Sonntag, 7. Oktober 2012

Blogs, thematisch eingeschränkt

Viele wollen auf einem Blog nichts Kritisches lesen, weil sie der Meinung sind, es gäbe noch die echten Weltprobleme, um die frau sich kümmern müsse. Aber davon, daß frau die Probleme rosarot umhäkelt oder bunt bestickt, verschwinden sie doch nicht - noch nicht einmal aus der Wahrnehmung (vielleicht aus der bewußten, das schon).
... Ich kann verstehen, wenn Bloggerinnen ihren Blog thematisch eingrenzen und eben nur über Nähen oder Rezepte schreiben wollen. Umgekehrt finde ich es genauso legitim, wenn jemand über alles schreibt, was sie oder ihn interessiert, selbstverständlich auch über ernste Themen. Dass die (veröffentlichten) Interessen vieler "Mutti-Bloggerinnen" sich dann trotzdem wieder nur um DIY, Kinder, Katz und Hund, und Schnäppchen drehen, ist eine andere Sache.

Zu den reinen DIY-Blogs fällt mir gerade ein, dass wir uns wahrscheinlich nicht schlecht wundern würden, wenn umgekehrt ein Politblogger (sind ja vorwiegend Männer) zwischendurch über das Nachttischchen berichtete, das er am Wochenende gebaut hat. Könnte es sein, dass Frauen tendenziell eher das Problematische ausgrenzen und Männer das Nette? Wobei es selbstverständlich auch nähende Männer und polit-aktive Frauen gibt ...
(Aus einem Kommentar zum Thema Sumangali vom Blog Sathiya 2)
Ja, die thematisch eingegrenzten Blogs... habe ich ja auch. Irgendwie schon.
Deswegen sind es einige, in die ich nach Lust und Laune meine Sachen eintrage, die ich zu sagen habe. Es ist damit wie mit einem Schrank: ein Fach dafür, ein anderes für dies, ein drittes für das... und alles von derselben Person einsortiert (oder reingeworfen, je nachdem).
Und wie im wahren Leben ist es im Bloggerversum so, daß frau möglichst nur ihre Schokoladenseite zeigen möchte - die je nachdem, WEM sie diese zuwenden will, auch immer anders aussieht. Deswegen Mutti- und Strickblogs mit Politik- und Problemumgehung, bzw. Politbloggerblogs mit Welche-Rosen-kaufe-ich-zum-Hochzeitstag-Problem-Verbot.
Ich glaube, die Gefahr liegt darin, daß man versucht, einen Menschen allein nach seinem Auftreten im Netz zu beurteilen (und schon mit seinem eigenen Vorurteil zu belegen), und dabei vergißt, daß ein Blog nur eine Facette der Persönlichkeit darstellt.
Ich habe auch schon Blogs gelesen, die staubtrocken und extrem uninteressant daherkamen - und plötzlich, wie eine Blume in der Wüste - ein wunderbarer Beitrag, interessant, witzig, selbstironisch, treffend, unwiderstehlich geschrieben. Wie Astronomie - nicht unbedingt leicht verständlich, aber derart packend, daß ich mich als Leser eintragen  mußte (obwohl ich es eher mit experimenteller Physik habe - Hand auf, Tasse runter, wumms *g*)
Solche Perlen findet frau im Blogger-Universum selten - aber es gibt sie. Ich bin auch nicht unbedingt ein Freund von Heitschbumbeidschi-Rosapinkbunt-Sticki-Appli-U-Heft-Hüllen-E-Book-Erfinderin-Hund-Katze-Maus-Schnäppchen-Hochzeitsdeko-Ichnähmireinhundertsteskleid-Blogs, aber manchmal ist unter all den bunten Bildern und relativ belanglosen Texten was Gutes und Nachdenkenswertes dabei. Deswegen lese ich auch gern, was es Neues im bunten Bloggerinnen-Kosmos gibt.

Mir ist auch schon aufgefallen, daß Frauen eher für die Deko und Kindersachen zuständig zu sein scheinen und die Männer fürs handfeste wie Fahrrad zusammenschrauben und Bergtouren... zumindest kommt es so mir so vor. Und beim Hausmütterchen geht es wohl eher nett zu, während Mann beim Fahrrad montieren eher ein paar kräftige Flüche abläßt, die druckreif aber nicht jugendfrei (sprich nicht nett) sind. Ich kenne allerdings auch ein paar sehr gute weibliche Politblogger, klar und schnörkellos, und einige sehr gute männliche Künstler, die über ihr Hobby berichten, empfindsam und feinfühlig. Davon müßte es mehr geben.

Und zum Thema "Problematisches ausgrenzen": der augenblickliche Sturm im Bloggerversum zeigt ja, warum das eine so gute Entscheidung ist. Ein Mann hätte es sich nie im Leben so zu Herzen genommen, wenn ein anderer zu ihn gesagt hätte, du hör mal, dein Teil da, das sieht sch... aus. Er hätte die Schultern gezuckt und wäre zur Tagesordnung übergegangen, selbst wenn er 50 dieser Kommentare bekommen hätte. Eine Frau hingegen... dreht und wendet einen Spruch, einen Satz ewig hin und her, versucht ihm von links eine Bedeutung zu entlocken, von rechts, allein, mit Freundinnen, noch mal allein, brütet darüber, steigert sich hinein, wird elend wütend, heult, wird noch wütender, fühlt sich im Recht, sucht Gleichgesinnte, steigert sich hinein noch und noch. Und verfaßt ein Manifest.  Mädels, kein Wunder, daß die Männer den Kopf schütteln.  Deswegen grenzen die meisten Frauen Probleme am liebsten von vorn herein aus.  JAAA. :-))
Und Männer - wollen nicht als Weichei dastehen, und wenn sie zehnmal zweimal täglich den Müll rausbringen, und das freiwillig. Deswegen - Schrauben, Motoren, Fußschweiß und Bier. Männer eben. :-)

Verurteile ich jemanden? Nein, natürlich nicht. Ich denke mir mein Teil, lache und lächle auch das eine oder andere Mal, nicke Zustimmung oder Ablehnung, oder schreibe auch mal was - aber bin dabei tolerant und akzeptiere die Menschen wie sie sind. *Schulter zuck* Ja, eben darum.

Nur die Ruhe (das geht an meine Adresse), Sathiya

3 Kommentare:

  1. Dieser Interpretationsfetisch, jedes gesagte oder geschriebene Wort beliebig oft zu sezieren um seinen tieferen Sinn zu finden (a.k.a. "was nur hat er/sie damit w.i.r.k.l.i.c.h. gemeint ??")... ich habe selten eine schönere Beschreibung davon gelesen. Und mir tut der Nacken weh vom zustimmenden Nicken.

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  2. ach, ja und die weltweit gültigen Höflichkeitsfloskeln - vorsicht - anbei kleine Beispiele:
    Ein brutales Lernbeispiel war für mich in China die Feststellung, es sei unhöflich beim Essen nicht ordentlich zu schlürfen oder schmatzen; ergo, geht es dorten etwas lauter ab!
    So viel auch mal zur Warnung bei Anwendung von "was ich nicht will was man mir tue ...." ; kann leider auch falsch sein!
    Körpersprache? J j e i n! In Griechenland z.B., heißt wohl ein leichter seitwärts, abwärts Schwung mit dem Kopf eher eine Zustimmung als eine Verneinung.
    Aber bei solchen Fehlern wird einem wenigstens noch der Bonus der Unwissenheit mildernd angerechnet.
    Trotzdem galoppieren wir mit unseren 'Welt-All-Wohnzimmern' derart brutal mit Worten herum, dass wir sogar diejenigen des eigenen Landes verprellen?
    Frage mich wirklich, wie das Zeug in anderen Landen aufgenommen wird - unsichtbar ist es denen sicher auch nicht!

    Liebe Grüße,
    ein ängstlicher Anonymer

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    1. Vielen Dank für die Stellungnahme. Und danke für die interessanten Ausführungen zum Thema internationales Benehmen.
      Nur die Ruhe... niemand hat gesagt, er oder sie hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen, oder? Und keiner hat behauptet, es gäbe nationenübergreifende universelle Höflichkeitsnormen. Und ich schon mal gar nicht... :-)
      Auch "bitte" und "danke" sind westlicher Zivilisation entsprungen und keineswegs universell. Aber: Es geht hier, in Deutschland, in deutschsprachigen Blogs, schlicht um einfache übliche Umgangsformen, an die frau/man sich anpaßt oder nicht. Komisch, ich glaubte immer, dazu gehörte auch sich vorzustellen, wenn frau/man etwas zu sagen hat... (Belehrung Ende *g*)
      Ansonsten darf meinetwegen geschlürft, genickt, geschüttelt, sonstwas werden... ich bin da tolerant.
      Liebe Grüße, und vielleicht auf eine Neues? Diesmal bitte mit Namen. Kann auch ein alias sein. Und - nur Mut! Ich beiße nicht. :-)
      Sathiya

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