Freitag, 23. März 2012

Gender matters 3 - weitere Gedanken zum Thema

Eben las ich den Beitrag zum Thema von Catherine auf diesem Blog: 
http://www.crafteln.de/2012/03/special-interest-matters.html


Und möchte eine Antwort dazu und zu den anderen Beiträgen formulieren... befürchte aber, daß sie den Rahmen des Kommentarformulars sprengt. Zumal meine Sätze eher die Quintessenz aus allen meinen Kommentaren dazu sind, die ich im Stillen schon formuliert - aber dann doch nicht abgeschickt habe.
Außerdem kann ich mich so besser auf das konzentrieren, was ich ausdrücken möchte.

Das ist ein sehr guter Beitrag zum brisanten Thema!
Nachdem ich mich durch ALLE anderen Kommentare und Postings - und dies mehrfach - gelesen habe, fasse ich Mut und gebe hier meinen ganz klitzekleinen Senf dazu...
Ich finde, es ist ganz erheblich, welchen Alters und welchen Lebenskonzeptes die Leserin des Originalartikels und aller Kommentare ist - denn das Verständnis dessen und der private Knackpunkt, den jede darin findet, unterscheiden sich extrem, sind teilweise sogar diametral entgegengesetzt.
Ich zeigte diesen Artikel meiner erwachsenen Tochter - diese fragte mich, was ich denn wolle, das Leben sei nun mal so und ich solle mich nicht weiter aufregen. Derselbe Artikel, zwei kinderlosen Karrierefrauen vorgelegt - Tränen die erste und Rechtfertigungen die zweite. Einer Rentnerin - Gleichgültigkeit. Einem Mann - Weiberkram. Einer Frau meines Alters, mit Kindern - militante Ablehnung und Verteidigungsbereitschaft. Einer Journalistin - Gleichgültigkeit, denn das alles hätte sie ja schon im Beruf, und wolle zuhause ihre Ruhe, ihren Blog-"Kuchen ohne Kalorien" sozusagen. Manche lasen noch nicht einmal die Kommentare der anderen (was sie nicht ärmer gemacht hätte), sondern beriefen sich auf ihr Recht, genau dies nicht zu tun, sprich, die Meinung der Anderen nicht zur Kenntnis zu nehmen. Zum Teil hatte ich den Eindruck, jede zweite berief sich ganz entschieden darauf, einen Monolog führen zu dürfen und ihre ganz alleinige Meinung als das Salz der Erde darzustellen.
Einige WOLLTEN auch überhaupt nicht zum Denken angeregt werden - was sich in nett verpacktem Unverständnis und kurzer "Was willst du eigentlich, schließlich gibt es doch die ECHTEN Weltprobleme"-Watschn äußerte. Und zu meiner Erleichterung und Freude, gab es auch einige, die nicht nur den Artikel ansich verstanden hatten, sondern sich auch noch gut und verständlich dazu äußern konnten (sie müssen deshalb nicht unbedingt die Meinung der Autorin teilen).

Ach ja! Alle wollen die nette unverbindlich handelnde liebe gute Dame aus gutem Hause, aber mit proletarier-freundlichen und politisch korrekten Ambitionen sein, mit Kindern oder - ganz modern - bewußt kinderlos, mit dem Recht, im Web flaches inhaltsarmes buntes Deko-, Handarbeits-, Nähkränzchengeschwätz von sich geben zu dürfen. Und das wann und wie und wo und wie oft sie wollen.
Und verteidigen dies, was sie für ihr gutes Recht halten, mit Zähnen und Krallen.

DOCH: EIN ABER! EIN DICKES!
Alles ist mit allem verbunden.
Was ich denke, tu ich auch. Denn wenn ich was tue, dann doch nicht rein mechanisch (sonst wäre ich nicht mehr als eine Puppe oder ein Roboter), sondern ich bin auch mit meinem Geist, meiner Seele, Verstand und Körper dabei. Egal wie sehr. Ich bin dabei.
Und beeinflusse mich durch die Art und Weise, wie ich etwas tue. Wie ich denke, was ich denke und was ich aufnehme. Und ich beeinflusse damit auch die anderen. Dies das, was ich schreibe und veröffentliche, ansehen und lesen und in sich aufnehmen.
"Kuchen ohne Kalorien" gibt es nicht - by the way frage ich mich gerade, ob das generell eine wünschenwerte Vorstellung ist? - das heißt, ich ernähre meinen Geist mit dem, was ich täglich via die Medien, Internet, die Blogs zu mir nehme. Dann kann man doch nicht einfach sagen - "who cares"?!?! Sondern darf sich zu Recht Sorgen machen über die Richtung, die das Web, Google beispielsweise, oder eben die Bloggerinnen einschlagen. Und einige Bedenken äußern.

Alles ist mit allem verbunden - und voneinander abhängig. Alles beeinflußt alles.
Hebt meine Hand hier einen Stein auf und wirft ihn fort, wird die Erde an der Stelle, an der er gelegen hat, leichter, und an der Stelle, an der er auftrifft, schwerer. Dazwischen beeinflußt er, so klein und leicht er ist, alles, an dem er vorüberfliegt.
UND gleichzeitig wird meine Hand schwerer, während sie ihn trägt, und leichter, wenn sie ihn fortgeschleudert hat.
Das ist es, wie ich das Bloggen verstehe. Welche Wertschätzung ich mir selbst bezeige - indem ich auswähle, was ich zu mir nehme, sei es körperlich oder geistig. (Ha, um wieder den Bogen zum Artikel zurück zu schlagen) Und welche Wertschätzung ich den anderen - auch potentiellen Lesern - entgegenbringen möchte.
Wir beeinflussen uns alle gegenseitig - aber leider einige mehr als andere.

Sich zu entschuldigen, weil man gern näht und sein Heim gern hübsch einrichtet? - Nicht mit mir!
Sich zu entschuldigen, weil man mit seinen Kindern zu hause bleibt anstatt "anständig" zu arbeiten? - Nicht mit mir!
Sich zu entschuldigen, weil man seine Meinung sagt und manchmal auch einen unbequemen Kommentar abgibt? - Nicht mit mir!
Apropos unbequemer Kommentar: viele viele Bloggerinnen haben über ihren Kommentarfeldern diese Worte stehen : "x mal liebe Worte" oder "x mal liebe Bemerkungen, die ich gern lese". Wollen sie denn keine nicht-lieben Worte lesen? Keine Kritik? Oder diese nicht gern lesen? In vielen Kommentarfeldern stoße ich auf ultrakurze zuckersüße Kommentare der Leserinnen... Und nur ganz selten überhaupt auf soetwas wie die Diskussion bei cat.

Oops. Ist leider doch ein ziemlich großer "klitzekleiner Senf" geworden! :-)
Ich entschuldige mich nicht dafür, sondern freue mich, wenn es jemand geschafft hat, mir bis hierhin zu folgen.
Meine Gedankenarbeit zum Thema ist noch lange nicht abgeschlossen... es werden wohl noch ein paar Sätze dazu von mir folgen müssen, irgendwann in den nächsten Tagen.

Als Abschluß noch ein amüsantes Gedankenbild (naja, wie meistens bin ich wahrscheinlich die einzige, die das amüsant findet, aber sei´s drum):
Man stelle sich eine Steppe vor, mit lauter Straußen. Jeder hat ein Nest, manche mit Eiern, die gerade bebrütet werden, mache mit halbflüggen Jungen darin, mache mit Partner, manche ohne, und alle haben den Kopf im Sand versteckt. Eigentlich eine ganz normale Vorstellung? Aber nun kommt´s: der Sand ist aufs Feinste und Erlesenste farblich kombiniert, mit unterschiedlich großen bunten Steinchen darin und verschieden großer Körnung der Sandpartikel, daneben findet man bunte, glänzende Zeitschriften über das Fließverhalten des einen Sandes im Vergleich zum anderen: naturbelassenener und gefärbter, hiesiger und importierter, mit Federchen und Glitzerkram geschmückter und grün-öko-radikaler.
Ha, nun kommt es einem gleich etwas bekannter vor... Das ist man ja selbst! Aber doch nicht SO, NEIN, man ist ja VÖLLIG anders. Und überhaupt: KEINER hat das RECHT, einen zu KRITISIEREN oder besser zu verlangen, daß man sich nach seinem harten JOB auch noch GEDANKEN macht, schließlich gibt es ja noch die WELTPROBLEME, NICHT WAHR?
Kopf in den Sand, jawohl, aber in den allerfeinsten Sand.
In diesem Sinne - Howgh, ich habe gesprochen!

2 Kommentare:

  1. Hallo Sathiya
    Alles sehr interessante und ehrliche Gedanken, die Du hier schreibst...hat mich den halben Abend gekostet zu lesen, aber war es wert!
    Kritische Kommentare wollen die meisten nicht lesen/haben. Man/frau liest eben lieber fröhliche.
    Bin gespannt, was Dir noch an Themen einfällt.
    Viele Grüße
    Petra

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    1. Hallo Petra,
      eben erst las ich Dienen Kommentar... ich habe schon nicht mehr daran geglaubt, daß sich irgendwer noch dazu äußern würde. Danke Dir!
      Leider werden solche Dinge nicht gern gesagt und noch weniger gern gelesen, weswegen ich auch einen Extra-Blog dazu gemacht habe. Themen gibt es noch viele, über die frau dringend schreiben müßte... kommt noch, alles zu seiner Zeit. Mein Ideenbuch ist schon voll! :-))
      Liebe Grüße
      Sathiya

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