Sonntag, 28. April 2013

Die Welt retten

Davon träumt wohl jeder: einmal die Welt zu retten.
In echt und Farbe, nicht nur in irgendwelchen Computerspielen oder in Filmen oder Büchern.

Wie stolz und heroisch es klingt: "die Welt retten".

Aber, was heißt das schon? Die Welt retten - vor wem und wovor? Wofür? Wieso? Aber mal flugs die Welt gerettet... koste es was es wolle und um jeden Preis, und sowieso gilt: nach uns die Sintflut.
Muß die Welt gerettet werden, oder rettet sie sich schon/schön selber?
Betrachtet man sich es etwas näher, sieht man: die Welt wird schon "gerettet", aber eher nicht von einem selbst.

Was ist überhaupt die "Welt"?
Meine ganz private Welt? Mein Heimatland, mein Kontinent, meine Lebensweise, mein Planet, mein Haus und Garten, mein Besitz? Meine abendliche Routine mit Buch, Musik und Tee? Meine Ruhe und Seelenfrieden?

Ich komme darauf, weil mich persönlich die Geschichten aus der Literatur und aus den Filmen am meisten ansprechen und beeindrucken, deren handelnde Hauptpersonen noch ziemlich jung sind, Kinder, um genau zu sein, oder erst ganz knapp erwachsen.
(Geschichten von bis an die Zähne bewaffneten Muskelprotzen, die assistiert von sexy Blondinen und der Hilfe des gesamten Arsenals der US-Army und der geballten Intelligenz der Elite-Unis mal eben die ganze Welt retten, bevor das Spiel Baseball Apes gegen Baseball Monkeys beginnt, und sie sich zwischenzeitlich dreimal paaren, interessieren mich absolut nicht. Sorry, Rambo, Terminator, Last Action Hero, Mad Max und so fort.)

Nun einige Beispiele:
allen voran natürlich - Harry Potter.    *lach* an diesem Jungen führt kein Weg vorbei. Buch und Film
dann, aus Japan - Full metall Alchemist: Edward Elric. Manga und Film
US-Serie - Dark Angel
der Klassiker: Star Wars - Luke Skywalker
"Erdsee"-Zyklus von U. Le Guin - Buch und Film
Weitseher-Trilogie von R. Hobbs

Wie kommt es, daß für mich in Büchern und Filmen vor allem Kinder und Jugendliche die Welt so erfolgreich, energisch, fantasievoll und die Herzen der Zuschauer tief berührend retten?  Bzw. warum berührt mich das so auf besondere Weise?
Ich habe eine Theorie: sie haben noch keine Besitztümer, keine Erinnerungen, keine Lasten, keine Kostbarkeiten, keinen Rang in der Gesellschaft, die sie verlieren könnten, sie können einfach alles auf eine Karte setzen. Sie sind flexibel und anpassungsfähig, ihre Gedanken bewegen sich noch nicht in eingefahrenen Bahnen mit vorgegebenen Verhaltensmustern. Sie sorgen sich nicht um die Vergangenheit oder Gegenwart. Sie haben nur eins zu verlieren: ihre Zukunft. Sie leben so unglaublich intensiv und lieben mit aller Kraft ihrer jungen Seele, sie sind zu denen, die sie lieben, unendlich loyal, und setzen ihre ganze Kraft ein, ohne etwas für sich zurückzuhalten, wie es ein Erwachsenerer und Erfahrenerer tun würde. Sie sparen nicht mit ihrer Zeit, denn sie leben hauptsächlich im Hier und Jetzt. Deswegen handeln und agieren sie so überzeugend, unvergleichlich echt und authentisch, daß mir die Seele schmerzt.

Ich selbst bin, um die ganze Welt zu retten, schon längst viel zu alt, zu gesetzt, habe zuviel zu verlieren (zuviel von dem, von dem ich glaube, daß ich es habe). Meine Angst überwiegt meinen Wagemut und eine gewisse Resignation, Gewohnheit und Sichbescheiden bzw. sich ins Schicksal fügen, sich mit dem, was man hat, abfinden, haben meine Wünsche nach Verbesserung/Veränderung, nach Rettung verwässert und beinahe zum Verstummen gebracht. Außerdem wäre mir die ganze Welt einfach zuviel zu retten... Mein Drive ist mit mir alt geworden. Mein Sicherheitsbedürfnis überwiegt das Bedürfnis nach Veränderung. Mein Lebensfunke glimmt, wo er vor 20 Jahren noch gelodert hat. (Vielleicht geht es den Filmemachern, die Weltrettungsfilme konzipieren, ähnlich und sie beauftragen eigens deswegen die Muskelprotze, um für sie die Welt zu retten? ;-) Vielleicht gefallen mir solche Filme und Bücher genau deswegen nicht.)

Ob das auch auf andere zutrifft? Keine Ahnung, kann sein, kann auch nicht sein. Ich sehe an mir und meinen Kindern, daß ich nicht so falsch liegen kann.
Ich selbst - mit 20 Jahren - lebendig, unsterblich, "die Welt liegt mir zu Füßen". Heute - naja - andersrum.
Meine Große - 23 Jahre - beginnt, sich in ihrem Leben einzurichten, Wissen, Zertifikate, Bildungszeugnisse, Besitz anzuhäufen, sich einen Rang und eine Stellung in der Gesellschaft zu erarbeiten - und damit Angst zu haben, dies alles zu verlieren. Ihr Weltrettungspotential verblaßt langsam. ;-) Aber sie hat mir versprochen, wenn sie ihr Studium beendet hat, ein Mittel gegen Krebs zu erfinden und eines gegen Migräne. Das letztere würde ich schon als Weltrettung gelten lassen...
Meine Jüngste - ein sonniger Lebensfunke, hell strahlend, lebendig, fröhlich, im Hier und Heute lebend. Sie rettet mal die Welt, ganz bestimmt, und räumt mit all den dümmlichen Vorurteilen über alles und jedes auf, die heutzutage so beliebt sind. :-))

Jeder rette die Welt, so gut er es kann - auch wenn es eher aus Versehen ist. :-)
Für seine Kinder. Und eure, wenn es sich ergibt. Ist wohl eher ein Nebeneffekt.

Take care of yourself, life your life to the fullest - and please save the world, I count on you! Sathiya

4 Kommentare:

  1. Hm, wenn ich jetzt schreibe was ich glaube, dann geht das aber ganz gehoerig gegen meine eigene Devise von 'zerstoert nicht anderer Kreise und geht anderen aus deren Sonne'.

    Lassen wir das lieber und schauen wir das etwas hoffnungsvoller von einer anderen Ecke aus an mit dem Vertrauen auf eine gewisse Selbstheilungskraft.
    Aber 'einfallen' darf unserer 'Species' (Mensch) wohl schon noch einiges um wenigstens uns selbst das Ueberleben zu sichern.
    Um selbige mache ich mir eigentlich auch eher Sorgen als um unseren Planeten.
    Wird schon klappen, Sathiya - zumindest halten uns entsprechende Versuche 'busy and out of mischief' ;-)

    LG, G.

    PS:
    Auch bei mir gilt fuer TV: Keine Leichen/Schlaegereien etc. nach 20 Uhr; d.h. bei uns ist das dann eher 19.30 Uhr als Filmslot-Einstellung.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mich würde schon interessieren, was Du dazu glaubst, gern auch per mail.

      Also - meine Kreise störst Du bestimmt nicht und Du stehst mir auch nicht in der Sonne. Logischerweise hat jeder seine eigenes Weltrettungs-Szenarien oder -Vorstellung, ich sage ja nur, was mich am meisten berührt.
      Es sind die jungen Menschen, die Kinder. Deren Träume sind noch nicht zerstört, von der Macht der Gewohnheit ausgehöhlt, vom Zahn der Zeit angenagt.
      Ich wünschte manchmal, ich wäre auf gewissen Weise wieder ein Kind - neu, unverbraucht, staunend, grenzenlos optimistisch, noch nicht gebeutelt von Mißerfolgen und unguten Erfahrungen.
      Oder ist das wieder mal ein Fall von "Über sieben Brücken gehen zu müssen"??

      Ich geh dann mal... ;-)
      Lg, Sathiya

      Löschen
  2. ;-) I'd say: best weather/time for 'bridges'; haven't you got SPRING ?

    LG, G.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na - ja doch. Frühling - primavera - spring - printemps - ربيع - वसंत - 春天 (ich hoffe, mein online-Translator hat mir mit den arabischen, indischen und chinesischen Schriftzeichen keinen unlesbaren Unsinn rausgegeben) - Sonne, Wärme, Blumen und Blüten, laue Luft, kleine Enten- und Gänseküken am Fluß, bald ist Mai. Meine liebste Jahreszeit. Perfekt, um die Welt zu retten.
      Lach nicht, ich meins ernst!
      Ich fange mit meiner Welt an und arbeite mich dann vor... :-))

      Liebe Grüße und danke für dies und jenes und das cheer-up auch noch, Sathiya ;-)

      Löschen