Donnerstag, 11. Oktober 2012

Schattierungen

Es geht um dieses Buch:  Shades of Grey - Geheimes Verlangen  von E.L.James
http://www.amazon.de/Shades-Grey-Geheimes-Verlangen-Roman/dp/3442478952/ref=pd_rhf_se_p_t_1

und den unglaublichen Hype, den es gerade erlebt.
Frau muß aufpassen, nicht als rückständig und prüde angesehen zu werden, so sie das Buch nicht hat, nicht liest und es nicht toll findet.
Lustvoll gruslig, sexuell anregend, literarisch abregend, inszenierte 0815-Lust, etwas Keller- und Bondage-Phantasien, verbunden mit westlicher Mentalität entsprungener Sündenangst, obszönem Schockeffekt über "Ooops, darüber spricht man doch nicht" und prüder Vorstadtfrauenvorstellung von erfüllter Liebe, dazu die ewige Geschichte aller Liebesromane - Rapunzel reloaded. Aber von moderner heftiger Sexualität, die sich selbst mit Liebe verwechselt.
Selten haben sich die Geister so geschieden - es herrscht ein wahrer Glaubenskrieg (dieser fing ja schon mit den unsäglichen "Feuchtgebieten" an), und jeder, die das Buch ablehnt, wird Prüderie, Rückständigkeit und mangelndes Interesse an der Stellung der Frau in der Gesellschaft (nein, ich meine nicht die Stellung beim Sex, herrgottnochmal *g*) vorgeworfen. Und jede, die es gutfindet, findet sich mit denselben Vorwürfen konfroniert - sie hätte ja keine Ahnung, sei ein dümmliches Mauerblümchen, mit der sexuellen Erfahrung einer Nonne. Eine Gratwanderung.
Ich lehne dieses Buch und weitere solcher Bücher ab, rundheraus und schlichtweg.

Meiner Meinung nach ist nichts von Liebe weiter entfernt als Sex. Egal wie konstruiert, wie ausgefeilt die Techniken, wie minutiös und skandalös beschrieben. Alles, was es über Sex und Liebe zu sagen gibt, hat Paulo Coelho mit seinen vergleichsweise feinfühligen 11 Minuten getan.
Menschen, die Sex mit Liebe verwechseln, haben mein tiefstes Mitgefühl. Und zu glauben, daß frau/man Liebe erlangen oder produzieren oder provozieren könne, indem frau/man mit dem anderen Geschlecht (meinetwegen auch mit dem gleichen, :-)  mir egal) Sex hat, ist vollends daneben.

Alle Erotik lebt von der Phantasie, vom Verzicht, vom Verlangen - deswegen ist nichts unerotischer als ein Porno, in dem mit stromlinienförmigen enthaarten Geschlechtsteilen geglänzt wird (...!), oder ein Buch, in dem ich völlig unerwartet über eine Szene stolpere, die an Eindeutigkeit und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt.
Ich bin alles andere als prüde und habe mein gerüttelt Maß an Experimenten der einen oder anderen Art erlebt - war aber nie so naiv zu glauben, daß das eine mit dem anderen was zu tun hätte.
Ich frage mich, wie eine Frau ein solches Buch gutfinden und es auch noch anderen Frauen zur Lektüre empfehlen kann? Da muß doch etwas ganz gewaltig schieflaufen in den Köpfen und Schlafzimmern ...

Das Beste daran sind überhaupt die Kundenrezensionen, die ich alle gelesen habe - da scheiden sich die Geister tatsächlich so deutlich, wie ich es selten sah... lesenswert, besonders die kritischen. Viel Vergnügen!

Nicht immer alles so ernst nehmen, have fun, Sathiya

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