Montag, 1. Mai 2017

Freizeit ist ...

Das Wort "Freizeit" geht einem leicht von den Lippen.
Schon während der ersten Schuljahre wurde man darauf trainiert, auf Nachfrage brav anzugeben, was man denn gern in seiner Freizeit tue. Ohne weiteres Nachdenken hat man von seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen geplaudert. Man plante seine Freizeit, lernte, sie sinnvoll zu nutzen und nicht zu verschwenden. Man übte sich in Effizienz, auch in der knapp bemessenen Freizeit. Manchmal allerdings faulenzte man, ließ fünfe gerade sein und vergeudete dann eben seine Freizeit.

Und kaum einer von uns Kindern hat je über das Wort "Freizeit" an sich nachgedacht. Es wurde als unabänderlich hingenommen, wie so vieles andere auch. Es zog sich hin bis ins Erwachsenenleben, wobei ich zunehmend Gesprächen auswich, die sich um die üblichen Freizeitbeschäftigungen drehten. Das Wort "Freizeit" an sich mißfiel mir.


Was genau soll der Begriff "Freizeit" eigentlich bedeuten? Wo kommt er her, wie ist seine Entstehung?

https://de.wikipedia.org/wiki/Freizeit

Fragt man Wikipedia, so liest man unter anderem:
  • Dieser Artikel beschäftigt sich mit Freizeit im Sinne von arbeitsfreier Zeit.
  • Freizeit = Zeit, in der jemand nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat; für Hobbys oder Erholung frei verfügbare Zeit

Genau DAS ist der Punkt, um den es mir geht.
Die freie Zeit, die ein Mensch hat, wird der Arbeitszeit, die derselbe Mensch zu leisten hat, gegenübergestellt, damit direkt bewertet und - in unserer Leistungsgesellschaft - automatisch als rangnieder eingestuft, im Sinne von <Freizeit ist der Arbeitszeit untergeordnet>, weil sie in erster Linie zur Regeneration und Erholung gewährt wird, also praktisch nur zum Erhalt der Arbeitskraft genutzt werden soll.

Freizeit wird also als Abwesenheit von Arbeit definiert - wie bedauerlich und wie einseitig.
Rein logisch betrachtet, würde es durchaus Sinn ergeben, die Freizeit als Nicht-Arbeit oder die Arbeit als Nicht-Freizeit zu bezeichnen. Linguistischer Nonsense, aber auf einen mehr kommt es dieser Tage ja nicht an, nicht wahr?


Wie würde wohl der Ausdruck für Freizeit lauten, wenn ihm nicht die Arbeit so Dominant gegenüberstünde, sondern die Freizeit an sich das Hauptlebensziel wäre, und Arbeit ihr untergeordnet? Muße etwa?
Und folgerichtig wäre der, welcher sich der Muße hingibt, ein Müßiggänger. Wie negativ.  Und wie passend zur allgemeinen Glorifizierung der "Arbeit" und des "Arbeitsplatzinhabers".

In diesem Sinne. Jedes weitere  Wort ist wohl müßig.