Samstag, 20. April 2013

Karriere und Frauen

Was mich bewegt:
von hier: http://www.journelle.de/3103/karriere-und-irgendwas-dazwischen/

Ein guter Text, genial auf den Punkt gebracht. Ich bin mit der Bloggerin, die ihn verfaßt hat, nicht unbedingt oft einer Meinung, aber diesmal schon.
Eines der Probleme Deutschlands ist meines Erachtens tatsächlich, daß das Potential der Frauen nach wie vor nicht gebührend gewürdigt wird. Den Mädchen wird schon sehr früh die Trias Küche-Kirche-Kinder eingebläut, von Bilderbüchern mit glücklichen fensterputzenden und Babies badenden Mamas über hauswirtschaftliches Spielzeug (z.B. einen Putzwagen mit Besen, Schrubber und Reinigungsutensilien für die spätere Putzfrau) und Schminkköpfe, meterlange Barbie-Regale in den Spielzeugläden und frühkindliche Fixierung aus Glanz und Glamour inklusive GNTM-Training für 5-Jährige. Und Happy-End im Hochzeitskleid in rosaroten Barbie-Filmen.
Mädchen haben es schwerer als Jungen, eine Gymnasialempfehlung zu bekommen, eine Klasse zu überspringen, wahr- und ernstgenommen zu werden - und das, obwohl sie, verglichen mit männlichen Altersgenossen, besser in allen Schulfächern abschneiden (das gleicht sich erst in der Oberstufe in etwa an). Sogar im Studium sind die jungen Frauen deutlich fähiger und leitsungsbereiter als ihre männlichen Kommilitonen - und dann: tickt die biologische Uhr, sie bekommen Kinder und - BAMM! - sind sie aus dem Rennen.  Zurück in das Karriere-Karussel? Mädels, wo lebt ihr denn, ihr seid hier in Deutschland...!!
Oder sie verzichten auf Kinder, dann geht das Leben weiter wie das der Männer. Mit mindestens genausoviel Arbeit und Verantwortung, aber deutlich und empfindlich weniger Anerkennung, persönlicher, beruflicher und finanzieller Art.

Es ist in Politik und Medien ständig von Frauenquoten die Rede und davon, daß Bewerbungen von Frauen bei Stellenausschreibungen bevorzugt behandelt werden und ausdrücklich erwünscht wären (im gleichen Atemzug mit Behinderten - was auch ein ziemlich bezeichndendes Licht auf die Stellung und Bedeutung der Frau in unserer Gesellschaft wirft), um den Frauen die gleichen Karrierechancen zu bieten wie den Männern, aber die Realität sieht leider so ziemlich anders aus. Die meisten Frauen, die "es geschafft" haben, die Karriere gemacht haben, haben dies nach männlichem Vorbild getan. Wo nicht, hat womöglich im Hintergrund ein sugar-daddy die Fäden gezogen... oder es handelt sich tatsächlich um eine Ausnahme (die leider gern zur Normalität stilisiert wird - ich erinnere an das Un-Buch der Frau Schröder betitelt "Danke - emanzipiert sind wir selber" oder andere).

Will frau nach der Kinderpause zurück in ihren Beruf, werden ihr von allen Seiten Steine in den Weg gelegt - Kinderbetreuung, Kinderkrankheiten, Schulferienorganisation und eine signifikant schlechtere Ausgangssituation, wenn sie sich beruflich neu orientieren muß. Frauen mit Kindern sind ein unternehmerisches Risiko - das habe ich mir nicht nur einmal anhören dürfen. Prima, ist das, wirklich prima. Danke. Es hat eben nicht jede einen großen Förderer im Rücken oder einen Ministerpräsidenten als Vater, meiner beispielsweise war nur ein gewöhnlicher Angestellter.

Im Vergleich mit anderen Ländern, beispielsweise Frankreich oder die skandinavischen Länder, schneidet Deutschland deutlich schlechter ab, erscheint geradezu unmodern, was Frauen und Kinder betrifft. "Der Mann ist der Herr im Haus" und "eine Frau gehört in die Küche" scheinen immer noch zu gelten, irgendwie noch (oder wieder?!) in den Köpfen verankert zu sein.

Vielen Frauen scheint es - um sie nicht als die an ihrer Job-Misere völlig unschuldigen Lämmer darzustellen, was ja auch überhaupt nicht zuträfe - allerdings auch ab einem gewissen Alter egaler zu sein, ob sie Karriere machen oder nicht, ihnen scheinen dann Familie und Kinder wichtiger zu sein. Daraus könnte man(n) schließen, daß frau Karriere und dieselben Job- und Aufstiegschancen eigentlich nicht wolle/brauche/ ihrer nicht bedürfe, deswegen müsse man(n) ihr diese Möglichkeiten auch nicht anbieten.
Ich glaube dieses: sie konzentrieren sich auf ihre Familie und Kinder, weil sie vor dem System resigniert haben und für sich schon ihre Karriere so gut wie aufgegeben haben. Das gilt für einige, viele, unbestimmt viele. Zuviele. Sonst gäbe es dieses System schon längst nicht mehr, sondern eine vernünftige zuverlässige hochwertige Kinderbetreuung mit genügend Plätzen quer durchs ganze Land, eine vernünftige Notbetreuung bei Krankheit bzw. ein Einsehen der Arbeitgeber in die Pflichten einer Mutter bei Krankheit der Kinder und vernünftige Möglichkeiten zur gutbezahlten Teilzeitarbeit gerade für Mütter mit Kindern unter 12 Jahren.
Das wär´s schon. Mehr wünsche ich mir nicht.

Alles klar? ;-)  Greetings, Sathiya

3 Kommentare:

  1. Ich finde, Emanzipation bedeutet doch, die Wahl haben. Ob frau daheim bleibt und die Kinder erzieht, den Gatterich betüdelt (vielleicht zu beider Glück aber leider nur auf ihr eigenes Risiko), oder ob sie Kariere macht. Solange Kinder immer bloß das Risiko der Frauen sind ("Denk doch an die armen Unternehmer, sie können sich doch gar nicht darauf verlassen, dass die Damen immer bei ihnen arbeiten. Die kriegen doch alle Babys, und dann muss man die Babyzeit bezahlen! Kein Wunder, dass lieber Männer eingestellt werden!" Also sprach meine Frau Mama, ihres Zeichens damals Mini-Unternehmerin in einem Tante-Emma-Laden), und die Männmer meistens mehr verdienen als die Frauen, werden Frauen vermutlich keine Wahl haben. Irgendwie ein Teufelskreis...
    Grüßle
    Ursel

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    1. Die armen Unternehmer, wie sie mir leid tun! Wie schön wäre es, wenn sie sich im Gegenzug ebenfalls nicht darauf verlassen könnten, daß sie im Alter genügend Rente bekommen, die unter anderem von eben jenen Kindern erwirtschaftet wird, deren Müttern sie vor Jahren die Job-Tür vor der Nase zugeschlagen haben. (*Ironie aus*)

      Danke für die Wortmeldung!
      Ich wundere mich - inwiefern bezahlt der Arbeitgeber die Babyzeit der Mütter? Der meinige hat null komma nix bezahlt, sondern alles als bezahlten/unbezahlten Urlaub abgerechnet. (von den gesetzlichen Schutzfristen mal abgesehen).

      Ich finde, daß in diesem Fall Mitleid weniger angebracht ist, da ich es fair finde, wenn auch die Arbeitgeber ihren Teil dazu beitragen, der neuen Generation zu helfen, überhaupt erst geboren zu werden und - die IDEE!! eine Art Babykasse analog zur Rentenkasse und Arbeitslosenkasse zu installieren, aus welcher die Kosten fürs Babyjahr bestritten werden. Inklusive Vergünstigungen und Steuervorteilen für Arbeitgeber, die Mütter einstellen.
      Wenn es nicht wieder einmal zu teuer wäre.

      Was mich zur nächsten Frage bringt: wovon eigentlich werden die Elterzeitgelder bezahlt? Aus welcher Kasse? Es scheint doch Geld dazusein, also warum nicht dafür? Und bitte nicht solche lächerlichen Beträge wie die sogenannte Herdprämie...

      Ein Teufelskreis, einer von vielen.
      Eben gelesen: die arme hungerleidende Stromwirtschaft will höhere Profite durchsetzen - die Richter sollen darüber befinden. Ich habe einen Brief meiner Stadtwerke daliegen, wo von "gesetzlich vorgeschriebener Strom- und Gasumlage" die Rede ist, was mich stolze 200€/Jahr mehr kosten wird. Alles für höhere Profite. Gesetzlich vorgeschrieben.
      Ist irgendwie dasselbe in grün, so kommt es mir vor...

      Einen schönen Sonntag (ich gehe dann noch Tango tanzen - naja, eher zusehen ;-) ), Lg, Sathiya

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  2. Weisst Du, eigentlich sollte ich mir in meinem Alter mal den Jux erlauben und offiziell um einen Job ansuchen. Auch in der derzeitigen Stelle vielleicht um laengere Anstellung zu bitten waere vermutlich sehr lustig.
    Denn mein Argument fuer denselben Lohn wie ein Mann in derselben Position waere schliesslich 'aeeetsch, kann auch nicht mehr schwanger werden' ! Wetten, dass dann etwas herauskommt wie 'Sippenhaftung' und 'Umlegung des Risikos auf alle' ?!
    Was mich aber so fasziniert, dass 'dies' wohl DOCH ueberwiegend 'Sippenhaftung' dieser EINEN Geschlechtergruppe zu sein scheint, welche ABER eigentlich von den ja angeblich deswegen finanziell besser zu stellenden Herren ueberhaupt erst in 'diese Gefahren-Situation' gebracht werden.
    Warum zum Kuckuck brauchen DIESE dann an dieser Risiko-Umlegung NICHT teilhaben? ( ;-) nur mal 'bloed' andersherum gefragt)
    Aussserdem ist es wohl - trotz 2013 - noch immer seeehr schwierig mit dem Gesetz: Recht haben und Recht kriegen ist mitunter zweierlei; Verstoesse dagegen schneller auf die Reihe zu kriegen - scheinbar noch schwieriger!

    Ablage unter: improvement of the world? ;-)

    LG, G.

    PS: 'reverse-improvement' auch im Schulsystem? Frueher war das seeehr wohl ueblich, dass auch Maedels fuer Weiterbildung/-empfehlung betrachtet wurden. Inkl. Klassenueberspruenge vorgeschlagen wurden. Mein Gesamtbetreuender Lehrer hatte das einst mit mir vor. Selbiges wurde nur von meinen Eltern (und aengstlichem mir) abgelehnt, weil in dieser Klasse nicht ein einziger Schueler aus demselben Ort dabei gewesen waere. D.h., meine Eltern fuerchteten um den Verlust meines Freundes- und Sozial-Netzes in diesem zarten Alter, was dann evtl. ohnehin kurz danach wieder als schlechte Folge eine Rueckstufung erfordern haette koennen. Ich muss sagen: reelle Chance bei mir - heute noch! Bei mir gibt's mitunter schreckliche 'Schneckenhaus-Phasen'!

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