Dienstag, 5. Februar 2013

Katastrophe, die

inspiriert von hier: http://rheinland-blogger.blogspot.de/2013/02/de-ramp.html (kein Hyperlink)

Anlaß: eine Überlegung, auf welche Art und mit welchen Intentionen der Begriff Katastrophe heute benutzt wird, von wem und zu welchem Zweck.
Das Wort "Katastrophe" wird in der Tat immer häufiger benutzt, um als Kauftrigger zu wirken oder jemanden zu einer Handlung zu bewegen. Ich stelle für mich fest, daß ich auf das Wort Katastrophe allein schon abwehrend reagiere, weil damit fast alles belegt wird, ob es katastrophal ist oder nicht, Hauptsache, die Nachricht/Zeitung/Sendung/Meinung verkauft sich damit besser.

Eine Begriffsbestimmung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Katastrophe  (kein Hyperlink, kursiver Text von da)

Was war: 
Eine Katastrophe (griechisch καταστροφή „Umwendung“, Komposition aus κατά katá „herab-, nieder-“ und στρέφειν stréphein „wenden“, also eigentlich „Wendung zum Niedergang“) ist ein folgenschweres Unglücksereignis mitsamt dessen Folgen.
Der Ausdruck „Wendung“ (Peripetie) „zum Schlechten“ stammt ursprünglich aus dem antiken griechischen Drama, und ist ein (im Drama zwingend erforderlicher) dramaturgischer Kunstgriff der Handlung, um durch neuerliche „Wendung zum Guten“ die Protagonisten – und mit ihnen das Publikum – einer Katharsis (Läuterung) zuzuführen oder für Fehlverhalten der Verdammnung anheim fallen zu lassen. Dadurch ist der Begriff bis heute sowohl ethisch besetzt und auch sozialromantisch verklärt, wie auch Gegenstand der Sensationslust.
Was ist:  (Auszug, subjektiv ausgewählt und gekürzt)

Interpol verwendet aus polizeilicher Sicht (mit einem Schwerpunkt auf Identifizierung betroffener Personen und Getöteter) folgende Definition für eine Katastrophe:
„Eine Katastrophe ist ein unerwartetes Ereignis, bei dem zahlreiche Menschen getötet oder verletzt werden. Die Ereignisse, die zu Katastrophen führen können, sind vielfältiger Natur. Denkbar sind somit Einsätze nach Verkehrsunfällen, Naturkatastrophen, technischen Unfällen (Brand, Explosionen), terroristischen Anschlägen und kriegerischen Ereignissen. Hierbei ist zwischen einer offenen und einer geschlossenen Katastrophenform zu unterscheiden.
Eine „offene Katastrophe“ ist ein Großschadensereignis, bei dem eine Gruppe unbekannter Personen getötet wurde, über die es keine vorherigen Aufzeichnungen oder Zugehörigkeiten gibt. Bei diesen Ereignissen ist es schwierig, Angaben über die Zahl der Opfer zu erhalten.
Eine „geschlossene Katastrophe“ ist ein Großschadensereignis, bei dem eine Gruppe von Personen getötet wurde, die einem festen Kollektiv (z. B. Flugzeugabsturz mit Passagierliste) angehört. Handelt es sich um eine geschlossene Katastrophe, sind die antemortalen Vergleichsdaten i.d.R. schneller zu erheben. Denkbar sind auch Mischformen (Absturz eines Flugzeuges in ein Wohngebiet).“
– Disaster Victim Identification – Handbuch Interpol 2009
Häufig unterscheidet man zwischen
  • Naturkatastrophen, das heißt Naturereignisse, denen Menschen ausgesetzt sind und die zum Ersticken, Ertrinken, Verdursten, Verhungern, Erfrieren, Verbrennen und Vergleichbarem führen (wie Meteoreinschläge, Vulkanausbrüche, Lawinen, Erd- und Seebeben, Hochwasser, Waldbrände u. a. m.) und
  • „technischen Katastrophen“.
    • Diejenigen sogenannten „technischen Katastrophen“, die eine verheerende ökologische Beeinträchtigung bedeuten, bezeichnet man auch als Umweltkatastrophen. Katastrophen im Straßenverkehr gehören häufig zu den technischen Katastrophen; sie sind unter anderen Kategorien, z. B. Brückeneinstürze oder Brand- und Explosionskatastrophen, zu finden.
Naturkatastrophen bis hin zur Klimakatastrophe sind in ihren Auswirkungen stets auch sozial beziehungsweise kulturell beeinflusst (sogar Man Made Disasters – siehe Hungersnot): Wenn Menschen Vulkanabhänge nicht besiedelt hätten, wäre ein Ausbruch oft keine „Katastrophe“.
Die Begriffsbestimmung selbst scheint eine Katastrophe zu sein, und alles andere als einfach. :-)

Katastrophe ist alles, was dem (gott)gegebenen und (gott)gewollten stetigen gleichförmigen Verlauf des Lebens entgegensteht und ihn verhindert, behindert, unterbricht oder sonstwie beeinträchtigt. Spannbreite von sehr objektiv bis sehr subjektiv.

Es gibt sogar eine Unterscheidung zwischen Unglück und Katastrophe, wobei die Unterscheidung allein danach getroffen wird, in welchem Zeitrahmen Hilfe und Unterstützung gleistet werden konnte. Das stimmt mich nachdenklich und erscheint mir unlogisch. Ein und dasselbe Ereignis - entweder Unglück oder Katastrophe, und die Einstufung soll nur davon abhängig sein, wie schnelle Hilfe da ist? Und die Einstufung scheint wichtig zu sein - Einschaltquoten, Wert der Berichterstattung über das Unglück/die Katastrophe und damit direkt verbunden die Höhe des zu erntenden Prestiges als Krisenmanager bzw. die Höhe der zu erwartenden Spendengelder. Nach dem Verbleib der beteiligten Menschen fragt da kaum jemand...
Aber es erscheint ohnehin sehr schwierig, dazu eine vernünftige Unterscheidung zu treffen, und man muß es den staatlichen Stellen hoch anrechnen, sich mit der Problematik zu befassen und tatsächlich nur Unglücke der schwersten und nachhaltigsten Art als Katastrophe zu bezeichnen. Das läßt natürlich die Medien, die vom Verkauf von Nachrichten leben, umso schlechter aussehen. Da es aber ohnehin kaum schlimmer werden kann.... muß man sich eben einen eigenen Filter zulegen, der die Nachrichten filtert, und diese eben selbst bewerten.

Was sein wird: wäre der größte anzunehmende Unfall (GAU) eine Katastrophe oder nicht? Gleich oder erst aus der Sicht in die Vergangenheit? Der Kernreaktorunfall von Tschernobyl - Unglück oder Katastrophe? Der Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki aus der Sicht Japans - Unglück oder Katastrophe? Wer bewertet was wieso? Die Riesentornados über den USA - Unglücke oder Katastrophen? Wann wird ein Unglück zu einer Katastrophe?

Was gewesen sein wird: wie wir die Vergangenheit neu bewerten.
Der Feuersturm über deutschen Städten gegen Ende des 2. Weltkrieges - damals eine Katastrophe, heute ein Unglück, ein notwendiges Übel, um Deutschland zu zermürben und das Kriegsende schneller herbeizuführen. Die Pestepidemie über Europa mit Millionen Toten - damals eine Katastrophe, aus heutiger Sicht nicht so schlimm. Die Kreuzzüge - für die damaligen Machthaber ein Glücksfall, sind sie doch auf die Art mißliebige Elemente losgeworden, für die Kreuzritter ein Unglück, für die armen Orientalen eine Katastrophe. Deus vult! Jaja... eine Frage der Sichtweise.
Die Eroberung Amerikas - für Europa damals ein Glücksfall, für die amerikanischen Ureinwohner eine Katastrophe, von der sie sich nie erholt haben. Und man kann sich fragen, ob das mit dem Glücksfall für Europa die letztendlich gültige Betrachtungsweise ist...
Wäre unsere Erde lebendig (die GAIA-Hypothese spricht davon), wäre die Existenz der Menschen ein Unglück, das schnell in einer Katastrophe enden könnte. Schüttelte GAIA sich, um die Menschen abzuwerfen, würden wir das als Katastrophe ansehen, für GAIA wäre es ein Glück.

Und nun das Subjektive: für manche Menschen kommt es einer Katastrophe gleich, wenn sie keine passenden Schuhe zum Kleid finden. Oder keinen passenden Wein zum Käse. Ich frage mich da immer, ob sie eigentlich wissen, wovon sie reden?!

Auf daß dieser Beitrag nicht auch noch zur "Katastrophe" wird - beende ich ihn jetzt.
Meinungen, Ansichten, Kritik und Gegendarstellungen wie immer willkommen!

Greetings, Sathiya

14 Kommentare:

  1. Na gut, dann schreibt eben eine Katastrophe stattdessen einen kurzen Senf hier dazu! :-D

    Ich stimme Dir aber zu. Ausserdem gibt's auf dieser Welt wohl nur noch 'Probleme'; bald weiss ich gar kein anderes deutsches Wort mehr als Bezeichnung/Benennung irgendeines Zustandes ! ;-)

    LG, G.

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    1. Alles Katastrophen, katastrophal, Mega-katastrophal, Anti-Katastrophe, Riesenkatastrophe, Sprachkatastrophe, Gefühlskatastrophe, Naturkatastrophe... inflationär, dieses Wort.
      Und nein, Du bist keine. Wie kommst Du nur auf diese Idee?!

      Ein neues Wort müßte her, eins, das noch nicht so ausgekaut ist, bei dem die Leute nicht müde abwinken, weil jeder abgebrochene Fingernagel einer Society-Queen zu einer Katastrophe erklärt wird... aber mir fällt auch keines ein. Vielleicht ein Wort aus einer Eingeborenen-Sprache, das übersetzt soviel wie "der Himmel stürzt ein" bedeutet. Muß ich noch suchen gehen. :-)

      Liebe Grüße, Sathiya

      PS: hast Du den capt´n gestern degradiert. Aha... zu einer sprechenden Stehlampe mit Froschhintergrund. Grün. Ungeküsst. *lach* und *kicher*

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    2. ;-) 'Degradieren' - bei mir wohl ein ziemlich automatisches Geschehen, vor welchem weder Direktoren, Vorstaende und wohl auch 'der Kaiser von China' (und der 'Herr Kuerbis' kann auch ein Lied davon singen ;-) !!!) nicht sicher sind; denn in erster Linie sehe ich immer nur einen Menschen vor mir; wieviiiele 'Papperl' im Leben verdient .... beweisen ;-), aendert aber auch nichts an der vor mir stehenden Person.
      Was mir - leider - tooootal dadurch fehlt ist die Erfahrung von 'star-struck'! Ich steh' da immer total verdattert und verstaendnislos ueber die sichtbare Faszination (z.B. Fan-Tum) anderer herum.
      Darum hat's bei mir auch totaaale Sendepause(n) gegeben, wenn meine Mutter immer Angst hatte vor 'was ich fuer Maenner' anschleppe. Musste ich doch glatt von ihr Erlerntes umdrehen und gegen sie selbst anwenden: kochen auch nur mit Wasser!
      'Aufraeumen/Ruhigstellen' dieser von ihr so ach-gefuerchteten 'Maenner' war dann amuesant. Sie fragte naemlich in groesster Panik einmal, wass sie denn 'mit denen tun soll'/ wie 'fertig' werden (unterhaltungstechnisch), wenn ich meine '5 Buchstaben' aus demselben Zimmer entferne. Ich gab ihr den einfachen Rat, die entsprechenden Herren in u/Magazin-Aufbewahrungs-Ecke vermeintlich fuer sie etwas suchen zu schicken. Auf die erstaunte Frage hierzu konnte ich ihr in Inbrunst von Ueberzeugung sagen "Keine Sorge; jeder 'meiner' Maenner wird ziemlich automatisch (um ueberhaupt jeee eine Basis fuereinander zu haben) todsicher an Lesematerial verschiedenster Varianten interessiert. D.h., Mutter, Du kriegst mit Sicherheit deine 'Auftragsarbeit' erledigt und gleichzeitig suchen die 'Herren' dann sich selbst auch noch gleich selbst eine lesbare 'Flucht-Moeglichkeit'; die sitzen mitunter auf den gleichen 'Kohlen' wie du!"

      Suuuuper-heiss fand ich allerdings einst die Frage ihres, aeh, 'hoeher geschulten' (?! = hat's geholfen; siehe
      nachstehend ;-) ) Arbeitgebers: "XY, ich habe schon lange eure Tochter euch nicht mehr besuchen gesehen; was ist denn aus ihr geworden?"
      Antwort: "ist einem Kerl nach Australien nachgelaufen .....(hier folgt grosses Lamentieren, weil man 'das' schliesslich nicht tut) mit allerdings dem stolzen Nachsatz von " ... Ingeneur bei XY ..." (und dann natuerlich noch "guuute Partie'*)
      Antwort vom Arbeitgeber (man glaubt's kaum!!!): "wiiiie kommt eure Tochter an einen Ingeneur?"
      (trockene giftige Antwort von mir hierzu "frei herumgelaufen, sich als nett erwiesen"!)

      Allerdings hat gestern Hubby sogar Mitleid mit dem armen Castagir gehabt und trocken grinsend gemeint "der arme Kerl kriegt dich aber auch wirklich immer nur von deiner besten schlimmsten Seite ab, G. !"
      Well, aber: dafuer haette er sich einen Zusatz-Orden verdient !!! (luchse/'degradiere' ich ihm schon wieder ab und an vorruebergehend und aus Jux an der Freud, ab - waere ich sonst nicht 'ich' ! ;-) :-D


      - seufz: Computertechnische Fortsetzungs-Aufteilung noetig -


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    3. - Fortsetzung -

      *dies hat einmal sep. zu einem derartigem Zerwuerfnis zwischen ihr und mir gefuehrt, weil sie mir doch glatt wagte zu sagen, dass 'ICH' (VT laut mitschwingend bei diesem Wort!!!) ja froh und dankbar sein muesse um diesen Kerl (von Ing.)
      dass ich ihm vor Dankbarkeit doch taeglich das Fussbadewasser austrinken muesste.
      Ich glaube, danach hat's nicht nur die Tel.-Leitung nach Ndb. ausser Gefecht gesetzt mit meiner Antwort, sondern auch noch das elterliche Hausdach abgehoben!!!
      Vater versuchte dann zu glaetten und meinte verstaendnislos den Kopf schuettelnd zu seiner total zerstoerten und verheulten Ehefrau " ... ich weiss nicht, wo du die Illusion her hast, dass u/Diandl ein suesses kleines verschuechtertes Hascherl waere, welches diesen deinen Ratschlag auch noch fuer ausfuehrensnoetig halten wuerde. Die hat und wird immer 'Haare auf den Zaehnen' haben und sich ausreichend wehren koennen, was immmmer da daher kommt; Maenner oder sonstige Lebensanforderungen!"
      = guuuuter Vater; er glaubte an sein eigenes 'Erziehungswerk'; Mutter degradierte mich schon mal oefter zum Pueppchen und Kleinkind trotz 'gehobenen Alters' (aber gut: vorher war sie zu jung und hatte auch wenig Zeit fuer ihre Kinder; als sie welche hatte, waren diese aber schon fluegge!).
      Ich denke, dieses Dilemma von Eltern mit 'entwachsenen' Kindern bleibt so lange sich die Erde drehen wird, hey?


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    4. Fußbadewasser austrinken. Nein danke!
      DAS würde ich als Katastrophe ansehen. Aber unbedingt. Unabhängig davon, wer das von mir verlangt. :-)) und :-((

      Lg, Sathiya

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  2. Beim ersten Lesen habe ich mir noch nickend gedacht "ja, stimmt". Beim zweiten sehe ich es dann allerdings doch weniger hart.

    Natürlich wird der Begriff inflationär gebraucht, denn alles ist heute mindestens mal ein Problem (das hat Gerlinde sehr schön auf den Punkt gebracht) - und ist es größer als ein großes Problem ist es eine Katastrophe.

    Andererseits ist es eigentlich nicht viel mehr als Wortklauberei wenn drei Tage Schneefall in den Headlines zur Schneekatastrophe werden.

    Ob man aber wirklich mehr Grade zur Unterscheidung zwischen "etwas das stört" und "Weltuntergang" braucht - ich tendiere eher zu nein. "Katastrophe" war mal ein wertender Begriff ("wirklich ganz arg schlimm") aber ist es heute kaum noch, vielleicht ist das der störende Punkt der ihn für manche so sperrig macht.

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    1. Ob man das braucht - Ansichts- und Geschmackssache. *g*

      Wenn man es im ursprünglichen Sinne verwendet, nämlich als dringend erforderliche Erfahrung, bevor man sich für gut oder böse entscheidet, dann wirkt der Großteil der Sensationspresse einfach sinnentleert bzw. nur darauf hin ausgerichtet, für sich selbst den größtmöglichen Gewinn herauszuholen. Das empfinde ich als - unangenehm, um es nett zu formulieren.

      Wir lernen ja auch in der Schule, daß eine Katastrophe etwas ganz fürchterlich schlimmes ist, ein Unglück der Unglücke sozusagen, und entsprechend ist unserer Reaktion konditioniert - vorprogrammiertes dosiertes Mitleid mit genau abgewogenem Griff in die Geldbörse.
      Manche wollen auch in eigener Person helfen. Aber - "in echt" helfen? Wieso, ist doch nicht nötig, man habe doch bereits Geld gespendet... und außerdem, die Katastrophe wird spätestens morgen von den Titelseiten verschwunden sein, dann kann es so schlimm ja nicht gewesen sein. (Was mit den Spendengeldern passiert, weiß so genau keiner, weil keiner danach zu fragen wagt, denn dann würde man den Helfern ja unethisches Handeln unterstellen, und das wäre - eine Katastrophe. Ha.)

      DAS ist es, was mich daran stört. Nicht so sehr der Begriff, sondern der Gebrauch, der davon gemacht wird.
      Ein anderes Beispiel: jedes Kind, das schwimmen lernt, bekommt eindrücklich gesagt, daß es niemals nie nicht aus Spaß und Jux im Wasser um Hilfe rufen soll. Niemals. Aus einem ganz einfache Grund: damit sich der Hilferuf, wenn jemand um sein Leben fürchtet, nicht abgenutzt wird und wichtiger noch, daß die Menschen, die ihn hören, nicht dagegen abstumpfen. Ich fürchte, der Begriff Katastrophe ist gerade dabei, dieses Schicksal zu erleiden.

      Wir sind schon längst gegen alles mögliche abgestumpft, da hilft es auch nur kurzfristig, ein Geschehen als Katastrophe zu bezeichnen. - Wer weiß, vielleicht werden wir demnächst, wenn die Schokoladenosterhasen vor der Zeit ausverkauft sind, dieses "Unglück" von den Medien als "Katastrophe" serviert bekommen? :-))

      Grüße, Sathiya

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    2. Ich verstehe Deinen Standpunkt durchaus. Ich denke allerdings nicht dass es gegen das Abstumpfen hilft, den Begriff zu "reservieren" für "wirklich ganz doll schlimme Vorfälle".

      Erstens passiert dafür zu viel wirklich ganz doll Schlimmes (und zwar schon immer, nur bekommen wir das heute weit geballter mit als früher als es nur die Tagesschau und die Tageszeitung gab - da gab es allein schon aus Platzmangel höchstens drei Katatrophen pro Woche). Nur was ganz doll schlimm ist liegt einzig und allein im Auge des Betrachters. Da wird das Label an Dinge geklebt, wo es für Dich, für mich, oder für andere völlig überzogen ist - umgekehrt aber genauso.

      Und zweitens (ein wenig machiavellistisch gedacht, zugegeben) schafft gerade die Inflation die Möglichkeit zu sehen, wer sich an die vorvorletzte "Katastrophe" denn noch erinnert und sich mit ihr noch befasst. Und wer nur die Aktuellste wahrnimmt und die von vorgestern schon vom Radar verloren hat. Das hilft beim einordnen. Ganz schrecklich weites Feld ;-).

      Aber nicht zuletzt halte ich das "Bewahren wollen" für einen Kampf den man an sich nicht führen sollte bevor man mit dem Kopf wackelt, denn er fühlt sich für mich irgendwie altersstarr an. (Trifft übrigens noch viel mehr auf andere Bereiche als die Sprache zu). Ich ertappe mich ja auch gelegentlich dabei dass mich Vergleichbares stört und muss mich dann immer wieder selber fragen warum eigentlich. Und komme zu dem Schluß "vermutlich weil ich vorzeitig ein alter Sack werde der ab und zu veränderungsresistent zu werden droht". Denn diese "Vereinfachung" in der Sprache gehört an sich dazu und ist eigentlich nichts in sich Schlechtes, auch wenn sie einem selber im Vergleich zu früher als man noch mehr Schattierungen kannte vielleicht aufstößt.

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    3. @ Castagir:

      21, 22, 23 .... d.h., meine 'Brems-Zaehl-Versuche' sind um und gescheitert - sorry, mate! ;-)

      Also dann: welcome in 'The Club' (of 'seniors') mein Freund. Glaubst Du, dass wir fuer die naechste Starbesetzung von 'Grumpy Oldies' qualifizieren wuerden ? ;-) :-D

      Ausserdem habe ich DICH nach der 'Frosch-/Stehlampen-Story' hier drueben zur 'Ca(s)ta(gir)strophe' erklaert; Grund:
      Drehte mich hier in meiner Study vom Computer weg und ... fallen mir lindgruene Waende auf = Gegrinse! Verzieh' mich in die Kueche (= 'sicher', da in gelb; plus hallway und Badezimmer)!
      ABER: hab' was aus dem Wohnzimmer zu holen - was 'springt' mich an? Dunkler gruen gepatchte Waende (rofl )! Abends konnte/musste ich dann dem Mann an meiner Seite erklaeren, warum ich uuunheimliche 'Gesichts-Kontroll-Schwierigkeiten' hatte, als wir uns kurzfristig ins Wohnzimmer zurueckziehen wollten.
      Wenigstens hat in ca. dasselbe Gepruste vor Kurzem in der Dessous-Abteilung eines Geschaeftes mir heute Spezial-Post besorgt mit - festhalten; alle: ordentliche Preisnachlass-Angebote fuer dieses, aeh, Department! Danke, mein Soh(n)nemann. ;-) :-D :-D

      LG, Gelinde

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  3. Ich weiss nicht, aber manchmal werden auch schlicht nur Worte wie "unangenehm(er) als, anders als, aussergewoehnlich(er) als, schlimmer als, ungewoehnlich(er)" und dergl. damit weg-rationalisiert. Dies meine ich jetzt wirklich im Sinne von: Zeitmangel, ueberall; also kurz und knapp ... und dabei bleibt dann wohl eben eine feinere und/oder andere Anwendung des eigentlich vorhandenen Sprach-Wortschatzes auf der Strecke. Allerdings: man stumpft ab .... und lernt 'drueber weg zu hoeren' - mhO.


    Liebe Gruesse, Gerlinda

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    1. Aber ja, da spielt auch mit hinein. Da jede Aussage vor allem subjektiv ist.

      Und überhaupt eine allgemeine Knappheit an Zeit herrscht, und man oft keine Muße und/oder Lust hat, erst lang und breit zu erklären, welcher Stufe die Unannehmlichkeiten nun genau sind, und man sie der Einfachheit halber gleich mit dem Maximum "Katastrophe" belegt. Dann ist ja auch gleich volle Aufmerksamkeit garantiert... :-)) was im übrigen in der heutigen Zeit der einzig erkennbare tiefere Sinn zu sein scheint.
      Nicht nur in den Medien, auch im normalen Sprachgebrauch wimmelt es nur so von Maximum-Wörtern. Feine Abstufungen werden im Gespräch kaum noch gebraucht, und wenn doch, von vielen nicht mehr verstanden.

      Das ist ein Thema, über das man auch lange diskutieren könnte, die Verarmung und Rationalisierung der Sprache. Werden wir uns bald nur noch in Codes und Kürzeln unterhalten? (Beispiel moderne SMS junger Leute: ich stehe hilflos vor den Kürzeln und habe keine Ahnung, was sie bedeuten und wie ich sie verstehen soll, und wie ich darauf antworten kann, und ob überhaupt) :-)

      Lg, Sathiya

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  4. Hallo,
    danke, dass Du meine Gedanken fort geführt hast und Katastrophen auf den Grund gegangen bist. Den Ansatz fand ich klasse, von dem Begriff der Katastrophe auszugehen - u.a. die Ableitung aus dem griechischen. Dann steigst Du weiter hinab in die Kategorien der Katastrophen. Das hast Du auch sehr ausführlich gemacht. Unglück hätte ich besser meinen Post über die eine Million Liter ausgelaufene Ölrückstände nennen sollen (siehe Post "Umweltkatastrophe in Köln-Godorf"). Ist hoch interessant, Dein Blog !

    Gruß Dieter

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    1. Gern, und danke für die Idee.

      Ob man Unglück oder Katasrophe sagt - ist eher subjektiv bzw. davon abhängig, welche Gefühle man im Leser/Hörer wecken möchte. Ich rede ja nicht gänzlich dagegen, habe nur überlegt, daß gerade öffentliche Medien mit diesem Begriff deutlich sensibler umgehen müßten. Da eine gewisse Abstumpfung droht, wenn er wieder und wieder und für alles mögliche verwendet wird.
      Und danke für das Kompliment zum Blog! :-))

      Grüße, Sathiya

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  5. PS a.d.R.:

    Habe weiblichen 'Lee Hazlewood' entdeckt (zumindest mit einem Lied): Raquel Rastenni mit der Elisabeth Serenade (= G. geschmolzen ohne jegliche Hitze-Einwirkung und wohliger Gaensehaut. Nicht unguenstig bei einem zweiten TFB in row - augenroll).
    Vielleicht doch einmal noch mit, aaaehemmm ;-), dem 'Capt'n' (= ich lerne - wenn ich mag ;-) !) genauer reden, wie das ginge mit dem Gemma-Proxy-Trick?

    LG, G.


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