Mittwoch, 28. September 2016

Ich wäre ja dafür

Das Gesundheitswesen heute in Kürze: je mehr ein Arzt tut (ganz egal was), umso mehr Geld verdient er. Das ist absurd - denn so kann schon aus rein ökonomischen Gründen kein Arzt ein ernstes Interesse daran haben, daß einer seiner Patienten gesund wird. Der Kranke darf unter der Behandlung nur nicht so schwerkrank werden, daß er sich einen anderen Arzt sucht.

Ist das Gesundheitswesen eigentlich an Gesunden interessiert? Ich meine, von ihren Krankenkassenbeiträgen mal abgesehen?

Daß es früher schon genauso wie heute war, zeigt dieser kleine Reim

Was bringt den Doktor um sein Brot?
A) die Gesundheit,
B) der Tod.
Drum hält der Arzt, auf daß er lebe,
uns zwischen beiden in der Schwebe.

     von Eugen Roth

Ich wäre ja dafür, daß unsere Hausärzte dafür bezahlt werden, daß ihre Patienten gesund sind und es auch bleiben. Und nicht dafür, sie krank und kränker zu machen, auf daß sie ins Krankenhaus überwiesen werden müssen und von dort nette kleine Zweit- und Dritterkrankungen mit heimbringen.

Und die Krankenhausärzte und manche Spezialisten sollten im Gegensatz dazu dafür ihr Geld verdienen, die Patienten möglichst schnell wieder gesund zu machen.

Mir ist bewußt, daß dies ein sehr naiver und kindlicher Wunsch ist.
Gewachsen auf diversen 'Reisen nach Jerusale'm durch verschiedene Arztpraxen.


Auf daß euch und mich das Schicksal vor unfähigen Ärzten bewahren möge.

Mittwoch, 21. September 2016

Wenn ich´s nicht mache, dann macht es ein anderer

Gedanken über ein Phänomen

Wann genau ist es nicht nur hoffähig sondern sogar allgemein üblich geworden, jederzeit alles zu tun mit der Begründung "Wenn ich´s nicht mache, dann macht es ein anderer" oder "ich muß schließlich sehen wo ich bleibe".

Früher (TM) wurden solche Menschen als rückgratlose schmarotzerhafte Pusepampel angesehen und milde belächelt, heutzutage ist es ohne Witz ein Maß für gesellschaftlichen Erfolg, den anderen möglich grandios und rücksichtslos übers Ohr zu hauen. Vorne dabei zu sein, koste es was es wolle.
Man sprach von solchen Typen als Menschen, die für einen Dollar ihre alte Großmutter verkaufen würden, die sogar über Leichen gehen würden, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen.
Wer hat die Menschen nur zu solchen rücksichtslosen Egoisten erzogen, denen alles scheißegal ist, Hauptsache, der eigene Bauch ist gut gefüllt?

Dieser Tage schimpft besonders die alternative Medienszene über die Regierung, daß sie an allem schuld wäre, vor allem an der :Flüchtling:skrise. Sie vergessen dabei leider etwas essentielles: daß es nicht die Regierung selbst war, die die :Flüchtling:e an den Grenzen durchgewinkt hat, die Züge in den Süden gefahren und mit :Flüchtling:en beladen, die Flotte ins Mittelmeer vor die Küste Afrikas gesteuert, die Flugzeuge geflogen hat, Millionen von :Flüchtling:en importiert und die :Flüchtling:sheime betreibt und bewirtschaftet.
Es ist zwar die Regierung gewesen, die den :Flüchtling:sdeal mit der Türkei ausgehandelt hat - aber ich glaube einfach nicht, daß Fr. M. höchstpersönlich einen Zug voller Migranten aus Ankara nach Berlin fährt...  :-) oder je fahren wird *LOL*.
Sondern das waren und sind ganz normale Menschen, Piloten, Kaptäne, Offiziere, Lokführer, Sanitäter, die glaubten, lediglich ihre Arbeit zu tun, einige womöglich sogar aus altruistischen Gründen. Und die sich vielleicht, obwohl sie mit der Politik eigentlich nicht einverstanden waren und leise am Sinn des Befehls "Wir schaffen das!" zweifelten, dennoch achselzuckend sagten: Wenn ich´s nicht mache, dann macht es halt ein anderer. Und ich brauche das Geld, den Job, die Anerkennung, das Bad in der Menge, wasweißich.

Ich glaube allmählich, diese Einstellung, dieser Gedanke, diese opportunistische Lebensweise ist wahrhaftig ein Gift, das die Seele eines Menschen zerstört.
Ich glaubte ja seit Kindesbeinen an das Gute im Menschen - aber dieser Glaube bröckelt in diesen Zeiten massiv ab.

Befehle und Anordnungen sind - laut Gesetz - nur dann zu befolgen, wenn sie ethisch und moralisch richtig und gerechtfertigt sind. Bei begründetem Zweifel soll der Vorgesetzte informiert werden, der den Befehl dann eben bestätigt (oder nicht), daß der Befehl eben ausgeführt werden soll - aber im Endeffekt sollte es so sein, daß allein das Gewissen eines Menschen darüber befinden dürfte, ob er den Befehl ausführt oder nicht (und zwar ohne irgendwelche Nachteile oder Repressalien befürchten zu müssen).
In der Realität sieht es brutal anders aus: ein Befehl gilt als quasi unwiderruflich und ist unter allen Umständen auszuführen, sonst drohen empfindliche Strafen.
Hmm, so erreicht man, daß Befehle, selbst sinnlose Befehle, gefährliche Befehle, oder dumme Anordnungen, ohne jeden Widerspruch ausgeführt werden. Dem Befehlsempfänger wird dabei versichert, daß letztendlich nicht er selbst sondern ein Vorgesetzter die volle Verantwortung für alles übernähme. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf...
Deutschland ist ein einziges riesiges Freiluft-Milgram-Experiment geworden!
Es ist der ewige Konflikt zwischen Ehre/Wahrhaftigkeit und Geiz/Gier/Neid: wenn ich es nicht mache, macht es ein anderer - UND DER KRIEGT DANN DAS GANZE GELD!!!
Eine Bankrott-Erklärung der Anständigkeit.
Damit ist alles gesagt - und mehr ist nicht hinzuzufügen. Traurig, traurig.


Zum Thema, irgendwie nicht so richtig passend aber sonderbarerweise doch wieder:
https://killerbeesagt.wordpress.com/2016/09/21/undercover-in-einer-erstaufnahme-einrichtung
Hier bitte dem eingefügten Link folgen - es geht um die wahren Zustände in einer :Flüchtling:saufnahmeeinrichtung. Es ist im höchsten Maße empörend, wie grotesk die :Flüchtling:e hofiert und gehätschelt werden, die Sorte sinnloser Befehl von ganz oben, dem Folge zu leisten ist, auch und gerade wider besseres Wissen und Gewissen. Originalton einer Angestellten: "Was soll ich tun ?? Mir ist das alles scheiß egal, denn wenn ich den sogenannten Flüchtlingen dreimal was ablehne, dann sitzt morgen für mich eine andere hier!"

Amen.

Freitag, 16. September 2016

Arbeit, Arbeit

Menno, stöhnte sie, kann denn nicht schon Freitag sein?
Es war Dienstag Morgen.

Arbeit ist, wenn man nach drei Wochen Urlaub nach der ersten Stunde auf Arbeit schon wieder den nächsten Urlaub plant.

Arbeit macht frei.

Hauptsache Arbeit.

Zwangsarbeit ist verboten.

Der Deutsche ist fleißig und arbeitsam.

Arbeiter aller Länder vereinigt euch!

Arbeite um zu leben, lebe nicht um zu arbeiten.

Eine Arbeit schreiben.

Hausarbeit erledigen.

Etwas abarbeiten. Etwas bearbeiten. Etwas umarbeiten.

Das macht ja soviel Arbeit / überhaupt keine Arbeit!

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Arbeitsvertrag.

Arbeitslos. Arbeitsverweigerung. Arbeitsplatz. Arbeitszwang.

Arbeitszeit. Arbeitnehmer. Arbeitgeber. Arbeiterklasse.

Landarbeiter. Sachbearbeiter. Lohnarbeiter. Stahlarbeiter.

Heimarbeit. Handarbeit. Klassenarbeit. Kinderarbeit.

Arbeitslohn. Arbeitsstunden. Arbeitslager.

Arbeit = Kraft mal Weg.

Saisonarbeit. Arbeitsleben. Arbeitsbiographie.

Mitarbeit. Arbeitsscheu.

Arbeitssklave. Arbeitsdrohne. Arbeiterpartei. Arbeitsmarkt.

usw.


Es gibt Hunderte von Wörtern mit dem Wortbestandteil "Arbeit.
Die Eskimos kennen an die fünfzig verschiedene Worte für Schnee - wir dafür kennen Hunderte von Wörtern für oder mit Arbeit. Gewonnen!

Die Arbeit ist uns so wichtig, daß beinah jedes Gespräch mit der Frage nach der Arbeit beginnt (außer bei Rentnern und jungen Müttern - hier ist es die neueste Krankheit und da die atemberaubenden Fähigkeiten des Nachwuchses). Ob man welche habe (Hauptsache Arbeit!) und ob sie genug eintrüge (Hauptsache Arbeit) und sowieso seien die Arbeitslosen ja allesamt zu faul zu arbeiten, wer wirklich arbeiten wolle, der finde auch Arbeit (Hauptsache Arbeit). Nun ja.

Die Arbeit wird gelobt, geliebt, verherrlicht, verabscheut, erzwungen, verachtet, erduldet, abgesessen, gehaßt, ersehnt, verkannt, überbewertet, übertrieben.
Kaum eine Tätigkeit auf unserer Erde wird so gegensätzlich bewertet.

Was also ist Arbeit?  
(von hier: https://de.wiktionary.org/wiki/Arbeit)

Wortherkunft:
mittelhochdeutsch arebeit „Mühe, Beschwernis, Leiden“, althochdeutsch: arabeit(i), germanisch arbaiþi- „Mühsal, Arbeit“, eventuell verwandt mit altkirchenslawisch работа (rabota: Mühsal, Sklaverei); belegt seit dem 8. Jahrhundert

Bedeutungen:
  1. selbstgewählte, bewusste, schöpferische Handlung
  2. ausführende, zweckgerichtete Tätigkeit
  3. Tätigkeit, die erledigt wird, um Geld zu verdienen
  4. Verhältnis, bei dem man eine Tätigkeit gegen Geld verrichtet
  5. kurz für: Klassenarbeit, eine schriftliche Prüfung in der Schule
  6. Volkswirtschaft: einer der drei Produktionsfaktoren
  7. Physik: Energie, die durch Kraft über einen Weg auf einen Körper übertragen wird
  8. etwas, das Anstrengung, Mühe kostet
  9. Ergebnis einer Tätigkeit; Produkt, Werk
  10. Ort, an dem die Tätigkeit gegen Geld verrichtet wird

(Die Wortherkunft und Bedeutungen habe ich mir einfach von wiktionary gemopst, um mir die Arbeit zu sparen, das alles nochmal mühselig auseinanderzuklamüsern. ;-)  )

Arbeit ist demnach also Mühsal, fast schon Sklaverei.
Kein Wunder, daß manch einer sein ganzes Arbeitsleben immer nur von einem Wochenende zum anderen und von einem Urlaub zum anderen lebt.

Aber Arbeit macht auch Spaß! Freude an seiner Arbeit hat jemand, der nach einem langen Arbeitstag oder einer langen Arbeitswoche (oder -monat, -jahr) immer noch staunt, daß die Zeit schon wieder rum ist, die Arbeit zuende und er nachhause gehen kann.

Es gibt auch höchst unterschiedliche Typen, die alle auf Arbeit unterschiedlich reagieren. Manch einer reagiert äußerst allergisch auf alles monotone und roboterhafte, er braucht die freie Bewegung und Entfaltung, der andere reagiert genau entgegengesetzt. Manch einer ist damit zufrieden, diverse Stapel von links nach rechts, von rechts nach links usw. zu räumen, ein anderer wäre imstande, beispielweise die gesamte Satellitenverteilung im Erdorbit neu zu planen, und langweilt sich beim Stapelumräumen halb zu Tode.
Mancheiner läßt locker flockig andere (Dutzende, Hunderte, Tausende,...) für sich arbeiten, ein anderer kann das nicht haben und macht am liebsten alles selber. Der eine lebt von seiner Hände Arbeit, der nächste lebt von der Arbeit anderer. Und so weiter und so fort.

Ein endloses Thema, genug für einige Doktorarbeiten voller Denkarbeit, denke ich. Besonders für Philosophen und Linguisten. Ist Denkarbeit eigentlich auch Arbeit im Sinne von "Arbeit"?
Wie wäre es mit folgenden Sätzen als Thema einer Doktorarbeit (nur keine Scheu, es wurden schon viel absurdere Themen als Promotionsarbeiten vergeben!):
"Ich arbeite, also bin ich." Oder heißt es arbeiten, um zu sein?
"Ich bin, also arbeite ich." Oder heißt es sein, um zu arbeiten?
Sein oder nicht sein - arbeiten oder nicht arbeiten - das ist hier wohl die Frage! :-)

Die Arbeit soll durchaus sinnstiftend sein, im Sinne von persönlicher Entwicklung. Aber sie sollte niemals zum Sinn des Lebens ansich werden. Was für ein trauriges Dasein!
 In diesem Sinne!

Dienstag, 13. September 2016

Der Tanz mit dem Prüfungsamt

Studiengang Pharmazie, Zweites Staatsexamen, es stehen schriftliche Prüfungen in fünf Fächern an.

Die ersten zwei Fächer / schriftlichen Prüfungen waren für den 26.3 angesetzt.
Die Studentin fühlte sich zu krank um anzutreten und bekam vom Hausarzt am 25.3. ein Attest ausgestellt, welches sie dem Amtsarzt zur Vorlage brachte, zur Ausstellung eines amtsärztlichen Attestes (AÄA) am 26.3. - genau wie im Landesprüfungsgesetz vom Ablauf her vorgeschrieben – erst Hausarzt, dann Amtsarzt aufgesucht, dann Prüfungsamt telefonisch informiert, daß aufgrund einer Erkrankung der Prüfungstermin nicht wahrgenommen werden kann.
Der Beamte im Landesprüfungsamt (LPA) lehnte ab, sich das Attest persönlich überbringen zu lassen, es würde ja sowieso wie üblich vom Amtsarzt zu ihnen ins Prüfungsamt gesandt werden. Die Amtsärztin gibt der Studentin dieselbe Information – das AÄA würde gefaxt werden.
Mit dieser Aussage gab sich die Studentin zufrieden, die heilfroh war, nach hause ins Bett zu kommen. Der Prüfer war natürlich über den Nichtantritt informiert, sodaß alles geklärt schien.

Am 6.5. kam ein Bescheid vom LPA über nichtbestandene Prüfungen in Klinischer Pharmazie und Pharmazeutische/Medizinische Chemie ins Haus geflattert, als Begründung wurden Formfehler angegeben. Welche genau, ging aus dem Schreiben nicht hervor, nur die Festlegung der Gebührenhöhe war eindeutig.

Die Studentin legte am 21.5. gegen den Bescheid schriftlichen Widerspruch ein, per Einschreiben mit Rückschein, und informierte ebenfalls die Fachschaft Pharmazie über den Widerspruch (telefonisch).

Für den 17.6. wurde der Zweitprüfungstermin (Nachprüfung wegen Nichtantritt) in Klinischer Pharmazie anberaumt.
Sofort fragte die Studentin telefonisch beim PA nach, wieso die Prüfung nicht als Erstprüfung gewertet würde, sie hätte doch ein gültiges amtsärztliches Attest vorgelegt und außerdem gegen den Bescheid vom vom 6.5. Einspruch erhoben?
Die LPA-Beamtin sagte, ein Widerspruch sei nie beim LPA eingegangen. Trotz Einschreiben mit Rückschein. Sie fordere nun die Studentenakte bei der zuständigen Fachschaft für Pharmazie an.
Die Mitarbeiterin bei der Fachschaft hatte glücklicherweise den mündlichen Widerspruch per Post-it korrekt auf der Akte dokumentiert. Nun soll die Akte durchgesehen werden, das amtsärztliche Attest nochmals ausgewertet, um den Ablehnungsgrund zu finden. Man geht also davon aus, daß da ein Attest ist!

Die Studentin ist infolge der unklaren Lage bezüglich der Termine und Einspruchsfristen dann nicht zum erneuten Prüfungstermin angetreten.
Mit neuem Bescheid vom 25.6. wird der Prüfungstermin vom 17.6. widerrufen, um die Sachlage erneut zu untersuchen.

Die Studentin ist zwischenzeitlich mehr mit den Formalitäten der Prüfung befaßt als mit ihrem Lernstoff. Ebenso hält sie sich mittlerweile öfter im LPA auf als in der Uni-Bibliothek, wo sie eigentlich lernen sollte.

Nun sucht die Studentin ihr amtsärztliches Attest (AÄA), obwohl sie eigentlich dringend für ihre Prüfungen lernen müßte. Sie will damit um die Anerkennung bezüglich der Zweitprüfung als Erstprüfung kämpfen.
Auf Nachfrage beim Gesundheitsamt, welches die AÄA ausstellt, heißt es nun überraschend, die Atteste werden den Studenten in die Hand gedrückt, auf daß sie selbst dafür sorgen, daß es zum LPA gelangt. Das ist doch genau das, was sie tun wollte – nur hatte ihr der LPA-Beamte eine völlig andere Auskunft gegeben, auf die sie sich leider verlassen hatte, krank und angegriffen wie sie war.

Die attestausstellende Amtsärtzin erteilte am 2.7. telefonisch folgende Auskunft: es habe erst im März eine Umstellung des Prozederes gegeben. Vorher war es üblich, das AÄA auf dem kurzen Dienstweg einfach ans PA zu faxen.

Erneute Anfrage beim LPA vom 1.7., die bekannte Beamtin. Die Studentin wird mit der Situation allein nicht mehr fertig und hat sich mich als Begleitung und Zeugen ausgesucht.
Frage Begleitung: „Seit wann wissen Sie, daß gar kein Attest vorliegt?!“
Antwort LPA-Beamtin: Es sei (angeblich) nie eines dagewesen – wohl auf dem Postweg verlorengegangen. Ob das der Studentin noch nie passiert sei?
Frage Begleitung: „Wieso haben Sie es, als die Studentin persönlich bei Ihnen war, unterlassen, genau das zu erwähnen??“
Keine Antwort.
Begleitung: „Also, wo ist das Attest?“
Die LPA-Beamtin holt unwillig die Akte aus dem Nebenzimmer und schaut selbst nach.
Es gäbe kein Attest in der Studentenakte.

Begleitung stellt die Situation sachlich dar, betonte vor allem die Fehlinformation seitens der Amtsärztin und des LPA-Beamten über das Prozedere der Attestzusendung.
LPA-Beamtin sagt nun, daß die Übergabe des Attestes allein in der Verantwortung des Studenten stehen.
Begleitung sagt, daß man nie angezweifelt habe, daß ein Attest vorläge, sondern vielmehr von einem Formfehler desselben ausging. Daß das Nichtvorliegen des Attestes der eigentliche Formfehler sei, wurde nie kommuniziert! (schon zum zweiten Mal)

Ob das Original-Attest, das die Studentin noch besitze, noch übersandt werden solle, damit die Akte vollständig sei – und sie, die LPA-Beamtin anhand des Attestes eine Aussage darüber treffen könne, ob das AÄA ein hinreichender Grund fürs Nichtablegen der Prüfung sei.
Begleitung erläutert nochmals sachlich den gesamten Hergang, inklusive der unterschiedlichen Informationen, die von Amtsarzt und LPA-Beamten kamen.
LPA-Beamtin sagte, sie könne dem Hergang, wie dargestellt, nun glauben oder auch nicht. Sie erklärte sich bereit, sich das Attest anzusehen, könne aber nichts versprechen, und einen eigenen Bescheid gäbe es dazu nicht.
Die LPA-Beamtin wundert sich, warum die Begleitung mit ihr spricht und nicht die Studentin selbst – die ein krankes Nervenbündel ist und kurz vorm Zusammenbruch steht. Kurze Erklärung der Lage wird akzeptiert, freundlicherweise. Und das AÄA soll unbedingt zu ihren Händen gesandt werden.
Sie betonte, der Bescheid würde nicht zurückgezogen oder geändert werden, der Studentin stehe es mithin frei, den Klageweg zu beschreiten.
Die Erfolgsaussichten seien durchaus nicht ganz klein, aber das Ende sei offen.
Die LPA-Beamtin betonte nochmals die überaus große Sorgfalt, mit der alle Mitarbeiter im LPA arbeiten würden, Fehler ausgeschlossen!
Atteste sollten übrigens zeitnah eingereicht werden, Atteste, die älter als 10 Tage seien, werden nicht mehr anerkannt (sie baut sich selbst eine goldene Brücke – denn das fragliche Attest ist vom 26.3. - und mittlerweile ist Juli).


Persönliches Gespräch im LPA, 2.7.
Anwesend die LPA-Beamtin, die Studentin und ihre Begleitung

LPA-B sagt, sie nimmt den Bescheid vom 6.5. unter keinen Umständen zurück.
Nach Vorlage und Begutachtung des Original-Attestes meinte, sie, daß allein der angegebene Säumnisgrund eine Ablehnung rechtfertigen würde – es war als Attestgrund „chronische Erkrankung“ angekreuzt.
Auf die Bitte von Studentin und Begleitung, doch bitte doch noch, zusammen mit dem Amtsleiter , nur rein hypothetisch die Anerkennungsfähigkeit des Attestes zu prüfen, sagte sie widerwillig zu, wobei sie ungnädig meinte, daß letztendlich egal, was darauf stünde, das Attest sowieso abgelehnt werden würde, weil es „nicht unverzüglich vorlag“.
Das Einreichen einer Klage diesbezüglich könne sie uns nicht verwehren, es gäbe aber keine Garantie auf Erfolg.

Eine Woche später, am 8.7., telefonische Nachfrage bezüglich der leidigen Attest-Angelegenheit.
Es gäbe keine neuen Erkenntnisse, und das wäre ihr letztes Wort. Sie würde mit solchen sinnlosen Gedankenspielen nicht ihre Zeit verschwenden, sie hätte noch anderes zu tun. Dauer des Telefonats 2 min. ???

Die Studentin ist in Tränen aufgelöst, und von nervösen Kopfschmerzen befallen.

Am 17.7., dem nächsten Prüfungstermin, ruft die LPA-Beamtin sogar zuhause !!! an, um zu erfahren, was genau der Studentin fehlt, weswegen sie sich erneut für prüfungsunfähig erklärt hat.
Ich sage, das wisse ich nicht genau, da sie noch ganz aufgeregt sei und am Telefon nur weine.
Die LPA-Beamtin informiert mich, daß der amtsärztliche Dienst am nächsten Tag für Prüflinge von 8-12 Uhr geöffnet sei. Schlechtes Gewissen wohl.

Das nette Spiel vom Tod – ähm – AÄA hat sich noch mehrfach wiederholt – einschließlich eines auf dem Postweg verschwundenen (trotz Einschreiben mit Rückschein!) Attestes, eines im LPA selbst verschwundenen Einspruches (ebenfalls Einschreiben mit Rückschein) und einiger anderer seltsamer Vorfälle. Aber sei´s drum – geschenkt!
Was einen nicht gleich umbringt, macht einen stärker.


Meine Studentin hat sich im Laufe ihres Prüfungsmarathons vieler anderer Studenten in derselben Situation angenommen und ihnen geholfen, mit den Formalien (und Befindlichkeiten) des LPA klarzukommen. Es muß IMMER „akute Erkrankung“ auf dem AÄA stehen, sonst wird es abgelehnt. Selbst ein stationärer Krankenhausaufenthalt gilt nicht als wichtiger Grund für nichtangetretene Prüfungen – wie eine sehr liebe Kommilitonin erleben mußte. Dermaßen autoritär, feindselig und herablassend wird über den Studenten geurteilt, daß man sich wirklich fragt, welche Befähigung solche ein LPA-Beamter für seinen Beruf eigentlich haben muß. Empathie gehört definitiv nicht dazu. Und wieso letzten Endes ein LPA-Beamter OHNE medizinische Kenntnisse ein amtsärztliches Attest beurteilen darf, ist mir nicht ganz klar. 

Ich finde das Benehmen der Prüfungsamtbeamten unmöglich und den Umgang mit den Studenten herablassend, arrogant und fahrlässig. Manch ein Student hätte sich das vielleicht so sehr zu Herzen genommen, daß er möglicherweise Suizid begangen hätte. Ich hatte ehrlich gesagt ab und zu ernste Befürchtungen in dieser Hinsicht… und schlimme Ängste um ihre körperliche und seelische Gesundheit. Aber mein Mädchen hat es schlußendlich geschafft. Halleluja!


Das Ende vom Lied: trotz einem einjährigen Tanz mit Prüfungsamt, diverser akuter Krankheiten und massiver Prüfungsangst schloß die Studentin ihr Studium erfolgreich mit allen drei Staatsexamina ab und erwarb im Frühsommer 2016 die Approbation als Apothekerin. :-)

Montag, 12. September 2016

Das Grundgesetz gilt wo und für wen und wie lange?

Politisch inkorrekter Stoßseufzer: Kruzitürkn nocheimoo!
Meine Tochter bekam letzten Sommer als Abschlußgeschenk der Grundschule eine Broschüre geschenkt, die neben der UN-Charta der Menschenrechte unter anderem das Grundgesetz enthielt.

Abgesehen von der Tatsache, daß ich nicht eben begeistert davon war und eine knapp Elfjährige meiner Meinung nach von solcher Lektüre geradezu erschlagen würde, ist es nützlich, eines zuhause zu haben. Jedenfalls, kürzlich interessierte sie sich wieder dafür und fragte mich nach dem Prinzip, nach dem Deutschland organisiert sei. Das ist selbstredend das Grundgesetz - nur wo, für wen, seit wann und wie lange gilt es eigentlich? Wird man wohl schlau daraus, ohne erst Jura studieren zu müssen?
Ein Analyse-Versuch:

Text des GG von hier: https://www.bundestag.de/grundgesetz 
(kursive Textstellen von ebenda, Fettschriftmarkierungen von mir)

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Präambel
Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.
Die Deutschen in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz für das gesamte Deutsche Volk.
Aha. Ein Grundgesetz gilt also für ein Volk. Oder doch für den Staat Bundesrepublik Deutschland? Oder soll man daraus schlußfolgern, daß die Bundesrepublik Deutschland das Deutsche Volk ist? Und wo genau gilt es? Überall dort, wo sich ein Deutscher aufhält, gilt das GG? Oder nur dort, wo das Deutsche Volk ist? Wer soll das gleich nochmal sein?
Artikel 25
Die allgemeinen Regeln des Völkerrechtes sind Bestandteil des Bundesrechtes. Sie gehen den Gesetzen vor und erzeugen Rechte und Pflichten unmittelbar für die Bewohner des Bundesgebietes.
Aha. Für die Bewohner des Bundesgebietes also. Wer oder was ist eigentlich mit Bewohner des Bundesgebietes gemeint? Sind damit ausschließlich Deutsche gemeint oder mitgemeint? Oder nicht? Gilt das GG eigentlich auch für Nichtdeutsche, Ausländer beispielsweise? Und was ist unter Bundesgebiet zu verstehen?
Artikel 24
(1) Der Bund kann durch Gesetz Hoheitsrechte auf zwischenstaatliche Einrichtungen übertragen.
Wer oder was ist der Bund? Das wird leider nirgends so richtig erklärt - soll man sich wohl denken. Was ist denn eine zwischenstaatliche Einrichtung und wieso kann sie Hoheitsrechte übertragen bekommen? Und von wem denn - ist Bund denn gleich Bundesgebiet?

Artikel 127
Die Bundesregierung kann mit Zustimmung der Regierungen der beteiligten Länder Recht der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, soweit es nach Artikel 124 oder 125 als Bundesrecht fortgilt, innerhalb eines Jahres nach Verkündung dieses Grundgesetzes in den Ländern Baden, Groß-Berlin, Rheinland-Pfalz und Württemberg-Hohenzollern in Kraft setzen.
Artikel 133
Der Bund tritt in die Rechte und Pflichten der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes ein.
??? Was für Länder? Und was ist das Vereinigte Wirtschaftsgebiet - d e n  Staat kenne ich nicht... und schon wieder Bund. :-)

Artikel 144
(1) Dieses Grundgesetz bedarf der Annahme durch die Volksvertretungen in zwei Dritteln der deutschen Länder, in denen es zunächst gelten soll.

(2) Soweit die Anwendung dieses Grundgesetzes in einem der in Artikel 23 aufgeführten Länder oder in einem Teile eines dieser Länder Beschränkungen unterliegt, hat das Land oder der Teil des Landes das Recht, gemäß Artikel 38 Vertreter in den Bundestag und gemäß Artikel 50 Vertreter in den Bundesrat zu entsenden.

Und welche Länder stehen in Artikel 23?

Ach - wurde mit anderem Inhalt überschrieben. Wie schade. Keine Länder nach Art. 23. Außer der Europäischen Union. Hmm, ist diese etwa ein Land nach Art. 23?

Naja, geschenkt. Was steht nochmal in Artikel 22?
Artikel 22
(1) Die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland ist Berlin. Die Repräsentation des Gesamtstaates in der Hauptstadt ist Aufgabe des Bundes. Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt.
(2) Die Bundesflagge ist schwarz-rot-gold.
Da hätte man doch im Zuge der Streichung und Umschreibungen des GG, zuletzt 2014, doch endlich mal eindeutig reinschreiben können, was Deutschland eigentlich ist: nämlich BRD plus DDR plus Berlin. Oder eben die Länder aus der Präambel. Punkt. Wäre das so schwer gewesen? Deutschland in den Grenzen von 1990 eben...
Artikel 146
Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt, verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist.
Die Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands fand statt am - äh - am - also - momentchen, ich muß das erst suchen. Da gibt es viele verwirrend voneinander abweichende Angeben... irgendwann im Sommer 1990.
Und was genau ist Deutschland nochmal? Und wo genau? Ts, sowas von ungenau. Da wird seitenweise vom Deutschen Volk geredet, von den beitretenden Ländern, Artikel 23 erst gestrichen, dann übermalt, das GG geändert und verbessert - und letztendlich ist trotzdem nicht klar, WAS und WO und seit WANN genau Deutschland eigentlich frei und eins ist. 
Ein Deutschland in den Grenzen von 1937 steht ja in diversen Verträgen festgeschrieben... dieser Sachverhalt kann allerdings eigentlich auch wieder nicht so richtig wahr sein, denn damit dürfte heute weder von Einheit noch von Freiheit geschweige denn von Gültigkeit des GG die Rede sein.

Aber das offizielle Ende der Geltungsdauer des GG ist zum Glück schon in Sicht: an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, vom deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen.
Hammer! Und wann wird das sein??

Wenigstens wissen wir genau, wann es erstmals in Kraft trat:
 23. Mai 1949 (BGBl. S. 1), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 23.12.2014 (BGBl. I S. 2438)
Aber eine Verfassung ist das GG nicht - so die Stimme der Wahrheit aus Kindermund. Amerika hätte ja eine, das hätten sie gelernt.
Nein, wohl nicht. Sonst gäbe es Artikel 146 in seiner jetzigen Form nicht, der irgendwie ein bißchen impliziert, daß das GG nicht nur keine Verfassung ist sondern daß bei der erstmaligen Verabschiedung des GG das Deutsche Volk nicht so ganz die freie Entscheidung hatte.

Bis dahin, liebes Kind, gib fein acht, gilt das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in Deutschland für alle Deutschen, koste es was es wolle. Aber bitte nicht noch mehr von meiner Zeit...


Politischer Disclaimer: Ich bin nicht rechts, nicht links, nicht Mitte, nicht rechts-links-außen, xy-extrem, braun-bunt-regenbogen - ich lasse mich in keine Ecke stecken. Ich versuche lediglich eine verständliche Antwort auf eine verständliche Frage meiner Tochter zu finden.
Wir leben doch alle unter einem Dach, mehr oder weniger, oder?

Sonntag, 11. September 2016

Noch was zur Wahl

Änderungsvorschläge zum demokratischen Prozeß des Wählens und Wahlgesetz

  1. Stimmzettel enthalten nicht nur die Namen von Menschen und Parteien, die gewählt werden, sondern auch die Namen der Menschen und Parteien, die abgewählt werden. Eine Art Negativ-Wahl. Was das bringen könnte und ob dies dann auch gut sei, wage ich nicht vorherzusagen, aber es wäre doch mal was anderes!
  2. Es werden nicht nur die tatsächlich abgegebenen Stimmen berücksichtigt, sondern die Gruppe der Nichtwähler wird so gewertet, als stimme sie eindeutig gegen die vorgeschlagenen Wahlmöglichkeiten. Negativwahl Nr. 2. Vielleicht wird es nun mit der Stimmenauszählung und Stimmenzurechnung etwas komplizierter - aber gewiß nicht komplizierter und undurchsichtiger als das jetzige System.
  3. Es gibt eine untere und obere Grenze der Wahlbeteiligung. Eine Wahl ist nur dann gültig, wenn mindestens 66,7% und höchstens 100% aller Wähler ihre Stimme abgegeben haben. 100% - das klingt im ersten Moment absurd, aber man hat schon die tollsten Dinge erlebt! Sicher ist sicher.
  4. Verbot von Hochrechnungen der Wahlergebnisse. Die Wahlen sind geheim. Keiner hat das Recht, über sein Wahlverhalten am Wahltag öffentlich Auskunft zu geben. Die Medien halten sich mit Vermutungen und Hochrechnungen komplett heraus, um eine reale Abbildung des Wählerwillens nicht zu verfälschen (Stichwort "strategisches Wählen"). 
  5. Ausgezählt werden darf erst, wenn sämtliche Wahllokale geschlossen wurden. Die Briefwahlscheine dürfen erst nach dem offiziellen Ende des Wahltages ausgewertet und die Stimmen erst danach dazugezählt werden. Das Wahlergebnis darf erst dann und nur von einem dazu besonders beauftragten Offiziellen verkündet werden. Wahlsiegespartys noch am selben Abend sind verboten. Eine Wahl ist kein Fußballspiel.
  6. Alle Wahlunterlagen - Stimmzettel, Übermittlungszettel, Notizen, Briefwahlscheine, sonstige mit der Wahl in unmittelbarem Zusammenhang stehende Aufzeichnungen - müssen mindestens 120 Tage aufbewahren werden und auf Verlangen nachzuprüfen. Jeder Mensch, der im Wählerverzeichnis aufgeführt wird, kann dazu verpflichtet werden, die Legitimität der abgelaufenen Wahl zu kontrollieren. Eine Art Wahljury im Namen der Demokratie. Am liebsten wären mir ja 10 oder sogar 30 Jahre Aufbewahrungspflicht, aber man soll ja klein anfangen!
  7. Die Wahlversprechen gelten als verbindlich. Diese müssen erfüllt werden, sonst drohen Strafen und im besonders schweren Fall Neuwahlen. Die Diäten der Abgeordneten sind also nur vorläufig. Sie sind bei absichtlichem Brechen der Wahlversprechen in voller Höhe rückwirkend bis zu vier Jahren (huhu, das neueste Hartz4-Gesetz läßt grüßen!), ausgenommen das Existenzsicherungsminimum, zurückzuzahlen.
  8. Die Verteilung der Sitze im Parlament wird wie folgt vorgenommen: die vom Volk gewählten Menschen besetzen die vorhandenen Sitze in der Reihenfolge ihrer Wählerstimmenanzahl, eingeschlossen der Gruppe der Nichtwähler. Aus den nachgewiesenen Nichtwählern werden nach dem Losverfahren Parlamentarier gewählt, die für eine Legislaturperiode ihre Pflicht im Parlament erfüllen dürfen, bei vollem Lohnausgleich. Das wird die Parlamente zwar gehörig durcheinanderwirbeln, aber siehe Punkt 1: es wäre mal was anderes. Ob die Ergebnisse der politischen Arbeit damit besser werden, sei dahingestellt. Viel schlechter als momentan können sie aber auch nicht werden.
  9. Die Abgeordneten und Parlamentarier dürfen nicht allein über die Höhe ihrer Aufwandsentschädigung (vulgo: Diäten) entscheiden. Dazu ist eine Art Volksentscheid notwendig, der wie der Mikrocensus zufällig ausgewählte Menschen befragt und deren Zumessung als Bemessungsgrundlage nimmt. Die Diäten dürfen nicht höher sein als das Vierfache des staatlichen Mindestlohns. (tja, es bliebe interessiert abzuwarten, was dann geschieht. Ob dann wohl der Mindestlohn stiege? Oder die lieben Abgeordneten sich als korrupt erweisen? Oder beides?) 
  10. Und schließlich: die staatliche Parteienfinanzierung muß augenblicklich eingestellt werden. Sämtliche Vermögensverhältnisse (einschließlich eigener Medien!) und direkte/ indirekte Mittelzuflüsse müssen offengelegt werden, die Parteienkonzerne notfalls zerschlagen werden. Wenn eine Partei dies verweigert, erfolgt automatisch der Ausschluß aus der Regierung bzw. wird sie, auch bei eindeutigem Wahlerfolg, keinen Zugang zur Regierung bekommen. Hat eigentlich jemals jemand eine Partei der nichterlaubten Monopolbildung angeklagt?. 

Es gibt nicht umsonst das Sprichwort "Wess Brot ich ess, dess Lied ich sing".
Also. liebe Leute. Wie wäre es damit? Von den Mitgliederbeiträgen bescheiden leben, sein Wort halten und sein Leben in den Dienst des Volkes stellen. Das würde ich Demokratie nennen. Und wieder gern zur Wahl gehen.

Krieg gegen die Familie

Gefunden:
Einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek, hat sich einmal der Mühe unterzogen, in den Geschichtsbüchern über mehrere Jahrtausende hinweg zu eruieren, was erfolgreiche Gesellschaften von solchen unterschieden hat, die alsbald – in historisch relevanten Zeiträumen – wieder untergegangen sind.
Er habe, so Hayek, drei Elemente gefunden, welche die erfolgreichen Gesellschaften charakterisiert hätten, nämlich der hohe Wert der Familie, der Schutz des Eigentums, und der Wettbewerb. Und alle drei Werte seien eng mit dem Wert der Freiheit verknüpft.
Daraus kann man schließen: Wer die Familie zerstört, zerstört auch die Freiheit und den Bestand einer Nation. So wie man mit morschen Planken kein seetaugliches Schiff bauen kann, so kann man auch mit zerfallenden Familienstrukturen keine Gesellschaft vor dem Untergang bewahren. Diese Strukturen zerfallen derzeit in der westlichen Welt aber nicht aus Gründen einer Art „innerer Ermüdung“, sondern weil ein Krieg gegen sie stattfindet, ein Krieg des Staates gegen die Familie.
... 
hier weiterlesen: http://juwelen-magazin.com/?p=1070
(kursiver Text von ebenda)

Sehr gut.
Seit der Artikel erstmals erschien, sind neun Jahre vergangen. Es ist schwer zu übersehen, daß die Gesamtsituation seit damals eine drastische Verschlimmerung erfahren hat.
Ich bin entsetzt darüber, daß diese Art Menschen- und Familienzerstörung nicht nur munter weitergeht, ja geradezu noch mehr Fahrt aufgenommen hat. Und das alles nur, um seelisch abgestorbene Konsumzombies heranzuziehen, die wie im Wahn alles glauben und alles (und nur das!) tun, was ihnen von oben aufoktroyiert wird.
Am schlimmsten scheint mir, daß die betroffenen Menschen selbst aus voller Überzeugung glauben, das einzig Richtige zu tun, daß "es" doch gut sei für sie, alternativlos eben. Man wolle ja schließlich nicht mehr wie im Mittelalter leben - die eigenen Kinder großziehen, die eigenen Alten pflegen, ich bitte Sie, wo kämen wir da hin?!? Enttäuschend. Zutiefst enttäuschend, daß sich die Menschen für einen Apple und ein I(-phone) buchstäblich ihre Seele haben abkaufen lassen. Und diejenigen, die das alles (Kinder und Eltern) selbst leisten wollen, können es meist nicht, da ungenügende Mittel und weit und breit keine ausreichende Unterstützung, wegen fehlender Netzwerke. Es wohnt eben nicht jeder auf dem Dorf, am besten in einer alteingesessenen eingeschworenen Gemeinschaft, wo man sich fraglos nach dem Prinzip "eine Hand wäscht die andere" hilft.

Und dies alles mit vollem Engagement von z.B. dieser Frau hier:
http://de.wikimannia.org/Ute_Sacksofsky

Man möchte weinen. Um die Welt. Um unsere Welt. Und um unser Land.
Da fällt mir noch ein: was ist eigentlich mit Grundgesetz Artikel 6? Und mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, Artikel 23? Gelten die darin festgeschriebenen Rechte eigentlich noch?

Freitag, 9. September 2016

Zur Wahl

Erneut ein Wahlzirkus in Deutschland, diesmal in Mecklenburg-Vorpommern.
Zur Wahl stellten sich die allseits bekannten Parteien.

Wenn Wahlen etwas verändern könnten, wären sie verboten, so Bert Brechts berühmtes Zitat.
Der Wahlausgang war in etwa vorhersehbar - wobei mich schon beinahe wunderte, daß das offizielle Ergebnis tatsächlich der immerhin drittmeistgehaßten Partei Deutschlands (AfD, direkt nach NPD und SED) die zweitmeisten Stimmen bescheinigte.

Wie also bewerten? Den "Erfolg" der AfD? Die "Verluste" der anderen Parteien? Die dennoch weiterregieren werden, als wenn nichts gewesen wäre? Ging bei der Wahl wohl alles mit rechten Dingen zu?

Konkrete Hinweise auf Wahlbetrug oder unkorrekt ablaufende Wahlen und "Schusslichkeiten zugunsten einer Partei" bei den Stimmenauszählungen gibt es offiziell wohl nicht, wobei...

Besonders anfällig für Stimmanzahlmanipulation ist meines Erachtens das Briefwahlsystem. Es appelliert an die Bequemlichkeit der Bürger, komfortabel vom Sessel aus seine Stimme abzugeben (wenn ich meine letzte Wahlaufforderung so interpretiere - sinngemäß: wählen Sie bequem vom Wohnzimmer aus und fordern Sie noch heute Ihre Briefwahlunterlagen an).
Die Briefwahl ist ansich durchaus eine begrüßenswerte Enwicklung - eröffnet sie doch Menschen, die aufgrund von Krankheit oder anderen wichtigen Gründen verhindert sind, eine Möglichkeit zur aktiven Teilnahme am demokratischen Prozeß (oder an dem, was von ihm noch übrig ist).

Aber sie öffnet neue Möglichkeiten, eine Wahl zu beeinflussen.
Ich bin gegen Briefwahl, egal aus welchem Grunde man sie in Anspruch nehmen müßte.
Es sollte vielmehr so sein, daß nur dann eine gültige Stimme vorläge, wenn der Wähler in eigener Person ins Wahllokal käme und eigenhändig seinen Stimmzettel in die Wahlurne einlegte. Wer das nicht kann, aus Krankheits- oder Altersgründen, der kann eben sein Wahlrecht nicht ausüben. Basta. Somit wäre wenigstens eines unterbunden - die nahezu 100prozentige Wahlbeteiligung diverser Seniorenheime voller dementer oder bewußtloser Rentner, überproportional häufig zugunsten der aktuell regierenden Partei - und man sich zu Recht fragen können sollte, inwiefern in jenem Falle tatsächlich eine freie Meinungsbildung und freie Stimmabgabe vorläge.

So. Und nun ist der geneigte Leser aufgefordert, zu ergründen, welche Partei ich gewählt hätte, wäre ich in Mecklenburg-Vorpommern als Wähler registriert.
Und davon mal abgesehen: ist es wirklich Demokratie, wenn eine Person einmal alle vier Jahre ein mit Kreuzchen versehenes Papier in eine Urne wirft?!

Zur Lektüre noch ein hervorragender Beitrag:
https://werwohlf.wordpress.com/2016/09/09/was-zum-erfolg-der-afd/

Freitag, 2. September 2016

Unsortierte Gedanken

Eigentlich hatte ich nie die Absicht, mich öffentlich über das sogenannte Hartz 4 zu äußern. Aber das System ist dermaßen ungerecht, zynisch und menschenverachtend, daß ich nicht anders kann.

Ist es nicht das Prinzip eines (modernen) Staates, daß sich jeder jederzeit bemüht, möglichst lange auf Kosten der anderen zu leben?
Die Unsere Regierung im Himmel, äh Berlin, macht es doch vor. Inklusive ihrem allerverbindlichsten Dank für die lebenslange Rundumsorglosversorgung in Form von Bemerkungen wie "Pack", "Problemvolk" und Stinkefinger. Vorbildhaft.

Der Hartz 4 hat einen ganz gewaltigen Bocksfuß:
Es gibt trotz aller Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Sanktionen, einfach nicht genug Arbeit für alle.
Warum eigentlich wird das Recht auf gut bezahlte Arbeit, deren Bezahlung zum Leben reicht, noch nicht in Gesetzesform gegossen? Heißt es nicht im Gesetz "fördern und fordern"? Sollten nicht endlich die H4-Bezieher ihrerseits fordern, daß der Staat die Arbeitgeber sanktioniert, denn irgendwie ist es doch seltsam, daß der Arbeitslose allein schuld sein soll.
Den 3 bis 5 (die Zahlen weiß ja keiner so genau) Millionen Arbeitslosen stehen nur x hunderttausend freie Stellen gegenüber. Wie soll das mit der Arbeitssuche eigentlich gehen? Die Chancen stehen bestenfalls 1 zu 6. Es ist, als würde man Lotto spielen und würde bestraft, wenn man den Jackpot nicht knackt. Verrückt!

Warum eigentlich hält man an der 40 Stunden Woche fest, erhöht sogar die Wochenarbeitszeit, wenn dadurch nicht nur nicht mehr produziert wird sondern im Gegenteil noch Arbeitsplätze vernichtet werden? (Paradebeispiel Krankenhaus!! Personaleinsparungen, Dienstzeiterhöhung, man pfeift auf Ruhezeiten, manche Einrichtung wird nur noch durch Not-Dienstanordnungen am Laufen gehalten, inklusive reihenweise mit Burn-out umfallenden Pflegekräften)
Wie schön und paradiesisch wäre es, wenn man eine Wochenarbeitszeit von 20 Stunden hätte. Die vier Stunden pro Tag schafft jeder locker, mit guter Laune und fast jeder hätte was zu tun. Die notorisch Faulen ausgeschlossen - aber ein reiches Land wie unseres kann es sich ja leisten, den einen oder anderen Faulpelz durchzufüttern. Den Beweis, daß genügend Geld da ist,  sehen wir ja gerade: Millionen von sog. "Flüchtlichen", Zigaunern und Nehschern mit dutzendköpfigem Familienanhang werden ganz selbstlos versorgt. Geht doch.

Ach ja, und das neueste frischgebaute Versorgungs-Amt für Flüchtische liegt direkt neben der Schule der Jüngsten. Einfach prächtig.

Habe ich einen Zorn. Und die Bunzelregierung setzt noch einen drauf mit dem neusten H4-Verschärfungsgesetz. http://www.mmnews.de/index.php/politik/82302-hartz4-regierung-daumen
Der Irrsinn, irgendwelche angeblich entgangenen Löhne zurückzahlen zu sollen sowie die erhaltenen Leistungen bis zu vier Jahren rückwirkend, und daß derartige H4-Schulden sogar vererbbar sein sollen, ist haarsträubend. Das ist menschenverachtend. Das ist Unrecht.
Warum eigentlich nennen sie es nicht gleich so, wie es gemeint ist: Endlösung.

In äußerst schlechter Laune, Sathiya