Donnerstag, 31. Oktober 2013

These: Sex ist keine ganz normale Arbeit. Oder doch?

inspiriert von und gefunden hier:  http://www.journelle.de/3800/der-appell-fuer-mehr-vernunft/

In unserem christlich-fundamental-verklemmten freizügig-prüdem Kulturkreis klingt die These, daß sexuelle Dienstleistung eine Arbeit wie jede andere auch sei, zutiefst skandalös. Unerhört, jenseits des guten Geschmacks, unanständig, abartig, indiskutabel sei es, den Frauen, die sich prostituieren, alle Rechte eines anständigen Arbeitnehmers/Bürgers zuzugestehen. Die etablierte Schwarzersche Frauen-Emanzipationsbewegung vertritt eine besonders extreme Position: Prostitution sei immer ein Armutszeugnis für alle Beteiligten, das könne ja gar nicht freiwillig geschehen, nur unter Zwang und aus tiefster Not heraus. Und wenn sich eine Frau dennoch freiwillig prostituierte, hätte sie den ganzen Schlamassel selbstverständlich allein sich selbst zuzuschreiben und dürfe keine Hilfe von der ach so anständigen Gesellschaft erwarten. (Männer, die sich prostituieren, lasse ich mal ausgeklammert, sie dürfen sich aber auch angesprochen fühlen; und von den Nutznießern der Prostitution schweige ich lieber ganz)

Was ist Prostitution, woher kommt sie, was ist ihre Geschichte?
Gibt es anständige Prostitution - oder impliziert allein schon der Ausdruck Unanständigkeit, Verleugnen moralisch-sittlicher Werte, eine allgemeinen Bankrotterklärung von Moral und Anstand?

Sex als Dienstleistung gegen Geld, Nahrung, Unterkunft, sozialen Status ist so alt wie die Menschheit selbst. Es steckt uns sozusagen in den Genen.
Ein gutes Beispiel sind die Bonobo-Schimpansen, die tierisch freizügig (*g*) mit ihrem Körper umgehen, Nahrung anbieten und dafür Sex erwarten und auch bekommen. Eine Win-Win-Situation für beide Geschlechter: das Männchen bietet Nahrung an, das Weibchen bezahlt mit Sex. Das Männchen bekommt die Chance, sich erfolgreich fortzupflanzen, das Weibchen bekommt Nahrung, ohne sie selbst suchen zu müssen. Und eventuell auch einen Beschützer, der sie gegen die Ansprüche und Avancen anderer Männchen verteidigt. Das klingt beinahe wie ein moderner Ehevertrag, was? ;-)
Menschen sind eben auch Affen, egal was sie sich selbst einbilden. Das in unseren Genen einprogrammierte Verhaltensmuster ist nicht so leicht auszutricksen.

Zur Prostitution gehören immer zwei: jemand, der Sex anbietet, und jemand, der das Angebot akzeptiert.
Die Frage ist nun: wer wird ausgenutzt?
In der legalen Form der Prostitution, der Ehe, ist es wie folgt geregelt: Mann bietet Schutz, Nahrung, Obdach, Frau bietet Sex, Nachkommenschaft und Geborgenheit. Frau darf sich nicht verweigern (-> muß den "ehelichen Pflichten" nachkommen), Mann darf seine Ernährerrolle nicht außer Acht lassen.
In der teils akzeptierten, teils als sittenwidrig angesehenen, in einigen Ländern auch illegalen, aber durch Gesellschaft und Politik geduldeten Prostitution sieht es ähnlich aus: Frau bietet Sex in allerlei Spielarten, Mann bietet dafür Bezahlung, mal mehr mal weniger. Eigentlich ist es eine ganz normale Geschäftsbeziehung wie in jedem Laden. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Brötchen, sondern um einen extrem verletzlichen Bereich des menschlichen Körpers und Seele, um einen der stärksten Triebe des Menschen an sich. Wer den Fortspflanzungstrieb kontrolliert, kontrolliert gleichzeitig den Menschen. Sex sells - immer noch. Und mehr Sex sells more...

Ist käufliche Liebe also immer verwerflich?
Es kommt drauf an, wer wann wieso und mit wem.

Seinen Körper verkaufen zu müssen aus den puren Not heraus halte ich persönlich für verwerflich - nicht die Frauen, die sich vor der Wahl sehen, entweder ihren Körper zu verkaufen oder zu verhungern, sondern vielmehr die Männer oder Freier, die die Notlage der Frauen ausnutzen. Es ist auch eine Frage der Selbstbestimmung, auch der sexuellen Selbstbestimmung, mit wem wann und wie oft der intime körperliche Kontakt gesucht und ausgeübt wird. Selbstbestimmung vermag ich in einer derart extremen Lebenssituation nicht zu sehen.
Der Extremfall des Menschenhandels und des damit oft einhergehenden Zwangs zur Prostitution ist für mich natürlich indiskutabel verwerflich und nicht zu tolerieren.

Prostitution aus Spaß und Lust - gerne, wer daran Vergnügen hat. Das gilt für beide Seiten.
Ich habe schon häufiger von Männern gehört, daß sie in ein Bordell gingen, um einmal ohne Gezicke, Gezetere, Gemecker, Blumensträuße, Essenseinladungen, Cluburlaube einfach Sex zu haben, und danach einfach zu gehen. Geld gegen Ware sozusagen. Kann ich akzeptieren. ;-)

Noch einmal zur These, daß Sex eine Arbeit wie jede andere auch sei. Ist das tatsächlich so?
Gäbe es dann nicht auch eine staatlich anerkannte Ausbildung mit Prüfungen und Abschlußzeugnis? Würde eine solche Ausbildung nicht staatlich finanziell gefördert, vielleicht mit Meister-Bafög? Gäbe es am Ende gar Umschulungen zur Sex-Arbeiterin? Würde man sich stolz als Sex-Worker vorstellen, im Lebenslauf etliche verschiedene Bordelle als Referenz? Wie würde wohl ein Arbeitszeugnis aussehen?  :-))
Ich halte das (leider) für durchaus denkbar.
Nicht für wünschenswert, aber denkbar. Schöne neue Welt, quo vadis?

Heal the world, make it a better place for you and for me and the entire human race...  ;-)  Sathiya

4 Kommentare:

  1. Hmm, das Hauptproblem sind die Damen dann auch noch selbst - wenn sie aufhoeren wollen damit.
    Sie koennen dies naemlich haeufig nicht, da diese - bei gutlaufendem 'Geschaeft' (ohne Gefahr von ersichtlichen Geschaeftseinbruechen) - nicht faehig sind, sich in ein 'normales' Leben mit nur normalem Einkomnen sich einzufuegen.
    Dies zeigte zumindest schon vor Jaaahren eine TV-Dokumentation in Deutschland.
    Trotzdem muss ich die Damen irgendwie bewundern:
    Ich selbst brauche ja leider derart viel 'Anlaufzeit' (Kennenlernen und Vertrauen), dass jedem 'Freier' - ausser den Nerven - sonst noch was umgefallen waeren.
    D.h.: fuer mich bleibt dann wohl nur der ab und an mieser bezahlte legale Zweig der Branche ;-)
    (auch wenn da sowieso immer behauptet wuerde, ich waere f. 2 Berufssorten im Leben to-tal ungeeignet:
    Bedienung und Prostituierte. Angeblich kann ich mich fuer beides nicht ruhig genug halten - seufz.
    O.k.: Tablett balancieren = stimmt)

    LG, Gerlinde

    Ich hatte befuerchtet, das dieses Thema demnaechst auftauchen wuerde. Ich muss aber sagen: ich wuerde jederzeit WIEDER - wie schon gehabt hier - Aktien in einem Bordel kaufen. Einzige Bedingung: Geschaeft ist Geschaeft ist Geld und nicht 'Bezahlung in Naturalien', bitte (welches dann leider keiner von uns annehmen konnte/wollte) !!! Da wurden wir denn doch beide etwas saeuerlich ueber diese Art von Geschaeftsverstaendnis. Ansonsten: mein Mann hatte damals ordentlich verbluefft geguckt, als ich darauf bestand, Aktien dieser Art zu kaufen, als hier einst ein Melbourne Bordell an die Boerse ging - ich nicht!

    PS: bezueglich Vorpost Gefaengnisse und Arbeit:
    Angeblich gibt es irgendwo in Amerika ein seeehr 'basic' Gefaengnis, wo's keine Air-Condition und/oder sonstigen Luxus gibt und viiiel und harte Arbeit! Wenn die 'In-Mates' sich oefter mal beschweren, kriegen sie - angeblich (= hoeren-sagen) - vom dortigen Sheriff ca. den folgenden Hinweis verpasst:
    "Unsere Soldaten muessen in Kriegseinsaetzen ihr Leben fuer uns/Euch riskieren unter weit haerteren Bedingungen als ihr hier. Ausserdem habt IHR hier ja noch die Chance nie wieder hierher zurueckzukommen indem ihr 'sauber' bleibt, wenn ihr wieder ins Freie kommt!"
    Angeblich ist in diesem County die Rueckfall-Quote seeeehr niedrig!
    Ich weiss jetzt wirklich nicht, ob die Story stimmt, sie taucht nur alle paar Jahre per email 'von drueben' bei mir hier auf und ich fand sie gar nicht schlecht - habe sie aber noch nie recherchiert - sorry.

    Zusaetzlich wird's einfach etwas schwieriger, seit Australien mit 'nicht straffaelligen' Menschen, aehem, gemischt wurde ! ;-)
    Wohin dann?
    In Oesterreich hat man ja - um den sozialen Misstand und daraus resultierende Kriminalitaet zu reduzieren - ca. zur selben 'Australien-Zeit' das Geschaeft mit den Trafik-Laeden (= Tabak und Zeitungsstaende - ? - als Art Minimum-Einkommensgarantie im Staat) eingefuehrt. Dies ist bitte auch noch zu recherchieren, da aus familien-internen Info's kommend - sorry.


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    1. Wenn man es mal so sieht: ein Beruf soll doch Spaß und Vergnügen machen, man soll ihn mit Leib und Seele ausüben, und nicht automatisch nur die Punkte 1 bis 10 abspulen. So gesehen, hat der Beruf des Sex Workers tatsächlich was für sich, für sinnliche, sexuell interessierte, aktive, promiske Menschen. (Für mich wäre das nichts, zuviel ähm - Publikumsverkehr *gg*)
      Ein Ausstieg wäre nach der aktiven Zeit auch ganz unproblematisch - wenn es einem keinen Spaß mehr macht, hört man eben auf und macht was anderes. Vielleicht arbeitet man als Instruktor in einer Sex-Worker-Schule? .-)

      Bordelle gehen an die Börse?? Was es nicht alles gibt... das macht mich sprachlos. !!! (und ich halte zum Thema Bordellaktien und erwartete Gewinnausschüttung lieber die Finger still - denn 1. hab ich von Aktien und Bordellen keine Ahnung und 2. jeder handelt so, wie er/sie es für richtig hält)

      Liebe Grüße, Sathiya

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  2. PPS:
    Es gab hier vor Kurzem ein sehr verwirrtes Gegenueber von mir zu meiner Antwort bezueglich der Frage "... was machst'n Du so beruflich?".
    Ich hielt naemlich inne und ueberlegte angestrengt und kam dann grimmig graulend mit folgendem boesen Satz herausgerueckt:
    'Guess I'm currently sort of a call girl; means being called in in a hurry to attend to either rotten or fiddly time consuming jobs to which some people don't want to or can't attend themselves. Only the payment lacks a fair tad behind the usual regular meaning of this job."

    LG, Gerlinde ;-)

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  3. PiPiPiS:
    Welche legale Prostitutions-Institution (Ehe) ist eigentlich in der Lage, OHNE Zubrot-Verdienst der Frau diese Beziehung und womoeglich auch noch Kinder mit dem Alleingehalt des 'Maennchens' in u/ach so modernen Zeiten durchzubringen? (Mit eigenem Dach ueberm Kopf = so wie frueher u/Altvorderen meistens)
    Da stelle ich naemlich in u/Moderne sehr krawottische Kluefte fest!
    Meiner scheint ein aussterbendes 'Mamut' zu sein! Viele schaffen das nicht mal als zwei gutverdienende Erwachsene OHNE Kinder = NUR sich selbst! Manche nicht einmal, obwohl sie weit mehr verdienen als mein Ehemann!
    D.h.: wir gucken uns hier oefter mal seeehr fragend und verstaendnislos an darueber!
    Auch stelle ich derzeit im Neubaugebiet seines Highland-Hauses fest: Wasp's (white anglo-saxon-protestants) and lookalike scheinen nur in sehr Altversion zu existieren. Ansonsten ist die Mehrheit 'staerker pigmentiert' wenn sie juenger ist (mit meist niedrigerem Einkommen). Erklaert mir dies mal bitte jemand zum Thema 'altes Rollenbild' von 'legaler Prostitution' = landlaeufig 'Ehe' (erarum human est = irren ist menschlich ?) genannt?
    Bin leider bis Di. nur unzuverlaessig vor einem Computer; erwarte aber ohnehin keine Antwort, da wohl kaum moeglich: wir suchen schon sooo lange und haben auch noch keine gefunden; wo soll's bei Euch auf die Schnelle herkommen - seufz?!

    LG, Gerlinde

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