Mittwoch, 25. Juli 2012

Über Nähmaschinen - Insider-Tip!

Über Nähmaschinen - billig gegen teuer, schnell zusammengeschraubt gegen bewährtes Markenmodell.
Für alle, die sich über die Anschaffung einer Nähmaschine Gedanken machen.
Mit Einschränkungen auch auf andere Maschinen und Geräte anwendbar.

Ansichten eines Nähmaschinen-Mechaniker-Meisters:

An dieser Stelle möchte ich Ihnen mal was über Nähmaschinen erzählen. 30 Jahre als Nähmaschinenmechaniker lassen mich doch manchmal tief blicken. Die Nähmaschine...das undurchschaubare Wesen!

Leider finden Sie über Nähmaschinen im Internet keinerlei Infos, Sie finden nur Werbung. Deshalb möchte ich mal erklären, warum manche Nähmaschinen für 50,-€ und andere für 500,-€ zu haben sind. Es liegt nicht an der Menge der Stiche, es liegt nicht am Namen, es liegt nur an der Konstruktion der Nähmaschine. Im großen und ganzen gibt es drei verschiedene Konstruktionsarten.

1. Nähmaschinen mit CB-Greifer:  Der Greifer in einer Nähmaschine ist das Teil indem Sie die Unterfadenspule einlegen, es ist das Teil was eigentlich näht. Einen CB-Greifer erkennen Sie daran, das er beim nähen eine halbkreisförmige, schwingende Bewegung macht. Alle Nähmaschinen bis etwa 200,-€, egal wo gekauft, egal welche Marke, haben immer diesen Greifer. Der CB-Greifer macht beim nähen keinen Spass! Er näht nicht gut dicke Stoffe, nicht gut dünne Stoffe, ganz grauenhaft wird es bei dünnen elastischen Stoffen, der Greifer ist ziemlich laut, die Maschine rappeln, der Faden verklemmt oder wirft Schlaufen unter dem Stoff. Es ist nun nicht so, daß diese billigen Maschinen schneller kaputt gingen als teurere.....sie nerven nur unentwegt. Also nichts für Anfängerinnen.

2. Nähmaschinen mit Horizontalgreifer: Das ist die Greifertechnik, bei der keine Spulenkapsel benötigt wird, sondern die Unterfadenspule einfach von oben eingelegt wird. Das ist die "moderne" Technik, alle bauen sie, alle finden sie toll. Ich mag den Greifer nicht, weil er längerfristig Probleme macht. Der Horizontalgreifer hat immer ein Kunststoff-Innenteil, das wird leider leicht von der Nadel beschädigt. Darüberhinaus sind diese Maschinen immer, ich nenne das mal asiatischer, Bauart. Es sind Kalottenlager eingebaut, die Passungen sind nicht so exakt, wie ich es von Nähmaschinen in diesen Preislagen erwarten würde, deshalb unterliegen diese Maschinen merklichem Verschleiss. Der macht sich dadurch bemerkbar, dass Stoffe nicht mehr ordentlich transportiert werden, Stiche werden ausgelassen, Jeans funktioniert relativ schlecht, Leder meist garnicht. Auf der Werkbank machen mir diese Maschinen Probleme und ich will keine Probleme. Der Horizontalgreifer ist einfach zu bedienen und preiswert zu bauen. 

3. Nähmaschinen mit doppelt umlaufendem Greifer: Dieser Greifer läuft in allen Industrienähmaschinen, ein CB- oder Horizontalgreifer in einer Industrienähmaschine wäre ein Witz. Der Greifer braucht eine Spulenkapsel, er muss geölt werden, er ist für den Hersteller die teuerste Technik, aber er näht jeden Stoff ohne Probleme und er ist nahezu verschleißfrei. Also, Sie merken schon, ich als Mechaniker mag den doppelt umlaufenden Greifer, er macht keine Zicken auf der Werkbank. Weil er verschleißfrei ist, läßt er sich immer wieder sehr gut einstellen, ich muss nicht rumbasteln um einen Verschleiß zu überbrücken, er ist berechenbar. Dieses Greifersystem wird heute von Gritzner in allen Modellen und von Pfaff in einigen Modellen eingesetzt. 
Nun kommen wir mal zu dieser hier angebotenen Maschine. Die hat natürlich den doppelt umlaufenden Greifer eingebaut und zusätzlich noch den eingebauten aktiven Obertransport. Der eingebaute Obertransport ist nicht zu vergleichen mit einem angebautem Obertransport, wie er von vielen Firmen als Zubehör angeboten wird. Der eingebaute läuft exakt synchron zum Untertransport, da er mechanisch mit ihm verbunden ist überträgt er auch eine Zugkraft auf den Stoff, deshalb lassen sich damit wunderbar dünne Stoffe nähen, oder Leder oder dicke Jeans. Der angebaute passive Obertransport hat keine Verbindung zum Untertransport. Er überträgt keine Kraft auf den Stoff, er vermindert lediglich etwas die Reibung zwischen Stoff und Nähfuß. Wegen des Unterschiedes in der Kraftübertragung redet man auch von einem aktivem und einem passivem Obertransport. Den passiven Obertransport kann man sich getrost sparen.

Die Gritzner basiert auf einem Konstruktionstyp der 1982 entwickelt worden ist, der doppelt umlaufende Greifer ist, wie in Industriemaschinen auch, komplett aus Metall.

Da ich diese Baureihe seit 30 Jahren kenne, die alten Dinger immernoch einwandfrei nähen, würde ich mich mal zu der Behauptung hinreissen lassen, daß diese Konstruktion, die beste jemals entwickelte Nähmaschine ist. Toleranz gegenüber verschiedensten Stoffen, Langlebigkeit ohne Qualtiätsverlust und Schonung Ihrer Nerven beim nähen. 

Nun ist diese Konstruktion natürlich nicht ganz billig, allerdings kaufen Sie sich solch eine Nähmaschine auch nur einmal, Sie brauchen nicht nach 5 Jahren eine Neue, das Teil hält ohne Probleme 30 Jahre. Auf diesen Zeitraum gerechnet ist solch eine Nähmaschine geradezu billig.

Dann kommt immerwieder der Satz von meinen Kunden, ich bin Anfängerin, ich brauch eine ganz einfache Maschine. Mit einfach ist dann meist billig gemeint. Da allerdings die billigen Maschinen immer eine schlechte Nähtechnik eingebaut haben sind die Probleme vorprogrammiert. Die Anfängerin kann nicht unterscheiden, wer die Probleme macht, die Maschine oder sie selber. 

Leider bezieht die Anfängerin die Probleme immer auf sich selber, da Sie erstmal nicht darauf kommt, daß es die Maschine sein könnte, die ja von der Werbung so hochgepriesen wurde und ja alles können sollte..... Dabei sind diese billigen Maschinen regelrechte Mimosen, die mucken bei jedem zweiten Stoff. Faustregel: Je schlechter die Maschine, desto besser muss die Näherin sein, um der Maschine über Schwierigkeiten hinweg zuhelfen.

Und jetzt habe ich nun wirklich genug geredet. Wer noch mehr Infos benötigt soll mich anrufen, oder eine Mail senden.   
viele Grüsse   Rüdiger Schwaak

Nähmaschinen Schwaak + Bangert GbR, Nähmaschinen-Meisterbetrieb
Rüdiger Schwaak und Udo Bangert GbR,  www.SchwaakundBangert.de
Text von: (gefunden auf Ebay)
http://www.ebay.de/itm/GRITZNER-tipmatic-1035-DFT-mit-Industrie-Nahtechnik-/260563537712?pt=DE_Elektronik_Computer_Haushaltsger%C3%A4te_N%C3%A4hmaschinen_PM&hash=item3caacc0f30

Text aus einem Angebot bei Ebay. Ich finde ihn sehr gut! Sollte ich mich mit der Übernahme des Textes zu weit aus dem Fenster gelehnt haben, werde ich ihn nach Wunsch wieder löschen. 
Aber: soetwas Nützliches und Informatives müßte man auch auf anderem Wege (dies habe ich zufällig gefunden) erfahren - groß und fett müßte sowas in den Zeitungen gedruckt werden. Also wirklich...!

Have fun!
Lg, Sathiya

1 Kommentar:

  1. Gut zu wissen, welche 3 Typen es gibt. Danke für die umfassende Erhellung :)
    Liebe Grüße
    Petra

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