Donnerstag, 11. April 2013

Herzblut

siehe hier: http://herzblut-messe.de/  (kein Hyperlink)

Was sich hinter dem Link verbirgt, hat so gar nichts mit dem gemeinsam, was ich mir 1. schlimmstenfalls und 2. bestenfalls darunter vorgestellt habe.
Das bringt mich in ungeahnte philosophische Höhen und Tiefen... muß doch zunächst erst einmal näher bestimmt werden, was genau Herzblut eigentlich ist/sein soll, inwiefern in einem Zusammenhang wie Dawanda, Do it yourself, Messen und (Mode)Schmuck von Herzblut geredet werden kann/darf/soll/muß und/oder ob es eher eine Überhöhung einer so gut wie nicht vorhandenen Leistung, eine Adelung derselben oder doch eher ironische Ausdrucksform sein sollte.

Das Wort Herzblut begegnete mir in den letzten Jahren zunehmend in den DIY- und Kreativblogs, wo der markante Ausdruck gewöhnlich dafür verwendet wurde, um etwas von Hand und mit Liebe Hergestelltes in ein besonderes Licht zu rücken, sozusagen mit besonders viel Liebe zu überschütten, verbal gesehen. Da bietet sich das Herzblut geradezu an - ist es doch der ultimative Lebenssaft, der vor allem in romantischen Opern (als das happy end noch nicht erfunden war) dazu diente, besondere Hingabe und besonders große Liebe bis in den Tod zu demonstrieren. (Rücktritt vom Vertrag, Gewährleistung und anders überlegen ausgeschlossen.) Herzblut war und ist der ultimative Liebesbeweis. Basta. Deswegen also, alles wird nicht nur mit viel Liebe sondern mit viel Herzblut hergestellt. Nachzulesen in der Herstellungsart (ein eintragbares Artikelmerkmal bei D.)

Das bringt mich zu meiner (Horror-)Imagination Nr. 1 (Erklärung 1): all die schönen Dinge, mit Herzblut hergestellt, Himmelnocheins, das ganze Blut...!!! (Und Leute, ich weiß genau, wie echtes Herzblut aussieht, selbiges habe ich jahrelang von früh bis spät und spät bis früh im Herz-OP gesehen, vielen Dank, setzen. Die Witzbolde fragen jetzt garantiert nach dem "unechten" Herzblut... bitte, seht euch eine beliebige Taxidermie-Seite an, dann seht ihr, was ich meine. Fahl, blaß, ohne Geist, keine Flamme, kein Feuer, kein Leben.) Besonders unappetitlich finde ich es, wenn jemand wo auch immer etwas Selbstgebackenes, Schiefes, Krümeliges präsentiert und dazu bemerkt, es sei mit Herzblut gemacht. Bäh.

Nun zur Imagination Nr. 2 (oder Erklärung 2): nehmen wir an, Herzblut stehe für etwas besonders mit Liebe Gemachtes, mit Furore, Intelligenz, Geschmack und Können Entworfenes, mit Geschick, Talent und künstlerischer Hand Hergestelles, am besten von Selfmade-Women und -Men.
Dann bin ich einfach nur enttäuscht, wenn mich der obige Herzblut-Link zu einer Fachmesse ohne Zutritt von Endverbrauchern führt, wo folgendes verkündet wird:  
Zur Fashion Week im Sommer 2013 findet am 4. und 5. Juli die neue Herzblut-Messe Berlin statt. Zentral gelegen und in historischer Kulisse präsentiert sie handverlesene Labels, die mit ihren phantasievollen Kollektionen außergewöhnliche Alternativen zum tristen Jeans & T-Shirt Alltag aufzeigen.  (Text von herzblut-messe.de)
Aha. Junge, neue, aufregende Labels, handverlesen, auf dem Sprung in den Mode- und Fashion-Olymp, um ganz genauso zu werden wie ihre Vorbilder, die lustig und völlig ohne schlechtes Gewissen in Fernost ihre Fashion-Massenware produzieren, koste es was es wolle und auf Teufel komm raus. Was im Endeffekt leider ziemlich genauso aussieht wie die Entwürfe der etablierten Labels und Modezaren. Verkauft sich wohl besser, so es sich überhaupt verkauft, dachte man sich wohl. Leider, leider.
Herzblut? Wo? Wohl nur als Garnitur... ;-)

Erklärung 3: Herzblut (TM) (*ironisch*) steht für im besonders hohem Maße emotional besetzte Entwurf, Entwicklung, Design und Herstellung von Fashion-Mode-Waren. Was für ausgebuchte Messehallen, großes Interesse der Presse und entsprechende Werbeeinnahmen steht. Das Interesse und der Erfolg der kleinen Labels ist eher nebensächlich, sollen sie doch zusehen, wie sie kostengünstig den Massengeschmack befriedigen, Hauptsache, der Motor der Werbebranche brummt. Vielleicht schafft ja das eine oder andere kleine Label auch den Sprung aufs Mode-Siegertreppchen - nur werden sie dann wie so viele, leider nur am Aufdruck ihrer Etiketten zu erkennen und von all den anderen zu unterscheiden sein. Das Herzblut ist verblaßt. Und wird auch nicht mehr gebraucht, nun, da es doch um viel wichtigers geht, nämlich sich am Markt zu plazieren und möglichst viel Geld zu verdienen.

Und last not least: auch hier ist Herzblut zu finden, gleich hier im Blog. Igitt?!
Etwas, das unsichtbar ist, nur fühlbar und was man am Ziehen des eigenen Herzens erkennt oder am Zittern der Gehirnzellen. Freue mich, wenn meine Worte und Überlegungen gelesen werden und den einen oder anderen möglicherweise auf den einen oder anderen (neuen) Gedanken bringen.

Live life to the fullest, see you,  Sathiya

PS: man fragt sich, wann das Wort Herzblut als Wortmarke geschützt wird. OB es geschützt wird, steht meiner Meinung nach außer Frage (vielleicht ist es das schon, aber ich habe eben kein Interesse, das zu recherchieren), eher WANN. Wenn sich einer zu einer solchen Geschmacklosigkeit herabläßt. Und nebenbei unglaublich ab(s/m)ahnen kann, weil dieses Wort millionenfach verwendet wird, nicht nur online, sondern auch in Druck- und Printmedien. Das wär´s! Wie der Topf mit Gold am Ende des Regenbogens. Wer zuerst den Nerv dazu hat, mahlt zuerst. (und ich will für diese genialistische Idee eine Beteiligung. ;-) )

3 Kommentare:

  1. Hallo, ich habe gelesen, dass du im August 2012 geschrieben hattest, dass du auch so viele Zugriffe von "Filmhill" auf deinen Blog hattest. Ich habe jetzt das Problem. Konntest du es verhindern oder hat sich das Problem von alleine gelöst?
    LG

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    1. Leider besteht es immer noch :-). Aber ich störe mich nicht mehr daran - solange es keinen spam von dort gibt, kann ich damit leben.
      Viel Glück! Lg, Sathiya

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