Donnerstag, 6. Dezember 2012

Kunsthandwerksmarkt

Eine Betrachtung aus der Sicht einer Kunst-Handwerkerin, einer Weberin.

http://de.dawanda.com/topic/21/10123846?page=6  (Text von da, Unterstreichungen von mir)
Sanfte Kritik an der Plattform Dawanda und am Konsum- und Kaufverhalten der Kunden. Eher Hinweise und Beobachtungen. Die Schreiberin/Shop-Inhaberin schätze ich sehr.
Ich denke vom Grundgedanken her war es mal eine Seite um Kreativen die Vermarktung zu ermöglichen. Das war eine Situation, in der beide Seiten profitierten. Kunsthandwerker sind oft schlechte Verkäufer und es ist gut, wenn ihnen da jemand Hilfestellung gibt und als ich vor 3 Jahren hier her kam, war ich einfach nur begeistert, von dem was mir alles für wenig Geld geboten wurde. Einschließlich der Statistiken, eine Seite, die quasi selbstpflegend ist, viele nette Gleichgesinnte, einfach super.
Für die Macher der Seite, die gute Kaufleute sind, aber weniger gute Kunsthandwerker genau andersherum. Sie bekamen erwas, das sie vermarkten konnten, Preise für ihre geniale Geschäftsidee ect.
Und diese Zusammenarbeit stand im Vordergrund und war die Hauptsache. Ich konnte und kann übrigens immer noch nicht verstehen, das sich Menschen über die Einführung der Gebühren aufregten, denn wir bekommen hier eine Menge geboten.
Neuerdings aber ist die Plattform selbst der Mittelpunkt. Alles dreht sich um sie. Alle vorher genannten Vorteile sind eigentlich noch da, aber die Gewichtung hat sich verschoben, jetzt dienen diese Vorteile dazu die Kreativen auf der Plattform zu behalten, weil die nun für sich genommen stark genug ist, um Gewinne einzufahren, durch Werbung von MyMüsli und Gilette z.B.

Im realen Leben hat genau diese Entwicklung auch stattgefunden. In den 80er Jahren war die Idee des Kunsthandwerkermarkts neu und die Menschen waren begeistert, endlich andere Märkte zur Weihnachtszeit, was Neues, was Frisches, was Individuelles, was Einmaliges. Es wurde gekauft und gefreut auf beiden Seiten, Kunsthandwerk wurde zum beliebten Geschenk und zum Prestigeobjekt.

Heute ist ein Kunsthandwerkermarkt in aller Regel da, um das Idyllebedürfnis der Besucher zu befriedigen. Er findet häufig an verkaufsoffenen Sonntagen statt, so als Beigabe und damit es einen Grund gibt in die Stadt zu gehen. Die Standgebühren wurden immer höher, ich zahle selten unter 150 € für ein Wochenende, die Einnahmen immer geringer. Eine Kollegin erzählte mir an einem Sonntag (verkaufsoffen), das ihr eine Kundin gesagt hätte *Ich nehme auf solche Märkte grundsätzlich kein Geld mit, sonst gebe ich immer so viel aus !* 

Der Markt, wunderschön übrigens, auf dem das passierte, existiert seit 25 Jahren. Früher reisten die Besucher von weit an. Kunsthandwerkermarkt verteilt in der gesamten historischen Stadt. Es war schwierig einen Standplatz zu ergattern, es wurde juriert. Heute bleiben Stände frei und die Stadt plant am selben Wochenende einen verkaufsoffenen Sonntag. Und die Besucher flanieren und freuen sich am Anblick aber bleiben auch nur selten an einem Stand stehen. 
Weil mir der Markt so gut gefällt, habe ich es fünf Jahre lang versucht. Und genau das beobachtet, was mir andere vorher schon berichteten, er wird immer mehr zu einer Sonntagnachmittagveranstaltung, netter Spaziergang und schönes Ambiente um seinen Kaffee zu trinken und in den Läden, das zu kaufen, wozu man innerhalb der Woche nicht kam.
(W.W.) 

Diesen Text möchte ich einfach so stehen lassen. Ich kann dem nichts hinzufügen, und es deckt sich mit meinen eigenen Beoachtungen. Die unterstrichenen Passagen kann ich besonders bestätigen. Da sie leider auch mein eigenes Verhalten widerspiegeln...
Nachdenklich, Sathiya

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Ergänzung 18.12.:
Dieser Thread entwickelte sich zu einer Unmutsbekundung und massiver Kritik an Dawanda. Aufgrund immer weiter bestehender gravierender technischer Mängel und Beschwichtigung mittels Textbausteinen und leeren Pseudoinformationen, einer rechtlich auf fragwürdigen Beinen stehenden Rabattaktion samt irreführendem Banner UND einer unangekündigten Neuerung durch Dawanda, die unverfroren als SEO-Optmierung verkauft wurde (letzteres hat die Verkäufer wirklich auf die Palme gebracht, so wütend habe ich sie noch nie erlebt - welcher Künstler mag es schon, als besonders billigbillig beworben zu werden) UND einer Weigerung, endlich die Partnerseiten Dawandas offenzulegen, haben sich einige Schreiberinnen wohl etwas im Ton vergriffen - was ich sehr gut verstehen kann.
Lange genug haben sie gute Miene zum bösen Spiel gemacht, alles hingenommen und akzeptiert, sogar Dawanda verteidigt und nur das Gute gesehen. Doch nun nicht mehr. Einige haben einen Maulkorb verpaßt bekommen, sind vielleicht sogar gesperrt worden (man weiß es nicht, sie können sich ja nicht mehr im Forum äußern, wie praktisch) und man hat den Thread geschlossen, wegen beleidigender Äußerungen.
Ich bin entsetzt.

Mir egal, daß D. sein Hausrecht ausübt. Ich fühle mich in meinen Rechten beeinträchtigt und des Grundrechtes auf freie Meinungsäußerung beraubt. DAS GEHT GAR NICHT.
Kritiker mundtot machen, Redeverbot, Probleme ignorieren, aussitzen... wo geht das nur hin?
Der Crash ist vorprogrammiert, es ist nur eine Frage der Zeit. Ich glaube nicht, daß D. die Verkäufer in Scharen davonlaufen, aber die vernünftigsten werden es tun, und was übrigbleibt - naja. Gute Nacht.
Ich finde das SCH---

GOTTSEIDANK ist dies hier mein Blog und ich kann sagen, schreiben, tun, was ich will. :-)

Dawanda-Vertriebene - falls einer hierherfindet, oder zwei oder mehr, ich biete an zum Thema zu diskutieren und sich auszutauschen, ohne Zensur und ohne Maulkörbe. Soviel und solange mein Blog Speicherplatz hat ;-) .

3 Kommentare:

  1. "all sewn up" sagen die Australier dazu, wenn kein Geld aus den Menschen heraus zu 'beuteln' ist; Du siehst: hier auch!
    Weiters muessen hier sich die Schulen mitunter ganz muehsam selbst finanzieren (und vieles andere auch)!
    Habe heute morgen per skype vorbehalten bekommen, dass es uns hier in Australien ja 'soooo' gut/viel besser geht, als Euch!
    Brille putzen bitte! Hier geht's nur den div.'s Minen gut und (fast) alles andere hat nicht einmal mehr 'Ausstellungs-Potential', weil sie dann ohnehin das Licht ausmachen koennten; sprich: niemand/nix da, was man dann noch Firma nennen koennte!
    Die neue Rede/Sprache ist jetzt: durch-rotieren; vielleicht ein Neuer besser auf 'dem' Platz. Zumindest bis der 'Alte' doch wieder haenderingend geheuert wird! Auf 'den' gefaehrlichen und teuren Trichter sind sie jetzt aufgrund schlechter Erfahrung logisch AUCH schon gekommen; ergo: stalemate auf vielen Ebenen. ABER: glaubst Du, es 'wuechse' deswegen der Service?
    Kannst Dir vorstellen, was auf dem hier sog. 'cottage-work-sektor' (das ist Kunsthandwerk und sonst. Heimarbeit) passiert! Augenroll!

    LG, Gerlinde


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  2. Hallo, Sathiya!
    Endlich mal wieder Zeit für Frühstücksbloglesen. Danke für deine Gedanken während meines Umzugs.
    Das Zitat ist gut beobachtet und formuliert. Ich denke aber, die Entwicklung ist noch viel langanhaltender. Als ich nach dem Studium auf Märkte ging, hörte ich von den alten Hasen schon immer diesen Satz: Früher war das besser." Und meinten damit die 70iger Jahre. Aber ich glaube das auch. Die wirtschaftliche Entwicklung kombiniert mit einer Idustrie,die aber auch jeden Trend -auch den handgearbeitetend - nach acht und billiger produziert macht es immer schwieriger. Im kik habe ich diesen Winter diese süssen Ohrhänger aus klitzekleinen Weihnachtsbaumkugeln gesehen, die vor ein paar Jahren so innivativ und witzig waren.
    Und wenn man denkt, naja, ich als Künstler/Handwerker/Mutter hab ja nicht so viel Geld; auch die Kunden mit mehr Geld haben leider weniger von diesem als "früher".
    Als Ausgleich gibt es dafür eben auch mehr Märkte, Verkaufsplattformen, mehr Handwerk und D.I.Y. Was sich eigendlich widerspricht, oder?
    Viele Grüsse
    Cynthia

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    1. Hi Cynthia,
      schön, daß Du wieder etwas Zeit hast. :-)

      Meiner Beobachtung muß ich noch was hinzufügen: auch die Qualität des Kunsthandwerks leidet leider unter dem allgemeinen Wunsch nach schneller, billiger, austauschbarer Ware, mit der Möglichkeit einer riesigen Farb- und Designauswahl. Es kommt einem fast so vor, als ob es die MonaLisa in Hundert Farbvarianten geben soll, wahlweise auf Pappe, Holz oder Leinwand, in Aquarell oder Öl, oder als Digitalcollage. Und als ob die Kunden dies erwarteten und beinahe schon einforderten.
      Ich schlendere auch gern und schau hier, gucke dort, fasse auch mal was an. Mein Blick ist extrem kritisch, lieblos hingemurksten Müll kann ich sehr gut von echtem Kunsthandwerk unterscheiden. Was natürlich seinen Preis hat. Braucht jemand im Ernst ein Schlüsselbrett aus seltenem Edelholz (edel verarbeitet, sorgsam poliert, ein Fest für die Augen und die darüberstreichenden Finger), in welches völlig talentlos billige Schraubhaken aus dem Baumarkt hineingedreht wurden? Jahaa, der Kontrast würde es machen, wurde ich belehrt, als ich dem Künstler gegenüber eine Frage wagte. Waaas...!!! Als Einzelstück hätte ich das so stehen lassen können, aber der Stand war voll mit derartigen "Unikaten". Schade um das schöne Holz!

      Kein Wunder, daß es überwiegend abwärts geht. Mir kommt es leider so vor.

      Es gibt noch eine weiter Entwicklung, die zum Niedergang des Kunsthandwerks beiträgt: der Drang, geradezu Zwang, jedes Kinkerlitzchen sofort haben zu müssen. Alles, was glitzert, wird gerafft, ohne Rücksicht auf Wert oder Unwert.
      Das ist traurig beispielsweise für Hersteller echten Schmuckes - sie sind der Übermacht von Bijou Brigitte und Glam-Shops nahezu hilflos ausgeliefert... wozu 100 Euro für EIN Stück ausgeben, wenn ich bei B.B. dafür gleich eine ganze Handvoll kriege? Echt, unecht? Wer kann das heute schon noch unterscheiden... (die Jugend von heute gewiß nicht)

      Dafür ist es umso erfreulicher, daß es Kunsthandwerker und Künstler gibt, die dennoch nicht aufgeben, die weiterhin ihr Herzblut hineinstecken, ihren Werken eine Abdruck ihrer Seele hinzufügen. Kluge Frau, die WildeWebe... :-))

      Ich wünsch Dir schöne Adventstage! Bis auf bald, vielleicht hast Du ja auch wieder Lust, was zu schreiben?
      Liebe Grüße, Sathiya

      P.S. Ich würde gern einen Deiner silbernen Sammelringe erwerben, möchte es aber ungern über D. abwickeln. Die Provision gönne ich ihnen nicht...! ;-) nicht nach den Schwierigkeiten mit dem Laden der Seite...

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