http://uhupardo.wordpress.com/2013/05/20/bedruckendes-zeitzeugnis-ich-war-gefangniswarter-im-irak/
(kursiver Text in blau von da)
Mitte März wurde ein Video veröffentlicht, das zeigte, wie spanische
Soldaten zwei iranische Gefangene in der Basis von Diwaniya mit
Fusstritten traktierten. Die Erzählung des Soldaten Carlos (fiktiver
Name eines jungen Spaniers, der von August bis Dezember 2003 im Irak
stationiert war) sagt nicht direkt etwas aus über dieses Geschehnis,
erklärt aber den psychologischen Hintergrund: eine Mischung aus
Anspannung, schlechter Vorbereitung, falsch verstandener Kamaraderie und
dem Gefühl eigener Hilflosigkeit. Sein Bericht ist ein bedrückendes
Zeitzeugnis.
Bitte. Dort. Lesen.
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Warum tun Menschen sowas, warum?
Wenn man sich überlegen wähnt
Wenn man sich autorisiert glaubt, ethisch fragwürdige Taten zu vollbringen
Wenn man sich jenseits von Strafe wähnt
Wenn man den ausdrücklichen Befehl bekommt
Wenn man Angst vor Strafe hat
Wenn man alles tut, um weiteren Demütigungen zu entgehen
Wenn man zu einer Gemeinschaft dazugehören will
Wenn man der Stärkste und Härteste sein will
Wenn man gründlich idoktriniert und diszipliniert wurde
Wenn die anderen einem sonst dasselbe oder noch schlimmeres antun würden
- dann ist man als Soldat imstande, alle Befehle, egal wie sie lauten, wie fragwürdig sie unter normalen, zivilen Umständen wären, auszuführen
Full Metall Jacket im Irak. Grenzerfahrungen der Menschen.
Der Westen hat in den letzten Jahrzehnten weltweit verschiedenen Ländern "Freiheit, Wohlstand und Demokratie" gebracht, mittels Militäreinsätzen, teils mit brutaler Waffengewalt.
Vietnam, Afghanistan, Somalia, Irak, Balkanstaaten ...
Die oben angegebene Adresse führt zu einem Post, in welchem ein junger spanischer Soldat über seine Zeit im Irak berichtet. Ich fühle mich nach der Lektüre erschüttert und hilflos.
Vor Jahren habe ich ein einziges Mal einen Film gesehen: "Das Experiment", einen deutschen Film, in welchem das sogenannte Milgram-Experiment filmisch verarbeitet wurde. Ich war damals im Kino und war bestimmt zehnmal drauf und dran, aufzustehen und unter Tränen und Protest das Kino zu verlassen. Ich konnte nicht gehen, da ich von der unguten Dynamik der Geschichte regelrecht paralysiert war, und sitzenbleiben mußte, bis zum Ende. Dieselben Gefühle habe ich beim Lesen der Geschichte des jungen Spaniers.
Ich könnte, wenn ich wollte, alles ignorieren, von mir weisen, KANN aber nicht.
Ich würde es gern als Übertreibung abtun oder - schlimmer - als "so schlimm ist es nun auch wieder nicht, es gibt schlimmeres" abwiegeln, sehe mich aber außerstande.
Ich finde Militäreinsätze, um "Freiheit, Wohlstand und Demokratie" zu bringen, grundfalsch.
Welchen Wert hat denn Demokratie, wenn sie mithilfe von Militär gewaltsam installiert wird?
Wie sehen es die Menschen, denen mit vorgehaltenem Gewehr ihre traditionelle Lebensweise verboten und dafür westliche Anschauungen aufgezwungen werden? Daß dies Demokratie sei? Ich glaube nicht. Ich wäre eher nicht in der Lage, die Segnungen und Vorteile der westlichen Lebensweise zu erkennen und dankbar anzunehmen, wenn ich rundum mein gesamtes Land brennen, Menschen sterben sähe, wenn überall Willkür und Gewalt herrschte. Und wenn ich sähe, daß die einzigen, denen es gutginge, die davon profitieren, diejeinigen sind, die all das Elend über einen gebracht haben, erst recht nicht.
Überhaupt - jedesmal, wenn ich von der sogenannten "westlichen Wertegemeinschaft" lese, baut sich in mir Wut und Zorn auf, vor allem, wenn ich wieder mal Berichte über die neuesten Militäreinsätze in sogenannten Krisengebieten, bei denen auch deutsche Truppen teilnehmen, lesen muß. Mit welchem Recht deklariert der Westen seine Lebensweise als die einzig richtige, die es mit allen Mitteln, eben auch mit Gewalt, durchzusetzen gälte?
(Und ja, nein, das Argument, das wir aktuell nun mal keine bessere Gesellschaftsform hätten, kann und will ich nicht ohne weiteres gelten lassen. Sind wir heutigen Menschen denn nicht in der Lage, eine neue Gesellschaftsform zu entwickeln, die die Fehler der alten berücksichtigt? Wollen wir das überhaupt - aus unseren Fehlern lernen...?)
Das schließt den Gedankenbogen zum Titel des Posts: der Mensch ist des Menschen Wolf.
Darum. Ist. Es. So.
Grüße,
Sathiya
(die das Ganze zutiefst deprimierend findet)
Zur Richtigstellung: es ist nicht nur der "Westen", der sich derart erschütternd verhält, um seine Lebensart anderen mit Gewalt aufzudrücken, auch Russland ist gut dabei, einige Länder Afrikas und Kleinasiens, China... es sind ebenfalls keine Unschuldslämmer. Die nationalen militärischen, politischen und wirtschaftlichen Interessen mit Gewalt durchzusetzen (zum Nutzen einiger weniger) ist anscheinend eine übliche Vorgehensweise. Wer die Waffen besitzt und keine Skrupel hat, sie auch einzusetzen, der hat wohl automatisch recht. !?!?!
Schöne neue Welt. Muß wohl so sein. Da wundere ich mich wohl zu Unrecht...