, sondern dass sich eigentlich alle mehr oder weniger einig sind, dass Homöopathie eigentlich eh nicht funktioniert oder gleich hanebüchener Unsinn ist.
Na gut, dann muss halt ich. Das kann jetzt ein wenig länglich werden…
Gleich mal vorweg – um den wildesten Diskussionen den Wind aus den Segeln zu nehmen wie das der Herr F. schon am Ende seines Artikels recht eindrucksvoll gemacht hat:
• Ich bin Physiker, kein Esoteriker. Ich werde mich hüten hoch(populär)wissenschaftliches Vokabular wie ‚Quantenmechnik‘, ‚Unschärferelation‘ und was sich halt sonst so auf die schnelle auf Wikipedia finden lässt zu verwenden um Homöopathie zu verteidigen. Täte mir in der Seele weh.
• Der gesamte Artikel inklusive der Argumente am Ende ist wissenschaftlich sauber formuliert und aus diesem Standpunkt (mit meinen Kenntnissen) nicht angreifbar. Rein wissenschaftlich gesehen brauchen wir also gar nicht diskutieren.
• Meine Argumente für die Homöopathie beruhen darauf, dass der gesunde Menschenverstand erhalten bleibt und akute und schwere Erkrankungen damit natürlich nicht behandelt werden sollten – wo hier die Grenze liegt ist ein Streitthema auf das ich hier nicht eingehen möchte – fürs Protokoll, liegen für mich Knochenbrüche deutlich auf der einen, chronische Erkrankungen wie Psoriasis und Neurodermitis deutlich auf der anderen Seite.
Was will ich hier dann?
Naja, neben der wissenschaftlichen Diskussion über die physikalische/chemische/biologische Wirkungsweise von Globoli kann man auch noch ein wenig über die soziale Wirkungsweise diskutieren. Hier gibt es noch viel zu sagen.
Ich möchte meine Argumentation in zwei Teile unterteilen:
Gehen wir im ersten Teil mal davon aus, dass alles Experimente richtig sind, keine versteckte Neutrinoinformationsträger irgendo herumfliegen und Homöopathie schlich nicht besser funktioniert als ein Placebo (interessantes Gedankenexperiment am Rande – wie kann etwas schlechter funktionieren als ein Placebo?). ‚Normale‘ Medikamente aber schon (wie in den Kommentaren erwähnt wurde ‚per definition‘).
Gut, das heißt als es wurde in Experimenten festgestellt, dass wenn man Menschen unter gutem zureden ein Placebo verabreicht statistisch gesehen Wirkungen hervorgerufen werden die dem eines Medikamentes entsprechen. Das heißt doch, dass die psychologische Wirkung, dass einem ein Medikament verschrieben und dieses genommen wurde ausreicht um gewisse (kleine) Problemchen zu heilen.
Also, ich weiß nicht wie ihr das seht, aber wenn man mich vor die Wahl stellt, dass ich entweder ein Placebo schlucken kann und damit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit mein Problem los bin – Nebenwirkungsfrei und geheilt durch irgendwas was mein Körper selbst angestellt hat, oder ein Medikament schlucken, dass eine bekannte Liste an Nebenwirkungen hat, dafür aber eine höhere Wahrscheinlichkeit mich zu heilen, nehm ich glaub ich das Placebo. In erster Stufe (man darf nicht vergessen, dass auch normale Medikamente oft ihre Wirkung verfehlen und dann auf andere Medikamente oder höhere Dosen umgestellt wird)
Ich persönlich finde es besser wenn mein Körper eine Krankheit von sich aus bekämpfen und besiegen kann, als mit Medikamenten – ich finde es besser 1 Tag mit starker Verkühlung im Bett zu bleiben und das Fieber den Rest machen zu lassen, als mich mit 3 Parkeimed, ein paar Antibiotika und den dazugehörigen Magenschutztabletten ins Büro zu quälen. Stärkt auch die Abwehrkräfte. Was sagt Ihr? Wenn ihr auch dieser Meinung seid lest weiter, wenn nicht könnt ihr getrost aufhören und wir wissen voneinander dass wir andere Ansichten haben.
Gut. Ich finde den Placeboeffekt also eigentlich toll. Jetzt ist der aber leider physikalisch/chemisch /biolgoisch schwer zu argumentieren. Psychologisch/Soziologisch wahrscheinlich leichter – kann ich aber nicht, ist nicht mein Gebiet.
Jedenfalls denke ich wird ein Placeboeffekt besser funktionieren, je mehr Leute glauben dass das Placebo funktioniert und je mehr derjenige der es verabreicht dies vermitteln kann – also im Idealfall selber dran glaubt, oder das zumindest gut vermitteln kann. Gepaart mit ein wenig Einfühlsamkeit des Arztes – der sich die Zeit nimmt (klar bekommt sie ja bezahlt) zuzuhören, kann so ein Placebo also ganz gut wirken.
Aber wie schaff ich dass jetzt ein Placebo so zu etablieren dass möglichst viele daran glauben? Keine Ahnung! Aber der Hahnemann hats geschafft. Ausgehend von unserer Annahme am Anfang dass Homöopathie mit einem Placebo gleichzusetzen ist, sind diese Placebos so etabliert, dass sie sogar als Medizin anerkannt sind. Und gerade deshalb ‚wirken‘ sie bei so vielen Menschen
Wenn ihr euch also mit dieser Ansicht leichter tut, könnte man einen Homöopathen als einen Arzt sehen der mit der Handhabung der üblichen Medizin unzufrieden wurde (um viel zu verdienen muss man Patienten möglichst schnell abspeisen und möglichst viele Medikamente verschreiben) und sich dazu übergewechselt ist eine Art Psychologe zu werden, der einem geduldig zuhört sich dann wissend in dicken Büchern wälzt, gut spielt genau das richtige Mittelchen für einen gefunden zu haben und einem dieses verabreicht – mit keinen anderen Hintergedanken als dass allein die psychologische Wirkung des ‚verabreichen eines Medikaments‘ hilft. Wenn er dies als ersten Schritt in einer Behandlungsphase macht und früh genug erkennt, wann die Probleme des Patienten nicht mehr mit psychologischen Tricks zu bekämpfen sind ist das eine wunderbare und durchaus legitime Methode finde ich.
Jetzt bitte nicht über die Entscheidungsgewalt/fähigkeit diskutieren anfangen – normale Mediziner sind sich auch selten über Behandlungsmethoden einig sind, vor allem nicht bei Krankheiten die gern mit Homöopathie behandelt werden.
Gut damit bin ich am Ende meiner ersten Argumentationslinie angelangt. Die zweite geht eher auf die tatsächliche Wirkung der Homöopathika ein und ist deshalb ‚gefährlicher‘. Vor allem als Physiker begebe ich mich damit auf recht dünnes Eis, ich hoffe ich kann meine Ansicht vermitteln ohne einem Naturgesetz zu sehr auf den Schlips zu treten.
Wichtig ist mir hier einmal die Art und Weise der Beweise für die Wirkungsweise von pharmazeutischen und homöopathischen Medikamenten abzustecken. Die ersteren werden z.B. in Labors von biologisch/chemisch/physikalischen Forschungsgruppen entwickelt in dem sie Wirkungsstoffe zusammenfügen und deren Wirkungsweise auf Zelle, oder Bakterien überprüfen. Hat man was vielversprechendes gefunden, geht es in vielen – zeitlich langen – Schritten nach oben , von Gewebe über Mäuse und größeres Getier bis zum Test an Menschen. Sind wir da angekommen und haben alle Tests die Voraussetzungen erfüllt können wir davon ausgehen, dass das Medikament im Menschen das macht was es unterm Mikroskop im Reagenzglas auch gemacht hat und sonst hoffentlich nicht viel. Wir wissen dann nur mehr statistisch was passiert. Genau wissen wir es nicht mehr. Natürlich nicht. Unser genaues Wissen hört nach dem Wasserstoffatom aus, He ist ein 3 Körperproblem und kann analytisch nicht mehr gelöst werden. Da wäre es ein wenig vermessen zu behaupten man wisse genau wie etwas ein einem System wie einem Menschen wirkt. Aber wir sind ja nicht umsonst da wo wir sind – wissenschaftlich – wir haben recht gute Näherungs- und Testverfahren entwickelt mit denen wir mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit aussagen über Dinge treffen können die eigentlich von so vielen Faktoren beeinflusst werden, dass eine gute Vorhersage unmöglich scheint (Wetter als ein anderes Bsp.)
Nun kann ich was die Homöopathie angeht leider keine sauberen Argumente anführen, da ich schlicht nicht weiß wie die Wirkungen getestet werden – außer eben der statistische Vergleich mit Placebos – der eben ziemlich hinkt, weil bei Placebos die psychologische Wirkung eine große Rolle spielt.
Sagen will ich mit dieser Argumentation eigentlich nur, dass wir auch mit Totschalargumenten wie ‚das verstößt gegen dieses und jenes Naturgesetz‘ ein wenig vorsichtig sein sollten. Erstens haben die meisten von uns nur gehört, dass es das tut und es sich nicht selbst überlegt und zweitens wissen wir so wenig wirklich genau, dass man beinahe in jeder Argumentation eine Lücke finden kann.
Deshalb verwenden Esoteriker ja gern Begriffe wie Bell’sche Nichtlokalität und Neutrinostrahlung um z.B. die Einwirkung von Planetenkonstellationen auf unsere persönlichen Eigenschaften zu erklären (Bsp aus einem Astrologiebuch). DAS ist natürlich gefährlich, weil hier Leute die nur die sehr vereinfachte und populärwissenschaftliche Erklärung von sehr komplizierten Effekten verstanden haben – wenn überhaupt – in ihre Argumentationen einbauen.
Um noch einmal zusammenzufassen: Ich möchte mit meinem Kommentar nicht die Homöopathie als Wissenschaft verteidigen, sondern lediglich dazu ermahnen ein wenig vorsichtig und umsichtig zu sein und nicht sofort etwas zu verteufeln, das physikalisch nicht funktionieren ‚kann‘. Homöopathie mag eher in den Bereich der Psychologie oder Soziologie gehören als jener der Molekularbiologie, aber deshalb wäre ich trotzdem recht glücklich drüber wenn man nicht gleich jemanden wissend belächelt der sagt er nimmt homöopathische Medikamente. Das zeugt eigentlich nicht unbedingt von einer toleranten offenen Haltung – vor allem ist es dann schwer zu diskutieren wenn einem das Gegenüber für einen ‚Fundamentalisten‘ hält den man zwar geduldig zuhören sollte, aber dessen Argumente man gar nicht erst anhören braucht, weil sie sowieso nicht fundiert sind.
Ach und nebenbei – Ich kann mit beim Besten Willen nicht vorstellen, dass ein Buch das den dezenten Titel ‚Die Homöopathie-Lüge. So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen‘
einigermaßen objektiv und sachlich argumentiert. Sachlich sauber sei dahingestellt, objektiv wohl kaum, wenn im Titel schon mal klargemacht wird das Homöopathie eine Lüge ist.

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Die Argumentation von R. ist – bis auf die letzten beiden Sätze, die mir unnötig vorkommen, brillant und nachvollziehbar. Gut gemacht.
Da sich hier so viele über HP aufregen und sowieso Schulmedizin und HP als beinahe einzig mögliche Behandlungsmethoden bei Krankheit anzusehen scheinen, möchte ich eine weitere (einem Schulmediziner vermutlich esoterisch vorkommende) “Behandlungsmethode” ansprechen: ich bin eine Mutter und habe – Medikamte hin oder her – die besten Erfahrungen damit gemacht, am Bett meiner kranken Kinder zu sitzen und die Hand zu halten, die Stirn zu kühlen, Tee zu kochen und Märchen vorzulesen, eine warme Wärmflasche oder Eisbeutel aufzulegen. Damit und mit der Zeit, die ich mir für meine Kinder nahm und ihnen Zuneigung und Fürsorge angedeihen ließ, habe ich auf diese Art 90% aller Krankheiten “geheilt”. Ist das wissenschaftlich verifizierbar?
Und bevor mich jemand angreift: ich habe zwar keinen Doktortitel, aber eine fundamentale medizinische Pflegeausbildung. Und bin durchaus in der Lage, eine lebensbedrohliche Erkrankung wie Lungenentzündung, Appendizitis, Zahnschmerzen oder Knochenbruch NICHT mit Händchenhalten zu behandeln sondern eine ärztliche Intervention anzustreben.
Daß HP eine unübersehbare Glaubenskomponente hat, ist offensichtlich. Wenn jemand einen Avatar, einen Glaubensfokus braucht, um an seine eigenen Selbstheilungskräfte zu glauben und damit aktivieren zu können, bitte. Allerdings sollte sich derjenige dann damit zurückhalten, anderen seinen Glauben aufzudrängen. Nur weil jemand Schuhgröße 42 hat, darf er nicht davon ausgehen, daß dies für alle anderern auch gilt. Was mir die meisten HP-Verfechter aber zu tun scheinen.
Herr F., danke für diesen Artikel und die Diskussion.
Und an die Kommentatoren, die wenn ihnen die Argumente ausgehen, mal flott mit dem Doktortitel winken: bevor dieser nicht nachgewiesen ist per Bild oder Link oder Lebenslauf, hat jeder Hinweis darauf absolut nichts zu bedeuten. Und: ein Weißkittel hat nicht automatisch recht. Wie heißt es so schön: zehn Ärzte, zehn Meinungen. Also! :-)
Have a nice day, S.

Vom Blog
http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/11/13/die-homoopathie-luge-so-gefahrlich-ist-die-lehre-von-den-weisen-kugelchen/

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Oh, anscheinend ist die Gefahr groß, mißverstanden zu werden.
Ich stehe HP kritisch gegenüber, aber auch der Schulmedizin. (Herz-OP-Saal, auch da hilft nicht alles. Zum Entwöhnen eines Patienten von der Herzlungenmaschine helfen einem Kügelchen leider überhaupt nicht... es sei denn als Energiespender fürs Op-Team :-) )
"Esoterisch" habe ich gesagt, weil die Schulmedizin (Entschuldigung, das sagt man halt so ;-) ) eher an Apparate, Medikamente, Therapien glaubt als an schlichte menschliche Zuwendung.
Die Wärme der mütterlichen Hand ist noch niemals auf ihre Wirkung hin untersucht worden. Vielleicht weil man - auch nur im Rahmen einer Studie - dieselbe noch nicht einmal für einen kontrollierten (kurzen) Zeitraum den betreffenden Kindern vorenthalten wollte? Aah - das Studiendesign wäre unethisch gewesen, vermutlich.
Irgendein König vor Hunderten von Jahren hatte doch schon herausgefunden, daß Babies, die ohne menschliche Zuwendung aufgezogen wurden, in sehr jungem Alter jämmerlich eingingen... (erbitte den Link dazu. Ich entsinne mich nur dunkel an die Quelle, wo ich das mal gelesen hatte, danke!)

Eine große Gefahr der HP liegt meines Erachtens darin, daß anstelle der Zuwendung der Globulus tritt. Verbunden mit einer krankhaften Selbstbeobachtung und einem übersteigerten Ich-Bezug wird das zu einer explosiven Mischung. Solange das nur für einen selbst gilt, kann man das ja noch gelten lassen - jeder ist seines eigenen Glückes Schmied - aber wenn es um das Wohl von Unmündigen und Abhängigen geht: no way.
Die weiter oben erwähnten Mütter, die sich per Internet über Globuli-Arten austauschten, um die optimale Behandlung für ihre kranken Kinder herauszufinden, hätten besser daran getan, Händchen zu halten. Und gegebenenfalls einen kompetenten Kinderarzt zurate zu ziehen.
Der Reflex "Aua"-"irgendwas nehmen" muß dringend hinterfragt werden. Das gilt für Homöopathika ebenso wie für Aspirin und Co.
Es gibt so viele Erkrankungen und besser gesagt Unpässlichkeiten, das sich einfach durch eine gewisse Ruhezeit beheben ließen. Leider läßt einem die moderne Lebensart (jeden Tag 8 bis 10 Stunden arbeiten plus Arbeitsweg plus Mobbing von Mitarbeitern, weil man ja "schon wieder" ausfiele usw.) einem fast keine andere Wahl, als schnell irgendwas einzuwerfen und wieder zu funktionieren.

Die Ärzte, die ich kenne, haben resigniert, die jüngeren jedenfalls. Sie glauben nur daran, was gemessen und nachgewiesen werden kann... und viele fühlen sich erhaben darüber, daß die schlichte Wärme der mütterlichen Hand tatsächlich viel wirkungsvoller sein könnte als ihr hochwirksames Therapiekonzept. Wieso eigentlich sind in Krebskliniken für Kinder auch die Mütter zugelassen? Weil sie für den Therapieerfolg dringend notwendig sind. Gibt es eigentlich eine Studie, die dies belegt?
Gib dem Kind die Chemotherapie, der Mutter das Kügelchen... wenn es das ist, was sie wollen, und beide werden glücklich sein. :-) (ich kann nicht glauben, daß ich das eben geschrieben habe...)
Sei´s drum.
Schönen Sonntag!
Sathiya
 
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Beim nochmaligen Lesen des Kommentares von R. fallen mir eine Anzahl von Ungereimtheiten und Möchtegerndaseswahrists auf. Schade eigentlich. Da ich wiederum auch wollte, daß es wahr sei... und die Argumentationskette meinen Wünschen entsprach. Argumentative Homöopathie sozusagen - oder umgekehrt.
Es erscheint auch so vollkommen logisch. Zumal wenn vorausgeschickt wird, man selbst sei von Beruf aus dieser oder jener - dann sortieren sich die Argumente von ganz allein in die jeweilige Hirn-Schublade der Leser. Selektives Lesen vom Feinsten. Vielleicht wäre ich nicht so begeistert oder anders begeistert gewesen, wenn er vorausgeschickt hätte, er wäre Hamburger-Brater oder Theologieprofessor. Was dem Kommentar obejektiv gesehen nichts von seiner Tiefe oder deren Fehlen, von seiner wissenschaftlichen Stichhaltigkeit und gesundem Menschenverstand nimmt. Je nach Betrachtungsweise kann man da was völlig unterschiedliches herauslesen.

All you need ist love ... und wer wird denn alles so ernst nehmen ... Sathiya ;-)

Samstag, 17. November 2012

Der Kunde ist König. König?

Über Käufer und Verkäufer, die Ungeduld es einen, den Fehler des anderen, Postlaufzeiten, Vertrauensvorschuß, schnellschnell und billigbillig.
von hier:  http://de.dawanda.com/topic/22/10035945?page=1  (kein Hyperlink)
...
Zum drüber nachdenken erlaube ich mir an dieser Stelle ein Zitat von heute, Urheberin ist eine eBay-Powersellin. Ich finde es – gerade zu diesem Thema – äusserst passend.
Zitat Anfang:
"Sind wir im Ernst nicht mehr fähig, ein paar Tage zu warten.
Wenn das Paket nach einer Woche nicht da ist, ist dann gleicht jeder ein Betrüger oder Faulpelz?
Was ist denn das?
Überall wo man hinschaut wird gehetzt, gejagt und gerannt.
Sei es beim Autofahren, im Supermarkt oder nun im Internet.
Alles ganz schnell und sofort.
Unsäglich noch dazu:
Heute gekauft, heute verschickt und morgen geliefert.
Ja wo soll das denn hinführen?
Das geht doch auf Dauer schief.
Sendungsnummer? Ja aber nur wenns brennt und das Paket in der Pampa liegt.
Was soll das?
Die Meisten arbeiten doch ordentlich. Das ist doch alles belastend.
Schon allein für die LKW Fahrer, die immer mehr Druck haben, immer unkonzentrierter sind. Immer mehr leisten müssen.
Am Ende gibt es mehr Unfälle und depressive Menschen.
Nur weil heutzutage alles super-hyper-schnell gehen muß?
Kontrolle über alles und jeden?
Bäh
So möchte ich nicht leben und werde es auch nicht tun.''
Zum Nachdenken. Warum man in der heutigen Zeit alles immer sofort und ohne Wartezeiten haben muß, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit.
Meine Auffassung: man sollte sich sehr genau überlegen, ob man das, was einem gerade ins Auge sticht, wirklich wirklich haben möchte und haben muß. Und ob man einem Postfahrer, LKW-Fahrer, Paketdienst das wirklich zumuten will, in Nacht, Nebel, Regen und Schnee durch die Pampa zu fahren, um einem ein Internetschnäppchen zu liefern. Klar, Plattformen wie Dawanda, Ebay, Amazon und andere leben genau davon, aber...

Wie ich darauf komme:
Vor einigen Jahren brauchte eine Bekannte von heute auf morgen einen neuen Kühlschrank oder Herd oder so... sie recherchierte stundenlang im Internet nach dem günstigsten und entschied sich dann für einen, der preismäßig ca. 15 % unter den anderen lag. Der Nachteil: Er mußte von ziemlich weit her angeliefert werden. Am Tag der Lieferung regnete es erst, dann schneite es - und der arme Fahrer auf Landstraßen unterwegs, in der Dunkelheit. Nur damit sie einige Euros sparen konnte, mußte ein Mann seine Gesundheit riskieren, um einen Kühlschrank über 200 Kilometer anzuliefern?! Klar, man könnte sagen, er ist ja selbst schuld, wieso bietet er das an... und er muß ja auch irgendwie Geld verdienen.
Aber so kommt es zu absurden Auswüchsen, daß xy von A nach B kutschiert wird (für unbekannte Kosten - zusätzlich zu den ausgewiesen Lieferkosten) und umgekehrt, nur damit jemand ein, zwei Euro sparen kann.
Ein absurdes System. Absurde Gesellschaft. Absurde Wirtschaft.
Ein Fall von "das Gras in Nachbars Garten ist immer grüner"?

Oops. Wer mir gerade eben nicht folgen konnte - sei beruhigt, ich kann mir eben auch nicht folgen.
Schlimme Kopfschmerzen... Ich werde das morgen oder so noch sortieren.
Have fun! Sathiya


Ergänzung 22.11.:
Realsatire. Herrlich, zum Brüllen. Geduld ist unsere größte Stärke... manchmal auch Schwäche. 
Der Kunde ist König und geduldet sich königlich... so geht´s auch. ;-)  Lesen.
Gefunden hier:
http://sewvintage.wordpress.com/2012/10/10/die-wundersame-welt-der-zahlen-von-stoffe-de/

Freitag, 16. November 2012

Irrverständnis - oder Worte allein reichen nicht

Eben habe ich ein neues Wort kreiert: Irrverständnis. Ein Hybrid aus Irrtum und Mißverständnis.
Als Katalysator diente mir der folgende Diskussionsabschnitt.
Ein erneuter Beweis, daß Worte allein nicht ausreichen.
Es ist wirklich erforderlich, etwas mehr über den Sprecher oder Schreiber zu wissen. Sodann ist ja jedes Wort, jeder Satz an sich frei interpretierbar - und wird außerdem, je nach Lust und Laune, auch ganz nach Belieben ausgelegt.

Ich plädiere erneut dafür, in Blogkommentaren Ironie, Sarkasmus, Witze, Frotzelei und "nicht ganz ernst gemeint" mit deutlichen Worten anzukündigen.
Manchmal hilft allerdings auch das nicht. Manche Menschen wollen eben unbedingt, koste es was es wolle, das letzte Wort behalten und lenken damit von einer durchaus ernsthaften Diskussion ab zu Erörterungen ihrer selbst.
Davon abgesehen: wenn man nichts konstruktives, hilfreiches oder auch nur unterhaltsames beitragen kann - welchen Grund gibt es, dann nicht einfach mal den Mund zu halten?
Aber lest selbst.

Dem folgenden Wortwechsel vorangegangen waren ein Artikel über Homöopathie und eine längere Diskussion mit über 60 Beiträgen. Der aufmerksame Blogleser ;-) wird wissen, um welchen Artikel  es sich handelt.  (Hinter C. verstecke ich mich :-) )  Anmerkungen in rot
A: 
Ich lese und staune – so ein begeistertes Homöopathiebashing!
Und wieder mal schüttle ich den Kopf: haben wir wirklich nix gescheiteres zu tun als Leute auszulachen, weil sie irgendwas glauben?

1
B: 
Statt uns um die verhungernden Kinder in Afrika zu kümmern, A.? Dass die Früchte der Aufklärung vor die Säue geworfen werden, hat weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen. Das mag dir egal sein; aber lach die Leute nicht aus, denen es nicht egal ist.
 2
C:
Hallo A.: Hier wird keiner ausgelacht, nur sich gewundert, Fragen gestellt und Antworten gesucht. Daß dabei auch die eine oder andere ironische Bemerkung rüberkommt, ist unvermeidlich.
Wieso nur scheint es in Ordnung zu sein, über Blonde, Frauen, Iren, Religion zu lästern – aber über Homöopathie nicht?

Ich möchte B. (frei interpretiert)zustimmen, Glaube  h a t  globale Auswirkungen, in der Vergangenheit, in der Gegenwart und wird es auch in der Zukunft haben.
Eine mögliche Koinzidenz: die Kinder in Afrika hungern, weil wir in Europa an Homöopathie glauben.
Der mögliche Ausweg: diesen Glauben als Irrglauben erkennen und ablegen. Das Geld, was für Besuche beim Homöopathen und für Globuli ausgegeben wird, direkt nach Afrika schicken. Wenn auch nur ein Zehntel der Deutschen HP-Abhängigen dies tut, wird Brot für die Welt dagegen arm aussehen.
Und dies erscheint mir sinnvoller zu sein, als bei jedem eingebildeten Wehweh eine Handvoll Globuli zu schlucken.

Danke nochmals, liebe Frau B., für Ihren Beitrag und die konsequente intelligente freundliche Moderation der Diskussion!
Liebe Grüße, C.

3
A: Also Moment mal, ich hab weder von Kindern in Afrika gesprochen (das empfinde ich als put-down, B.), noch bin ich diejenige, die irgendjemanden auslacht.
Um es nochmal klar zu machen – ich finde, es gibt gefährlicher Bedrohungen für unsere hart erarbeitete aufgeklärte Kultur als Homöopathie.
Und C. – ich finde es absolut nicht in Ordnung, Witze über Randgruppen zu machen – nicht mal über Herrn Rösler.

4
C:
Entschuldigung, liebe Frau A., ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.
Witze über Randgruppen – wissen Sie, ich als Frau begreife mich nicht als Mitglied einer Randgruppe. Sie? ;-)
Ein gewisse Form von höflich frotzelnder Skepsis – auch HP gegenüber – muß erlaubt sein, das ist sich eine tolerante aufgeklärte Gesellschaft schuldig.

Die Bemerkung über Herrn Rösler habe ich nicht verstanden. HÄH? (Mit Verlaub :-) )
Lg, C.
5
A: Die Frage, ob wir Frauen eine Randgruppe sind, diskutieren wir ein andermal, Frau C.. Herr Rösler ist bekanntlich in Vietnam geboren und wird deshalb oft für rassistische Witze missbraucht (zuletzt von dem mir verhassten Stefan Raab).
So, und jetzt is mal gut.
 
         6
(Ich hatte Lust, auch darauf nochmals zu antworten, hielt es aber für sinnlos. Herr Rösler und Stefan Raab und Vietnam - den Knackpunkt habe ich immer noch nicht verstanden. ??? Und was haben die zwei mit Homöopathie zu tun? Klugerweise hielt sich Fr. B. vornehm zurück. Manche Bemerkungen sollte man eben einfach so stehen lassen.)

Zum Glück hatte ich eine Homepage hinter dem A. gefunden, so konnte ich diese aufrufen und sehen, daß A. durchaus nicht so bissig und biestig ist, wie sie hier zu sein schien. Pardon, wie sie mir vorkam. Und - Achtung, Ironie!, A. ist keine blonde tiefreligiöse Frau irischer Abstammung ...
Ein neuer Fall für Blogger-Etikette. Sollte ich wohl mal ein Fäßlein aufmachen, ein kleineres. :-))
Ein Irrverständnis: jeder fühlt sich im Recht, jeder will sich verteidigen, jeder versteht die Argumente des anderen absichtlich falsch und zitiert sie dann auch noch verkehrt und aus dem Zusammenhang gerissen.

Alles wird gut... und ja doch, man könnte sich derweil auch um die wirklichen Weltprobleme kümmern. Aber eines der Weltprobleme ist eben leider das Brett vorm Kopf.
Viele Grüße, take it easy, Sathiya

1: ist erst mal in Ordnung. Auch solche Bemerkungen sind erlaubt und können hilfreich sein. Obwohl sie eine Unterstellung darstellen und eigentlich am Thema vorbei gehen.
2: ironisch-freundliche Antwort. Kein Grund für A., motzig zu werden, oder?
3: nach meinem Dafürhalten nur logisch, ansonsten ernst und freundlich. Oder nicht?
4: da fühlt sich jemand auf den Schlips getreten - warum eigentlich?
5: ich wollte es eigentlich gut sein lassen - fühlte mich aber angegriffen, Ton, Wortwahl.
6: und bamm. Da hat sie es aber allen gezeigt. Ende der Diskussion. ;-)

Bei nochmaliger Lektüre des Posts hielt ich es für besser, erst mal Fieber zu  messen. 
Geht´s noch, Frau Sathiya?!  Na, Humor ist´s, wenn man trotzdem lacht. 
In diesem Sinne - let´s roll!     Sathiya 

Donnerstag, 15. November 2012

Erstverschlimmerung

siehe hier:
http://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2012/11/uber-die-weite-verbreitung-von-geschutteltem-wasser-und-von-starkekugeln.htm  (kein Hyperlink)

Nachdem ich zunächst irrtümlich glaubte, es handele sich um einen Selbstversuch mit dem modernen "Bubble-Tea"... geht es doch um Homöopathie und das Eingebundensein derselben in politische, wirtschaftliche und bildungshoheitliche Verflechtungen. Da ich durch meine pharmaziestudierende große Tochter dem nicht ganz gleichgültig gegenüber stehe, habe ich mich zu Wort gemeldet.
Lesenswert.
Die folgenden Sätze sind ein Kommentar, der, warum auch immer, von mir nicht dort publiziert werden konnte. Das verstehen allein die Künstlichen Intelligenzen des World Wide Web...
Meine Pharmaziestudentin hat eben laut gelacht, als sie den Beitrag las samt aller Argumente und Kommentare... sie findet´s lustig.
Am besten gefallen ihr "Aspirin und beten" und die "Brötchentherapie".
HP soll jeder so oft und lange nehmen, wie es ihm behagt und nicht schadet, allerdings sollte Selbstmedikation speziell was Schwangere und Kinder angeht, gründlich erwogen werden. Desweiteren sollte man dringend den Reflex "Aua"-"Globuli nehmen" hinterfragen.
Manche (fr)essen ja Aspirin wie andere Tictacs, und mit den Globuli ist das anscheinend nicht anders.
Die Schädlichkeit des Aspirins ist ja bekannt (was die Leute aber nicht daran hindert), aber die Unschädlichkeit von Globuli muß erst noch erwiesen werden (was die Leute auch nicht dran hindert).

Ich frage mich: wenn HP in Form von Globuli tatsächlich so wirksam wäre, daß eine Verdünnung in 12. oder gar 16. Potenz helfen würde, wie genau kommen sie dann auf die Idee, daß das Zeug unschädlich sei?! Es hilft also nur und schadet nicht? Wie soll das gehen? Das heißt ein Globulus hilft, zwei auch, 10 auch, 100...? Wo ist die Grenze für Überdosierung?

Lachhaft finde ich auch die sogenannte "Erstverschlimmerung". Nee, oder?! Was im Übrigen ja zu garantieren scheint, daß ich wochenlang dasselbe Zeug zu mir nehme und damit die HP-Industrie/Apotheken am Laufen halte, immer auf Besserung hoffend, solange, bis mein Körper eingesehen hat, daß er außer Globuli keine Hilfe bekommen wird und anfängt, sich selbst zu heilen. Was er unter Garantie auch ohne Globuli getan hätte, möglicherweise sogar früher. Aber möglicherweise bin ich bis dahin in eine Art psychische Abhängigkeit geraten (von körperlicher wollen wir mal nicht reden - es "schadet" ja nichts)... und der irrigen aber festen Überzeugung, mein Globulikonsum habe etwas mit meiner Gesundung zu tun. Wallfahrt zum Heiligen Globulus.

Ich persönlich finde, Gesundheit und Wohlbefinden unseres Körpers hängt in allererster Linie von der Lebensweise ab. Ernährung, Lebensführung, Glücksgefühl, Liebe. Das kann man weder mit einem konventionellen Medikament noch mit Homöopathika erreichen.

Sie durfte im übrigen auch schon was Globuli-ähnliches herstellen - Pfefferminzpastillen. Mit Schwenken und Tröpfchen zählen und ganz viel positiver Energie. *lach* Tictacs halt.

Ansonsten: eine schöne lesenswerte Diskussion. Köstlich...
Glaubenskrieg um den Globulus. *grinst sich eins*
Lg, Sathiya
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und hier:
http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/11/13/die-homoopathie-luge-so-gefahrlich-ist-die-lehre-von-den-weisen-kugelchen/   (kein Hyperlink)

Die Kommentare zu diesem klugen, gerissenen, ganz und gar parteiischen Beitrag grenzen ja schon an Realsatire. Es ist teils konstruktiv und klug, teils komisch, teils erschütternd, teils mächtig dumm, was man da zu lesen bekommt. Dennoch lesenswert. Vor allem stößt es einen Denkprozeß an - bei denen zumindest, die noch denken können. Oder wollen. Viel Vergnügen! (Warnung - es ist nicht ganz leicht zu lesen)
Mein Beitrag dazu: (man merkt schon, daß ich nicht unbedingt ein Verfechter oder Gläubiger der Homöopathie sein kann, aber mein Grundsatz dazu lautet "leben und leben lassen". Solange mich keiner zu missionieren versucht...)

*Achtung, Ironie!*
Angebot*:
Ich biete ab sofort Globuli in den Potenzen von D-1 bis D-24 für den Adventskalender an. Zum Selbstbefüllen. Jeden Tag wird es Ihnen möglich sein, ein anderes Leiden oder Beschwerden zu lindern. Keine Angst vor der Erstverschlimmerung! Im 24. Türchen ist eine spezielle Überraschung versteckt… was genau, wird noch nicht verraten.
Absolut und garantiert (neben)wirkungsfrei. Bitte beachten Sie den Beipackzettel mit den aufgeführten erlaubten und verbotenen Tätigkeiten.
Mit vorzüglicher Hochachtung,
My Holiness The HP-Guru
*wer das ernstnimmt, dem ist auch nicht mehr zu helfen… aber wenn doch - nehme ich es auch nicht übel und konstruiere flugs aus erwas Papier und Zuckerperlchen einen hochhomöopathischen Adventskalender. Homöopathisches Doktor-Zertifikat vorhanden. Anfragen per Email erbeten. Express-Lieferung bis zum 1. Dezember. Kaufpreis auf Anfrage.
Garantiert nebenwirkungsfrei! Deswegen brauchen Sie auch nicht Ihren Arzt, Apotheker, Homöopathen oder Heilpraktiker zu befragen. Es schadet ja nichts.
*breit grinst*, Sathiya

Stopfleber

PETA   http://www.stopfleber.info/  (kein Hyperlink, starke Nerven erforderlich)

Diese Art der Tiermast ist in Deutschland und einigen anderen Staaten wohl schon verboten, aber die so gewonnenen Lebensmittel dürfen eingeführt, verkauft und konsumiert werden.
Das Verbot der Stopflebermast ist nicht genug, das reicht nicht. Auch die Einfuhr, der Vertrieb und der Konsum von Stopfleber müssen für illegal erklärt werden.
Man kann sich der Unterschriftenaktion anschließen. Man sollte es tun.

Ich bin zwar kein Christ (außer auf dem Papier), aber das ist ein Fall von "was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu". Und "was du dem geringsten und ärmsten getan hast, das hast du mir getan" (freies Zitat Jesus Chr.) Das sollte auch für Tiere gelten.
Das muß aufhören.

Stoppt die Stopfleberpraxis. Sofort.
Macht es per Gesetz so unattraktiv, teuer und illegal wie möglich, daß solche und ähnliche menschen- und tierverachtende Praktiken keine Lobby mehr haben und die daraus hergestellten Produkte keine Interessenten mehr finden.

Ich habe geweint, als ich den Link aufrief und mich übergeben, vor Ekel, Entsetzen, Abscheu.
Was tun wir Menschen nur...
Sathiya

(Entschuldigung, ich möchte mit meiner Meinung keinem auf die Füße treten. Aber wenn dieser Post schon keinen anderen Effekt hat als den, daß man sich seiner eigenen Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten bewußt wird und sie gegebenenfalls mal überdenkt, dann hätte ich mein Ziel schon erreicht. Ich will und werde keinem meine Lebensweise und Art zu denken aufdrängen, noch will ich jemanden missionieren. Aber meine persönliche Meinung ist: wer sich Dokumentation, Beiträge, Berichte, Aufrufe obengenannter Art ansieht und es ihm/ihr gleichgültig ist, den halte ich, bei allem Respekt, für emotional abgestorben... )

Dienstag, 13. November 2012

Nicht in meinem Namen

siehe hier:
http://grundeinkommenimbundestag.blogspot.de/2012/11/nicht-in-meinem-namen-nichtinmeinemnamen.html   (kein Hyperlink)


Jemand hat sich - wie, ist obiger Adresse zu entnehmen - Sanktionen sprich Kürzungen seiner "Leistungen zum Lebensunterhalt" in Höhe von 90 Prozent "verdient". Mit voller Absicht - nämlich gegen die unsäglich menschenverachtende Sozialgesetzgebung der Bundesregierung zu protestieren. Ob er erfolgreich sein wird oder das Ganze mit seiner Gesundheit oder gar seinem Leben bezahlen wird - bleibt abzuwarten.
Bitte erst die Adresse oben aufrufen und dort lesen...

Ich bin ebenso erschüttert wie die Autorin.
Ebenso wie sie habe ich Hemmungen und Probleme, darüber zu schreiben, mich dazu öffentlich zu äußern - ist es doch die gängige Auffassung im Lande, ein Sozialhilfeempfänger sei an seinem Elend selbst schuld und habe es selbst in der Hand, dem ein Ende zu setzen - indem er eine staatlich wohlwollend abgenickte abhängige Arbeit aufnimmt beispielsweise, oder sich selbständig macht (ich sage nur "Mit Handarbeiten aus Hartz 4", ein unsäglicher TV-Beitrag).
Genug der Scham - des Fremdschämens eher, Fremdschämen für die Politiker, die in der wohltuenden und garantierten Sicherheit ihrer lebenslangen sehr hohen Bezüge und Ruhestandsgelder (ich sage nur Wulff!!!) einfach über das zum Leben notwendige monatliche Existenzminimum befinden (wovon sie nicht die geringste Ahnung haben und was jedem beliebigen nicht mal einen einzigen Tag reichen würde) und dasselbe auch noch in einer modernen fortschrittlichen Variante des mittelalterlichen Hungerturms verwenden, indem sie bei Zuwiderhandeln und Nichtbefolgen der amtlichen (oft willkürlichen) Anordungen einfach Saktionen ansetzen - zunächst 30prozentige Kürzung des Existensminimums für 3 Monate, dann 60prozentige und schließlich 90prozentig... wie im oben genannten Beitrag zu lesen ist.
Ich bin fassungslos.
Daß soetwas in unserer modernen Gesellschaft tatsächlich durchgeführt wird.
Hungerturm im 21. Jahrhundert.
Immerhin gibt es keine Ketten, keine gegenständlichen zumindest.
Die Ketten sind durchaus da - die ständige und wohlkalkulierte Haltung in psychischer Angst und Abhängigkeit, die ständige Angst vor Obdachlosigkeit und fehlender medizinischer Versorgung, die Angst vor Sanktionen, wenn jemand nicht sofort spurt, das Gefühl, sich ständig irgendwelchen potentiellen "Arbeitgebern" präsentieren zu müssen, die doch nur auf der Suche nach billigen Arbeitskräften, eher - sklaven waren ("Leiharbeiter" der Jobcenter - nimm dir welche, teste sie - bei voller Arbeitsleistung ein paar Tage, maximal zwei Wochen - und dann schickst du sie einfach zurück und besorgst dir neue. Supereasy.) Dazu die subtile Botschaft, daß man ja eh und sowieso selbst schuld sei, daß es ganz allein an einem selbst läge. Was, der ehemalige Arbeitsplatz ist jetzt in China? Selbst schuld... Was, der ehemalige Chef bevorzugt auf deiner Position nur Männer? Selbst schuld... !!! Was, du hast zwei Doktortitel und zum Regaleeinräumen reicht die 8. Klasse? Zu gut ausgebildet, selbst schuld... Was, du bist schon über 40, nee, das geht gar nicht. Selbst schuld...

Der Gedanke hinter den Sanktionen, den Kürzungen der Sozialhilfe, ist durchaus nachvollziehbar: wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Altes Testament...
So weit so gut. Doch was ist die Definition von Arbeit? Jemand trägt was in eine Lohnsteuerkarte ein? Oder jemand erschafft etwas, was Hand und Fuß hat? Was einen gesllschaftlichen, wirtschaftlichen Nutzen hat? Wofür ein anderer Geld bezahlt? Oder jemand wischt anderen den Allerwertesten ab? Oder jemand spekuliert mit dem Geld fremder Leute? Oder jemand bäckt ein paar Gesetze, bequemerweise zu seinem eigenen Vorteil? Oder was?
Das Gesetz, die Sozialgesetzgebung, wie sie jetzt ist, ist einer modernen Gesellschaft unwürdig. Ich schäme mich... daß Volksvertreter, die sich für den Mund des Volkes halten, in ihrer Selbstherrlichkeit derartige Gesetze verabschieden und sie auch durchsetzen lassen. Ich habe auch den deutlichen Eindruck, daß sie nicht mit dem wichtigsten Grundsatz des Grundgesetzes konform geht - "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Wie ich das sehe, wird durch die Hartz4-Gesetze ständig dagegen verstoßen... oder gehen die Menschen, die sich als Sozialhilfeempfänger registrieren lassen (müssen), damit automatisch ihrer staatsbürgerlichen Rechte verlustig?!

Ein Argument gegen die Sanktionen, daß die Autorin bringt, ist nachdenkenswert: würde sich jemand so verhalten, der Kinder oder Alte oder Kranke oder Behinderte oder Schüler oder Studenten zu betreuen hätte, um sich derart Gehorsam und Unterwerfung zu verschaffen, würde es nicht hingenommen, nie und nimmer. Wieso ist es hinnehmbar und akzeptabel, den eigenen Bürgern im Lande sowas zuzumuten?

Nicht vergessen: nichts ist sicher. Jedem kann es passieren, eher als man es für möglich hält, vor dem Tresen eines Jobcenters zu stehen und sich als Sozialhilfeempfänger registrieren lassen zu müssen.

Wer die Aktion unterstützen möchte, es gibt genügend Adressen und Unterschriftenaktionen (Adresse oben), an die man sich wenden kann.

Sathiya

Kinderspielzeugwahnsinn

Einige Gedanken dazu.
Meine Jüngste bittet mich ab und zu, mit ihr in einen Spielzeugladen zu gehen - obwohl sie genau weiß, daß ich auch beim 100. Besuch nichts kaufen werde. Sie möchte sich erfreuen am Anblick der Fülle, des bunten weichen Reichtumes. Ich gehe immer brav mit... bin aber mit jedem Besuch genervter. Es ist mir zu bunt, zu aufdringlich, zu gewollt, zu aufgesetzt niedlich, zu bemüht witzig, zu beliebig, und überhaupt zu überflüssig.
Gerade jetzt in der erweiterten Vorweihnachtszeit ist alles wieder sehr aufdringlich und schreit so laut KAUF MICH, daß man es kaum überhören kann.
Nichts gegen Spielsachen, die dem Kind helfen, seinen Horizont zu erweitern und sich bestimmte Fertigkeiten und Fähigkeiten anzueignen, seine Geschicklichkeit zu verbessern und das Gehirn zu trainieren, Alltagsituationen nachzuspielen, seine Phantasie anzuregen und zu träumen.
Davon gibt es ja Gott sei Dank noch einige geeignete Spielsachen. Nicht allzuviele, aber sie sind noch da. Noch.

Aber das meiste ist überflüssiger Schnulli, den ich keinem Kind zum Spielen geben würde. Allen voran das Plastikzeug von Duplo, Fisherprice und Co. Wozu muß ein Spielzeug düdeln und blinken und wackeln??!!
Wozu muß es durchdesignt und mit allem möglichen Schmus beladen sein, wenn es doch eine einfache Holzfigur wie von einem altertümlichen Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel ebenso tut? Wieso gibt es soviele Knöpfchen-drück-Spiele?! Warum muß alles aus Plastik sein?? (Pardon, natürlich ist nicht alles aus Plastik. Aber leider ein sehr großer Teil, der immer größer wird.)
Ein Beispiel - wir lieben das Spiel "Die Siedler von Catan". Geniales Spiel. Super. Wir haben das Glück, eine der ersten Ausgaben zu besitzen, die mit den Holzfiguren, minimalistisch gestaltete Spielfelder, perfekt, kein Gedöns und Design-Schnickschnack. Die aktuelle Edition dieses Spieles enthält leider nur Plastikfiguren, überdesignte Spielfelder und allerlei Tand und Tinnef, den kein Mensch, kein Spieler braucht...  Schön finde ich das nicht. Ich bin da eher Minimalist. Weniger ist mehr.
Ich bin für weniger Schnulli, für mehr Phantasie und damit mehr Spielspaß.

Das meiste Spielzeug machen wir uns ohnehin selbst. Das macht auch den meisten Spaß, und überhaupt deckt es alles ab, was ich von einem Spielzeug erwarte: die Phantasie wird angeregt, die Kreativität geschürt, die Frustrationstoleranz trainiert, die soziale Kompetenz erhöht, die allgemeine Lebenslust vergrößert, das eigene Nachdenken gefördert, die Planungsfähigkeit erweitert... :-)) und das Spielen selbst ist umso vieles erfüllender, kreativer, fröhlicher, als wenn einfach ein gekauftes Spielzeug mittels vorgebener Knöpfe bedient wird. 
Letztens erst kramte meine Jüngste ein Häschen aus ihrer Spielzeugkiste, das ich vor Jahren genäht hatte. Weil sie sich noch eines wünschte, ich aber das Schnittmuster nicht finden konnte, hat sie sich selbst eins ausgedacht. Sich selbst hingesetzt und ein Schnittmuster für ein Kuschelhäschen entworfen. Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen... sie ist erst 8 Jahre. Das Häschen (siehe Blog Sathiya 1) ist mittlerweile fertig (die Schnitteile wurden noch leicht von mir überarbeitet, damit alles zusammenpaßt :-) ) und sie ist superfroh über ihr Häschen. Selbstgedacht und selbstgemacht.

Überhaupt: am besten spielt es sich sowieso mit einem alten Schuh, Mutters Schal, Wäscheklammern, verschiedenen alten Töpfen und Kochlöffeln und diversen leeren Flaschen und Schuhkartons. Wenn das die Spielzeugindustrie wüßte... :-))

Greetings, Sathiya

Sonntag, 11. November 2012

Warum, Mami?

Auf dieser Seite gefunden -  
http://www.schweigen-brechen.de/Nachdenliches.html#Warum%20Mami   (kein Hyperlink)
O mein Gott...

Warum, Mami ? Alkohol am Steuer - Tod einer Unschuldigen

Ich ging zu einer Party, Mami, und dachte an Deine Worte.
Du hattest mich gebeten, nicht zu trinken, und so trank ich keinen Alkohol.
Als ich in mein Auto stieg, Mami, wusste ich, dass ich heil nach Hause kommen würde: aufgrund Deiner Erziehung
Ich fühlte mich ganz stolz, Mami, genauso, wie Du es vorhergesagt hattest.
Ich habe vor dem Fahren nichts getrunken, Mami, auch wenn die anderen sich mokierten. Ich weiß, dass es richtig war, Mami, und dass Du immer recht hast.
Die Party geht langsam zu Ende, Mami, und alle fahren weg. Verantwortungsvoll und fein. Ich fuhr langsam an, Mami, und bog in die Strasse ein.
Aber der andere Fahrer sah mich nicht, und sein Wagen traf mich mit voller Wucht. Als ich auf dem Bürgersteig lag, Mami, hörte ich den Polizisten sagen,
der andere sei betrunken.
Und nun bin ich diejenige, die dafür büßen muss. Ich liege hier im Sterben, Mami, ach bitte, komm' doch schnell.
Wie konnte mir das passieren?
Mein Leben zerplatzt wie ein Luftballon. Ringsherum ist alles voll Blut, Mami, das meiste ist von mir.
Ich höre den Arzt sagen, Mami, dass es keine Hilfe mehr für mich gibt. Ich wollte Dir nur sagen, Mami, ich schwöre es, ich habe wirklich nichts getrunken.
Es waren die anderen, Mami, die haben einfach nicht nachgedacht. Er war wahrscheinlich auf der gleichen Party wie ich, Mami.
Der einzige Unterschied ist nur: Er hat getrunken, und ich werde sterben. Warum trinken die Menschen, Mami?
Es kann das ganze Leben ruinieren.
Ich habe jetzt starke Schmerzen, wie Messerstiche so scharf. Der Mann, der mich angefahren hat, Mami, läuft herum, und ich liege hier im Sterben.
Er guckt nur dumm. Sag' meinem Bruder, dass er nicht weinen soll, Mami.
Und Papi soll tapfer sein.
Und wenn ich dann im Himmel bin, Mami, schreibt "Papis Mädchen" auf meinen Grabstein. Jemand hätte es ihm sagen sollen, Mami, nicht trinken und dann fahren.
Wenn man ihm das gesagt hätte, Mami, würde ich noch leben. Mein Atem wird kürzer, Mami, ich habe große Angst.
Bitte, weine nicht um mich, Mami.
Du warst immer da, wenn ich Dich brauchte.
Ich habe nur noch eine letzte Frage, Mami, bevor ich von hier fortgehe:
Ich habe nicht vor dem Fahren getrunken, warum bin ich die jenige, die sterben muss?

Erschüttert, Sathiya
Für ein anderes Gedicht auf derselben Seite braucht es starke Nerven... die ich momentan nicht habe.
Die Adresse:  http://www.schweigen-brechen.de/Nachdenliches.html#Warum%20Papi 

Freitag, 9. November 2012

Das Seifen-Desaster

Manche Leute haben Probleme... :-)

Im Folgenden eine wahre Begebenheit - ein Schriftwechsel, der zwischen den Mitarbeitern eines Londoner Hotels und einem seiner Gäste hin- und herging. Das betroffene Hotel überließ diese Korrespondenz der Sunday Times. Es wurden selbstverständlich bei der Veröffentlichung keine Namen genannt.
Gefunden irgendwo online, ich weiß leider nicht mehr wo genau. Viel Vergnügen bei der Lektüre!
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Sehr geehrtes Zimmermädchen,
ich möchte Sie bitten, keine dieser kleinen Seifenstückchen mehr in meinem Badezimmer zurückzulassen, weil ich ein großes Stück meiner eigenen Lieblingsseife (Dial) mitgebracht habe. Bitte entfernen Sie die sechs ungeöffneten kleinen Seifenstücke von der Ablage unter dem Medizinschränkchen, ebenso wie die drei weiteren Stücke aus der Seifenschale in der Dusche - sie stören mich.
Danke. S. Berman
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Sehr geehrter Gast in Zimmer 635,
ich bin sonst nicht für Ihr Zimmer zuständig, und meine Kollegin wird morgen, am Donnerstag, wieder hier sein. Ich habe wie gewünscht die 3 Hotelseifen aus der Seifenschale in der Dusche genommen. Die 6 Seifen auf der Ablage habe ich weggeräumt und auf die Oberseite Ihres Papiertuchbehälters gelegt, falls Sie es sich anders überlegen sollten. Ich hoffe, dass dies zu Ihrer Zufriedenheit ist.
Katrin, Aushilfszimmermädchen
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Sehr geehrtes Zimmermädchen - ich hoffe, dass Sie mein reguläres Zimmermädchen sind,
anscheinend hat Katrin Ihnen nichts von meiner Nachricht über die kleinen Seifenstücke erzählt. Als ich heute Abend in mein Zimmer zurückkam, stellte ich fest, dass Sie 3 weitere Stückchen Camay-Seife zu den Stücken auf der Ablage unter meinem Medizinschrank gelegt hatten. Ich werde zwei Wochen lang hier im Hotel sein und ich habe meine eigene große Seife mitgebracht. Ich werden also diese 6 kleinen Camay-Seifen auf der Ablage nicht benötigen. Sie stören mich beim Rasieren, Zähneputzen usw. Bitte entfernen Sie sie.
S. Berman
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Sehr geehrter Herr Berman,
am Mittwoch hatte ich meinen freien Tag und meine Kollegin hat 3 Hotelseifen in Ihr Badezimmer gelegt. Wir sind vom Management angewiesen, das so zu machen. Ich habe die 6 Seifenstücke, die Ihnen im Weg waren, von der Ablage weggenommen und habe sie in die Seifenschale gelegt, wo Ihre Dial-Badeseife war. Die Dial- Seife habe ich in Ihren Medizinschrank gelegt. Ich habe die 3 Hotelseifen nicht aus dem Medizinschränkchen genommen, die sind immer für neue Gäste da und Sie haben darüber nichts gesagt, als Sie am letzten Montag ankamen. Bitte teilen Sie mir mit, wenn ich Ihnen weiter behilflich sein kann.

Ihr reguläres Zimmermädchen, Annette
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Sehr geehrter Herr Berman,
Herr Kramer, unser stellvertretender Manager, hat mich darüber informiert, dass Sie ihn gestern Abend anriefen und ihm mitteilten, dass Sie mit unserem Zimmermädchen-Service unzufrieden sind. Ich habe ein neues Mädchen eingeteilt, das jetzt für Ihr Zimmer zuständig sein wird. Ich möchte mich für alle Ihnen entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen. Sollten Sie weitere Beschwerden haben, setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung, damit ich mich persönlich darum kümmern kann. Sie erreichen mich unter 1108 zwischen 8.00 und 17.00 Uhr. Danke.
Elisabeth Möller, Haushälterin
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Sehr geehrte Frau Möller,
Es ist nicht möglich, telefonisch mit Ihnen in Verbindung zu treten, weil ich in geschäftlichen Angelegenheiten das Hotel um 7.45 Uhr verlasse und nicht vor 17.30 oder 18.00 Uhr zurückkomme. Aus diesem Grund habe ich gestern Abend Herrn Kramer angerufen. Sie waren nicht mehr im Dienst. Ich habe Herrn Kramer nur gefragt, ob er irgend etwas gegen die kleinen Seifenstückchen unternehmen könnte. Das neue Zimmermädchen, das Sie für mein Zimmer eingeteilt haben, muss gedacht haben, ich sei ein heute gerade angekommener Gast, denn sie hinterließ 3 weitere Stücke Hotelseife in meinem Medizinschränkchen, zusammen mit ihrer üblichen Lieferung von 3 Stücken auf der Badezimmerablage. In nur 5 Tagen
Aufenthalt habe ich unterdessen 24 Seifenstückchen angesammelt. Warum tun Sie mir das an?
S. Berman
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Sehr geehrter Herr Berman,
Ihr Zimmermädchen, Katrin, ist angewiesen worden, in Ihrem Badezimmer keine weitere Hotelseife zurückzulassen und die überschüssigen Seifenstücke zu entfernen. Wenn ich Ihnen weiter behilflich sein kann, rufen Sie mich bitte zwischen 8.00 und 17.00 Uhr unter der Nummer 1108 an. Danke.
Elisabeth Möller, Haushälterin
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Sehr geehrter Herr Kramer,
meine Dial-Badeseife ist verschwunden!!! Jedes einzelne Stückchen Seife wurde aus meinem Zimmer entfernt, einschließlich meines eigenen großen Stücks Dial-Seife. Ich kam gestern Abend erst spät zurück und musste den Portier bitten, mir 4 kleine Cashmere Bouquet-Seifen zu bringen.
S. Berman
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Sehr geehrter Herr Berman,
ich habe unsere Haushälterin, Frau Möller, von Ihrem Seifenproblem informiert. Ich kann es mir nicht erklären, warum keine Seife in Ihrem Badezimmer war, weil unsere Zimmermädchen angewiesen sind, bei jeder Zimmerreinigung 3 Stück Hotelseife zurückzulassen. Diese Situation wird sofort richtiggestellt werden. Für Ihnen entstandene Unannehmlichkeiten möchte ich mich entschuldigen
Martin Kramer, stellvertretender Manager
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Sehr geehrte Frau Möller,
wer hat zum Teufel 54 Stückchen Camay-Seife in meinem Badezimmer deponiert? Als ich gestern auf mein Zimmer kam, fand ich 54 kleine Seifenstückchen. Ich will keine 54 Stückchen Camay-Seife haben. Alles, was ich will, ist meine eigene vermaledeite Dial-Badeseife. Haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, dass hier jetzt 54 klitzekleine Seifenstückchen herumliegen? Ich will nichts anderes als meine Dial-Badeseife. Ich flehe Sie an - geben Sie mir mein großes Stück Dial-Seife zurück.
S. Berman
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Sehr geehrter Herr Berman,
Sie haben sich darüber beschwert, dass Sie zuviel Seife in Ihrem Badezimmer haben. Dann haben Sie sich bei Herrn Kramer beschwert, dass Ihre Seife verschwunden sei, und ich habe sie persönlich alle wieder in Ihr Zimmer zurückgebracht: die 24 Camay-Seifen, die entfernt worden waren, plus die 3 Stücke Camay-Seife, die in jedem Zimmer pro Tag vorgesehen werden. Ich weiß nichts über die 4 Cashmere Bouquet-Seifen. Offensichtlich hat Ihr Zimmermädchen, Katrin, nicht gewusst, dass ich Ihnen Ihre Seifen zurückgebracht hatte, so dass auch sie die 24 Camay-Seifen und die drei täglichen Seifenstücke auf
Ihr Zimmer gebracht hat. Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, dass dieses Hotel Gästen große Stücke Dial-Badeseife zur Verfügung stellt. Ich habe einige große Ivory-Badeseifen beschaffen können, die ich auf Ihr Zimmer gebracht habe.
Elisabeth Möller, Haushälterin
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Sehr geehrte Frau Möller,
nur ein paar Zeilen, um Sie über den aktuellsten Stand meines Seifen-Inventars zu informieren. Mit dem heutigen Tag bin ich der stolze Besitzer von:
Auf der Ablage unter dem Medizinschränkchen - 18 Camay-Seifen in 4Stapeln à 4 Stück und 1 Stapel à 2 Stück
Auf dem Papiertuchbehälter - 11 Camay-Seifen in 2 Stapeln à 4 Stück und 1 Stapel à 3 Stück
Auf der Kommode im Schlafzimmer - 1 Stapel à 3 Stück Cashmere-Bouquet-Seifen, 1 Stapel à 4 große Ivory- Seifen und 8 Camay-Seifen in 2 Stapeln à 4 Stück
Im Medizinschränkchen - 14 Camay-Seifen in 3 Stapeln à 4 Stück und 1 Stapel à 2 Stück
In der Seifenschale in der Dusche - 6 Camay-Seifen, sehr feucht.
Auf der nordöstlichen Ecke der Badewanne - 1 Stückchen Cashmere-Bouquet-Seife, nur leicht benutzt
Auf der nordwestlichen Ecke der Badewanne - 6 Camay-Seifen in 2 Stapeln à 3 Stück
Wenn Sie freundlicherweise Katrin bitten würden, beim nächsten Saubermachen in meinem Zimmer dafür zu sorgen, dass alle Stapel ordentlich zurechtgerückt und abgestaubt werden. Zudem weisen Sie sie bitte daraufhin, dass Stapel mit mehr als 4 Seifenstückchen die Tendenz aufweisen, umzufallen.
Darf ich Ihnen folgenden Vorschlag unterbreiten: Das Fensterbrett in meinem Zimmer wird für nichts gebraucht und würde sich ganz hervorragend als Deponie für künftige Seifenlieferungen eignen.
Zum Abschluss noch ein weiterer Punkt: Es ist mir gelungen, ein großes Stück Dial-Badeseife zu erwerben, das ich zum Vermeiden künftiger Missverständnisse im Hotelsafe hinterlegt habe.