Donnerstag, 20. Juli 2017

Kranken- und Gesundheit

Verrückt: hieß es früher (vor mehr als zehn oder zwanzig Jahren) noch Krankenschwester und Krankenpfleger, Krankenkasse und Krankenhaus, Krankheit und Krankenakte usw., dürfen wir uns seit einigen Jahren an neogenial anmutenden Begriffsneuschöpfungen und Bedeutungswandlungen erfreuen:

statt Krankenschwester/Krankenpfleger heißt es nun Gesundheits- und Krankenpfleger/in.

Statt Krankenkasse: Kranken- und Gesundheitskasse oder kurz Gesundheitskasse.

Statt Krankenhaus: Klinikum für <medizinischer Ausdruck> oder "von und zu" <Ort einfügen>

Für Krankheit und Krankenakte und einige weitere Worte, die die Silbe <krank> in sich tragen, ist die endgültige Wortneuwahl wohl noch nicht ganz abgeschlossen.

Ich hätte da ein paar Tipps: Gesundkrankheit. Gesundheitsakte.
Igitt. Aber wetten, daß sich in ein paar Jahren kaum noch einer daran stößt?

Man fragt sich unwillkürlich, wann dann ein Kranker nicht mehr Kranker genannt werden darf, obwohl er - nun ja - krank ist?!


Nachdenklich macht mich vor allem die Umbenennung der ehemaligen Krankenkassen in "Gesundheitskassen".
War es früher noch so, daß die Krankenkassen die Kosten für die notwendigen Behandlungen zur Heilung einer Krankheit übernahmen, scheinen sie mehr und mehr ihren Geschäftsbereich auf die gesunden Anteile der Bevölkerung auszuweiten, sich in Dutzenden Präventionsangeboten, Hokuspokusmedizin, Wellness, digitalem Venetzungsschnulli (Medikamenteneinnehm-App usw.), Bonuszahlungen fürs Nichtkranksein und Neukundenwerbung zu verzetteln, und dabei mehr und mehr ihr eigentliches Kerngeschäft zu vernachlässigen. Und Jahr für Jahr dabei immer teurer zu werden.

Ja, es kommt einem beinahe so vor - und das ist ein durchaus sehr subjektiver Eindruck - als ob die selbsternannten "Gesundheits"kassen sich mehr und mehr als eigentlicher Eigentümer und Besitzer jeglicher Gesundheit im Lande verstehen. Und die freiwilligen und unfreiwilligen Beitragszahler sollen/müssen ihre Gesundheit für teures Geld von den Kassen zurückmieten. Diese Überlegung erklärt übrigens nebenbei ganz zwanglos die ständig steigenden Beiträge zur Krankenversicherung. Dynamische Mietpreisanpassung?

Damit einher geht leider eine besorgniserregende Verlagerung der Verantwortung für die eigene Gesundheit vom Menschen weg hin zur Kranken- äh Gesundheitskasse. Das ist nicht nur auf den Patienten gemünzt - nein! auch die Herren und Damen Mitarbeiter bei den besagten Kassen sind immer öfter der Auffassung, daß ohne sie nichts ginge, schon gar keine Gesundheit.


In diesem Sinne - allen jederzeit eine eiserne Gesundheit!

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