Mittwoch, 1. Mai 2013

Bei meiner Ehre...

Ehre - ein Wort ohne genaue Definition.
Es wird nirgends eindeutig festgelegt, nicht im Grundgesetz, nicht in den Gesetzgebungsbüchern, was Ehre genau ist, wie sie definiert, was sie ausmacht und wie sie erkennbar oder verletzbar ist. (Ähnlich wie die berühmte "Würde")

Definition, die mir am meisten zusagt: (kursiver Text von wikipedia)
Im Mittelalter galt ERE als ein zentraler Begriff der Handlungsmotivation von Personen und literarischen Figuren. Diese „nach außen kundgetane Wertschätzung“ besteht im Ansehen, das eine Person genießt. Durch triuwe (Loyalität), milte (Gebefreudigkeit), list (Klugheit), maze (Maßhaltenkönnen), stete (Beständigkeit) und tugent (Tugendhaftigkeit) kann die ere vergrößert werden. Wird die ere verletzt, besteht eine Rache- oder Sühnepflicht für die Angehörigen. Nur Männer können (in mittelalterlichen Romanen) ere erwerben, ihre ere vergrößern oder mindern oder zurückgewinnen. Frauen bleibt als einzige ere-Option die Tugendhaftigkeit, mit dem Verlust ihrer Tugend verlieren sie ihre ere, können sie nicht zurückerwerben und gelten dann als ehrlos. Dieses ere-Verständnis bildet die Grundlage für das heutige Bild von Ehre.

Aha.
Das Wort "ehrlich" leitet sich ebenfalls von der "Ehre " ab - heutzutage meist in der Bedeutung gebraucht, immer die Wahrheit zu sagen bzw. wahrheitsgemäß und gut zu handeln, nicht zu stehlen oder absichtlich zu jemandes Nachteil zu handeln.

Bei meiner Ehre beheutet also - ich stehe mit meinem Ansehen, das ich aufgrund meiner Worte und Taten in der Gesellschaft genieße, für mein Wort und meine Taten ein. Ich gebe quasi mein Ansehen als Pfand und Bürgschaft. Im Fall von unlauterem Handeln, Lügen, Betrügen, Mord und Totschlag jemandes Leib, Leben und/oder Seele oder Nerven bezahle ich mit meinem gesellschaftlichen Ansehen.
  • Lüge ich - bezahle ich mit meinem Ansehen als wahrheitsliebender Mensch.
  • Stehle und betrüge ich - mit meinem Ansehen als vertrauenswürdiger Mensch.
  • Ändere ich ständig nach Lust, Laune und zu meinem persönlichen Vorteil meine Meinung und Ansichten - verliere ich den Ruf der Beständigkeit und Zuverlässigkeit.
  • Bin ich maßlos in meine Begierden (die sieben Todsünden, beispielsweise) - verliere ich mein Ansehen als bescheidener, maßvoller Mensch.
  • Verhalte ich mich mehr als gut ist unklug oder gebe schlechte oder falsche Ratschläge - verliere ich den Ruf der Klugheit und den Status eines gerngehörten Ratgebers.
Was genau heißt Ehre für uns Mitteleuropäer christlicher Lebensweise/Umgebung heute?
Was genau bedeutet Ehre in der Rechtsprechung von heute? Wo man es mal nachlesen könnte?
Oder muß man in der Bibel wühlen und dazu anerkannte Exegeten befragen?

Dazu eine weitere Auffassung von Ehre: 
Erst Thomas Hobbes bricht mit diesen antiken und altgermanischen Vorstellungen und ersetzt sie durch eine radikal-amoralische Sichtweise, indem er Ehre als die rein äußerliche Anerkennung der Macht durch andere definiert. (Text ebenfalls von wikipedia)
Radikal. Extrem. Erschreckend. Bedeutet es doch in gewisser Weise, wer die Macht hat, hat auch das Recht auf seiner Seite. Beziehungsweise die Ehre. Oder beides scheint sich neuerdings gegenseitig ersetzen zu können.

Ehre ist für mich dies: sich am Verhaltenskodex der Gesellschaft orientieren und sich weitgehend dementsprechend verhalten. Dabei auch die eigenen moralische Entwicklung beachten und sich nicht unterdrücken lassen. Sich selbst treu bleiben. Aufrichtigkeit, Fairness, Selbstrespekt, Offenheit, Selbstverantwortung und generellen zwischenmenschlichen Anstand beherzigen. Als Maßstab Personen heranziehen, die man selbst bewundert, deren Verhalten man vorbildlich findet und denen man nacheifern möchte. Personen aus dem Leben, aus Kunst, Literatur, Film, Erzählungen, Religion - da sind keine Grenzen gesetzt. Dazu ein ordentliches Maß an Selbstkritik und Selbstreflexion - und fertig ist die Ehre.
Bei meiner Ehre.

Grüße, Sathiya

9 Kommentare:

  1. Oooops, wenn Hubby mit sooo einer aehnlichen Tirade ankommt, dann erfordert das bei mir immer sofortige Gewissenserforschung um evtl. Verstoesse oder erklaerbare 'Dehnungen' - was ist bei Dir los, bitte?
    Haben wir was angestellt? Irgendwelchen Verdacht - ausser mir 'Dauer-Dehner' ? ;-)

    LG, G.

    (Umgekehrt, wenn ER ... dann wird das 'Charm' genannt !!!!)
    Allerdings faellt mir da die Geschichte eines relativ schnell sich fuereinander zur Ehe entscheidenden Freundespaerchen ein: Sie meinte naemlich im Inbrunst von Ueberzeugung (waehrend wir zu viert im Auto unterwegs waren), dass ihr XY nicht luegen koenne/wuerde.
    Darauf guckte ich XY ins mir bekannt-vertraute 'Poker-Face' und prustete los "falsch, XY luegt immer dann, wenn er den Mund haelt!"
    Needless zu erklaeren, dass XY dies in einer grooossen Multi-Kulti-Fa. 'gelernt' hatte mit dem Wissen einer 'at all times on stand-by Rechtsabteilung' !
    SIE kam uebrigends dann nur ein paar Wochen spaeter lachend auf mich zu und .... bestaettigte meine Aussage.
    Well, ich sollte es wissen - XY und mein Mann arbeiteten beide in der gleichen Firma und wurden von selbiger fuer's ehrliche Leben verdorben; es GEHT aber teilweise wirklich nicht anders bei denen = ich muss das akzeptieren!
    Ich muss allerdings gestehen, dass mich mein Mann oefter mal 'gehoerig nervt' mit (s)einer charmanten Ausage zu 'Unterschlagungsvorwuerfen bezueglich irgendwelcher noetigen Info an mich' von "Du hast mich ja nicht danach gefragt, Liebling."
    Ja, HImmel: ich weiss nicht was ich NICHT weiss aber fragen haette sollen! Dieser auch nur irgend aehnliche Satz an mich adresssiert - egal von wem, bringt mich ueblicherweise von 0 auf 100 schneller als ein gutes Auto; sogar den Bugatti (Flugzeug auf Raedern).
    Vorsicht vor o.g. Satz an mich - kann das Leben kosten! ^^

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    1. Nun, un-ehrlich sein kann man heutzutage auf vielerlei Weise, das einfachste ist immer noch das Schweigen. Ich denke dann aber für gewöhnlich, daß die Leute eben nicht alles wissen müssen, und außerdem habe ich schon immer gefunden, daß Reden Silber ist und Schweigen Gold.
      Wobei - bei notwendig zu wissenden Dingen wäre ich auch nicht erfreut, den Schwarzen Peter in der Form "du hast ja nicht gefragt" zugeschoben zu bekommen. Man kann ja auch nicht alle 3 Minuten fragen, ob der andere gerade etwas verschweigt.

      Ich kam auf dieses Thema, weil der spanische Vizepräsident der Santander Bank zurückgetreten ist, mit einer satten Abfindung von knapp 90 Millionen. Und das als rechtskräftig verurteilter Straftäter. Als Vorbestrafter verliert man in Spanien offensichtlich seine Ehrenhaftigkeit und darf damit nicht mehr im Bankensektor arbeiten. Interessant genug, mir darüber Gedanken zu machen.
      Wie das wohl in Deutschland oder anderso gehandhabt wird?

      Liebe liebe Grüße, Sathiya

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  2. ... ich glaube, das Buch "Nieten in Nadelstreifen" gaebe darueber etwas Aufklaerung.
    Meine eigene Feststellung im Laufe meines Lebens ist allerdings: man wird befoerdert; kriegt bessere Jobs angeboten usw. ;-)

    Inkl. die ganze 'TV/Musik-Star-Truppe': je 'boeser' in Drogen und Unrechtmaessigkeiten umso besser die 'Belohnung', oder?

    ... und wo glaubst Du, worauf mein eigenes Talent der Dehnbarkeit/Interpretation von mitunter ein und derselben Sache heruehrt?
    Schaut man sich die Rechtsverdreher, aehem, Rechtsanwaelte an - hat man seine 'Lehrer' !

    Ach, hoeren wir auf: ich bin (noch) zu faul mir einen Vorhang vor den Spiegel zu montieren! ;-)

    LG, G.

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    1. Ja, das tut es. Jeder wird bis zur persönlichen maximalen Unfähigkeitsgrenze befördert... und währenddessen kann er/sie allerhand Unheil anrichten, in aller Unschuld und mit weißer Weste, egal, was passiert - denn sonst hätte man ihn/sie ja nicht auf diesen Posten gesetzt, wenn er/sie das nicht könne, so das Selbstbetrugs-Credo derartiger Herrschaften, jenseits jeder Fähigkiet zur Selbstkritik. b, v, v,m vm vm, v, b.n l l lgk,gkitgi8rfiot5zpüözhpörtfg

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    2. (sorry for that - das Buchstaben-Kauderwelsch kam vom Teddybär meiner Jüngsten, der, als ich gerade nicht hinsah, auf der Tastatur herumgehämmert hat. Der glaubte auch, er könne das - und sieh doch, was dabei herauskommt...!
      Im Gegensatz zu den Nieten in Nadelstreifen kann ich den Teddy einfach in die Kiste stopfen, damit er fürderhin keinen Unsinn anstellt. :-)))) )

      So, Faden wieder aufnehmen.
      Es scheint so, daß der liebe nette ehrliche Mensch eine unerwünschte Unterart ist, es sei denn als Arbeitstier der unteren Ebenen.

      Vorhang vorm Spiegel?? Aber WARUM denn? ;-)

      Schönen Tag Euch bzw. Nachmittag, Lg, Sathiya

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  3. ;-) - Na ja, manchmal umgehe ich evtl. DOCH noetige Vorhaenge durch

    a) Gesamtvermeidung des Spiegels
    b) Hoechstkonzentration auf zu 'bearbeitende Stelle' only

    Ablage unter: auch nicht ganz/immer 'Heilig' (= da auch nur ein Mensch?) ;-)

    LG, G.

    PS: Hubby hat gelacht ueber Deine Teddibaer-Idee

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    1. :-)))))

      Und - Vorhang auf!
      Ich stelle es mir eben bildlich vor: penibel abgezirkelte Bewegungen vorm Spiegel, peinlich genau bemessen, damit nur ja nichts außer dem Augenlid, der Sorgenfalte, dem Kinn im Blickfeld erscheint.
      Tjaaa..., ich fühle mich auch immer am wohlsten, wenn der Badezimmerspiegel nach der morgendlichen Brüh-Dusche dick bedampft ist *g*. Allgemeine Unschärfe, dabei fühlt sich eine Frau ab einem bestimmten Alter einfach wohler. Die Brille absetzen hilft aber auch. :-))

      Freut mich, daß der Teddywitz gut ankam! Teddy hatte schon besorgt nachgefragt... viele Grüße an Hubby, so von Kuschelbär zu Kuschelbär. :-D

      Liebe Grüße, Sathiya

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  4. Hallo Sathiya,
    schön aufgebaut und logisch strukturiert. Ist einfach und flüssig zu lesen. Wenn ich über solch ein Thema etwas geschrieben hätte, wären meine Zitate vielleicht ausgeufert, so dass der Text insgesamt zu schwer zu lesen wäre. Du hast lediglich Hobbes zitiert, und das reicht eigentlich auch. Finde ich wichtig, dass man sich Gedanken über solche Grundbegriffe des Alltags macht.

    Gruß Dieter

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    1. Danke für die Anerkennung, ich freue mich, daß es sich gut lesen ließ.
      Hohe Literatur oder Philosophie ist es gewiß nicht, nur einfache angewandte Alltags(küchen)weisheit.
      Zum Glück für alle Beteiligten muß ich keine 3000-Wörter-Aufsätze mehr verfassen, sonst wäre der Post auch ausgeufert, wäre ganz leicht gewesen *g*. Aber ich finde; weniger ist mehr, und wer nach 300 Wörtern nicht auf den Punkt gekommen ist, bei dem darf man getrost bezweifeln, ob er es mit der zehnfachen Wortmenge hinkriegt. :-)
      (meine Privatmeinung über unnötig und übermäßig lange Texte, aus jahrelanger Erfahrung gespeist - und ich schaue jetzt erst mal kritisch meine alten Posts durch ;-) )

      Viele Grüße und ein schönes Wochenende, Sathiya

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