Mittwoch, 25. Juni 2014

Faded out

Vor zwei Monaten ist auf dem Weg, den ich täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, ein Motorradfahrer tödlich verunglückt, mehr oder weniger direkt vor meinen Augen. Eine gefährliche Ampelkreuzung, mit kreuzender Busspur, zweispuriger Fahrbahn in einer Richtung, schlecht einzusehen.
Ich fürchte mich jedesmal, wenn ich an der Unfallstelle vorüberfahre. Ich bin dort auch schon bös gestürzt, weil ein Auto mich übersehen hatte und einfach auf die Busspur zog (die Sorte Busspur, wo auch die Radfahrer fahren dürfen/müssen).

In der Woche nach dem Unfall waren Dutzende von Kerzen, Blumen, Bilder des Verunglückten an der Unfallstelle aufgestellt. Sie sollten an den tragischen und unnötigen Tod eines jungen Mannes erinnern.  Häufig bzw. fast immer folgt darauf ein schlichtes Holzkreuz mit Namen und Geburts- und Sterbedaten, das jahrelang mit Blumen geschmückt wird und die anderen Verkehrsteilnehmer daran erinnern soll, daß hier und dort ein Mensch gestorben ist.
Mir ist klar, daß die Erinnerung nie stirbt - aber in den letzten Wochen gab es immer weniger Kerzen und Blumen, der Name war schon längst abgerissen, es lehnte tagelang nur eine einzelne Rose am Stromverteilerkasten.

Und nun liegt dort, wo vor acht Wochen ein junger Mann starb, nur noch eine zerdrückte Coladose.
Faded out.

Ist der Tod vergessen? Oder nur die Todesstelle?

Oder darf man keine Kreuze mehr aufstellen? Mir ist aufgefallen, daß in den letzten Jahren fast alle Kreuze, die in der Stadt an Unfalltote erinnern, verschwunden sind. Ist es neuerdings eine Ordnungswidrigkeit, ein Kreuz aufzustellen? Ist es eine Ordnungswidrigkeit (ein widerliches Wort, ganz ehrlich, brrr!!), an gefährlichen Stellen genau durch solche Denkmäler darauf aufmerksam zu machen? Und um Rücksichtnahme zu bitten? Die Erinnerung wach zu halten?

Die Erinnerung an die Toten, an rücksichtsvolles Benehmen, an Teilnahme und Mitgefühl... - faded out.

Verständnislos und traurig, Sathiya

Mittwoch, 18. Juni 2014

My evening is your morning 4

Geschichten aus dem anderen Ende der Welt, in den Kommentaren. ;-)

Die besten stories sind doch immer noch die, die das Leben schreibt.

Go ahead - greetings, Sathiya

Weisheit

Im Leben geht es nicht darum zu warten, 
bis das Unwetter vorbeizieht, 
sondern zu lernen, 
im Regen zu tanzen.

Samstag, 14. Juni 2014

Gutschein

Das Schulfest ist gekommen und gegangen, übrig blieb ein Gefühl des "Naja" und ein großer Unmut über Gutscheine.
Einerseits finde ich es gut, die Kinder, besonders die Kleinen und Jüngeren nicht mit Geld in der Hand übers Schulgelände laufen zu lassen, sondern ihnen einen Zettel in die Hand zu drücken, auf welchem die zu verzehrenden Speisen aufgedruckt sind und bei Verzehr durchgestrichen werden. Gute Idee. Weniger gut finde ich, daß ein solcher Zettel, Verzehrgutschein genannt, für einen für Schulverhältnisse doch stolzen Preis von 5 Euro gekauft werden mußte. Das Geld kommt direkt in die Schulspendenbüchse und den Schülern zugute.
Nicht verzehrte Speisen werden übrigens nicht rückvergütet - wie es scheint, ein überwältigendes logistisches Problem! Zu schwierig erschien das Ganze, obwohl es so einfach gewesen wäre - man hätte den tatsächlichen Verzehr ja anhand der nichtdurchgestrichenen Angebote nachprüfen können. Aber - was einmal in der Spendenkasse ist, bleibt auch drin... oder haben Sie mal versucht, von einer Sammelbüchsenträgerin Wechselgeld zu bekommen?! ;-)

Für die Erwachsenen gab es ein differenzierteres System - Verzehrbons im Wert von 50 Cent bzw. 1 Euro, sodaß die Kuchen- und Grillstände nicht mit Bargeld hantieren mußten. Das fand ich gut durchdacht - nur eine Kasse nötig.

Was ich für verlorene Gutscheine gesehen habe... überall lagen sie herum, halb"aufgegessen" ;-), und keinen hat es gekümmert. Wieso auch, wenn überall glückliche bis zu den Augenbrauen mit Schokolade verschmierte Kiddies herumrennen? Bares Geld, das... naja.
Was die Kinder wohl daraus lernen? Geld ist nix wert? Kann jederzeit gegen einen bunt bedruckten Zettel ausgetauscht werden? Es macht nichts, wenn es verloren geht - wo das Geld für den einen Gutschein herkam, ist noch viel mehr? Viel essen und trinken für teures Geld ist gleich Spaß ist gleich Fest?
:-)

(ich höre Sie schon - Geld IST buntbedrucktes Papier. Sie haben ja so recht... :-) )

Es ist vorbei, vorüber, Vergangenheit, Geschichte. Schwamm drüber, Ärger abgeschaltet.
Bei allem Ärger bleibt eine gewisse Faszination über die Geschäftstüchtigkeit der Schule.
Ich bin gespannt, wie hoch die Einnahmen aus der Gutschein- und Verzehrbonverkaufsaktion ausgefallen sind, mit welchen Zahlen sich die Schule schmücken wird. Man rechne: vier Klassenzüge je vier Klassen je 25 Schüler mal 5 Euro plus je Schüler ein Elternteil je 50 Cent bis 2 Euro ergibt eine Einnahme von plusminus ungefähr? Zusätzlich lief noch eine Tombola mit 200 bis 500 Losen, je Los 50 Cent (diese Zahlen sind leider nicht genau, sorry).

Auflösung folgt am Montag oder Dienstag, wenn ich die Zahlen per mail bekommen habe. :-)

Schönes Wochenende, Sathiya

Samstag, 7. Juni 2014

Pfingsten modern

Es ist Pfingsten - das christliche Fest, an welchem die Ausgießung des Heiligen Geistes und in gewissem Sinne die Gründung der christlichen Kirche gefeiert wird.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pfingsten  (kein Hyperlink)

Als ich heute vormittag in der Stadt auf dem Wochenmarkt war, waren vor dem Rathaus viele Stände und Buden aufgebaut, eine Bühne errichtet, eine Kapelle wartete auf ihren Auftritt und allerlei Belustigung für Jung und Alt war vorbereitet. Das Motto lautete: Kirchen in Wiesbaden.
Unter dem Schirm des christlichen Festes sollen alle Kirchgemeinden, Glaubensrichtungen und, Ausprägungen der christlichen Glaubensgemeinschaften friedlich zusammenkommen, um gemeinsam ihr größtes Fest zu feiern. Das große Fest bestand im wesentlichen darin, an den Ständen irgendwas zu essen, zu basteln, sich missionieren zu lassen - alles gegen eine kleine absolut freiwillige Spende. ;-) Die Spendenboxen waren allerdings von beeindruckendem Füllvolumen. :-))
Sei´s drum - der Heilige Geist (und seine Stellvertreter) kann sich schließlich nicht von Luft und Liebe ernähren, oder?

Als kleine "Entertainment"-Einlage saß auch noch ein halb-dreiviertelnackter Mann neben dem Marktbrunnen, der seinen beeindruckenden Bauch auf die Oberschenkel stützte und irgendwas fettiges aß. Dann genüßlich rülpste und beim Auseinandernehmen der Knie einen ultraknappen Mini-Leo-Tanga präsentierte. Was bin ich erschrocken. :-)
Ich weiß nicht - war das früher auch so? Daß fastnackte Männer mitten in der Stadt vorm Rathaus sitzen? Während eines christlich ausgerichteten Festes, wo ziemlich konservative Leute zusammenkommen, dazu reichlich Kinder und Jungvolk, ausländische Gäste, Nonnen und Priester?
Die christlichen Damen versuchten mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Haltung, um dieses Ärgernis drumrumzugucken und vorbildliche christliche Toleranz zu üben. Das ist nicht jeder gelungen, wie abseits zu hören war... mir auch nicht so gut.
Ich kann mir nicht helfen - aber so ein Benehmen ausgerechnet zu Pfingsten sollte nicht toleriert werden. Toleranz hin oder her - neinein. Nicht einmal bei 30°C im Schatten.

Frohe Festtage, ich spendiere für jeden ein Stück Erdbeertorte :-)  -  und liebe Grüße, Sathiya

Donnerstag, 5. Juni 2014

Hundehaufen


Heute morgen trat ich in einen Hundehaufen, der direkt vor der Haustür lag. Frisch.
Ich bin ausgerastet.

Was sind das für Leute, die ihre Hunde vor die Türen anderer Menschen führen, um dort ihren Haufen zu hinterlassen? Welche Gleichgültigkeit gegenüber den Gefühlen und Belangen anderer, welche Scheißegal-Stimmung, welche Feindseligkeit, welches irrige Gefühl, im Recht zu sein, veranlaßt sie dazu??!?!
Ich habe mich wahnsinnig geärgert. Der nächstbeste Hundehalter, der mit seinem Hund daherkam, hat die geballte Wut abbekommen. Was mit leidtut. Der ärmste konnte ja nichts dafür – er war halt nur stellvertretend für all die Hundehaufen, die ich in letzter Sekunde noch elegant umkurven konnte, das Ziel meines Zorns. Es tut mir leid. ;-)

Ich überlege, Pfeffer zu streuen. Oder Essig. Oder mit aggressiven Reinigungsmitteln den halben Straßenzug für Hunde so unattraktiv zu machen, daß keiner da sein Häufchen hinterläßt, weil sie alle ihre Besitzer hinter sich herzerren, um bloß schnell wegzukommen. 

Oder ich nagle ein unübersehbares Schreiben ans Tor. Mit wüsten Beschimpfungen. Oder mit dieser Bekanntmachung:

Hundebesitzer, die ihre Hunde zum Zwecke des Absetzens von Hundekot vor unsere Tür führen, werden gebeten, dies zu unterlassen. Im Falle des Zuwiderhandelns werden wir Sie erst verbal, dann oral, und später auch juristisch damit konfrontieren. Guten Tag.

(Sowas habe ich mal irgendwo so ähnlich gelesen und finde es genial)

Hach, nun geht es mir besser… ;-)
Life is live – best regards, Sathiya